07.01.2021 – Kategorie: Handel
Agilität ist gefragt – auch in der Lagerlogistik
Online-Händler und deren Logistikdienstleister werden durch die Pandemie vor große Herausforderungen gestellt. Inzwischen haben sich zwar die Anpassungen in den logistischen Abläufen stabilisiert, aber weiterhin sind im E-Commerce Schnelligkeit, Zuverlässigkeit und eine skalierbare Logistik gefordert.
Sortimentsänderungen und -erweiterungen, sinkende oder stark steigende Umsätze in einzelnen Sortimentsgruppen – das sind Faktoren, mit denen Online-Händler in der Corona-Krise zu kämpfen hatten und immer noch haben. Kreativität und Entschlossenheit waren gefragt, um Möglichkeiten zu nutzen. Die Lagerlogistik spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Lagerlogistik auf die Schnelle optimieren
Da ist der Web-Textilhändler, der erfolgreich fair produzierten Mund-Nasen-Schutz vertreibt. Der Zoohändler, dessen Web-Umsätze mit Tiernahrung & Co. durch die Decke gehen. Drogeriemärkte stellen sich nicht nur im stationären Handel den Herausforderungen, die eine exorbitante Nachfrage nach Hygieneartikeln auslöst. Auch der Internet-Lebensmittelhandel und Spezialisten wie Online-Weinhändler oder -Sportartikler profitieren und erreichen neue Kundengruppen.
Die neuen Kunden, die analogen Wechsler, die in Corona-Zeiten zu Online-Einkäufern werden, sind in der Regel vorsichtige Besteller. Der Warenkorb ist kleiner, Aufwand und Kosten für die Logistik entsprechend hoch. Dafür besteht für Online-Händler die Chance, dass viele Erstbesteller Vertrauen zum neuen Vertriebskanal fassen und zu Dauerkunden werden.
Zusammenspiel von Frontend und Logistik
Die Corona-Pandemie wird in manchen Branchen einen ohnehin nötigen Wandel sicherlich beschleunigen. Unzeitgemäßes wird durch Digitales ersetzt werden. Der E-Commerce konnte durch schnelle Anpassung erfolgreich agieren. In Zeiten, in denen auch der Öffentlichkeit die systemrelevante Funktion der Logistik bewusst wird, ist das perfekte Ineinandergreifen von nutzerfreundlichem Frontend und physischer Logistik offenkundiger denn je.
Doch wie lässt sich sicherstellen, dass logistische Prozesse das volatile, marketing-getriebene Jahresendgeschäft mit seinen bedingt kalkulierbaren Peaks optimal abfedern kann? Es sind vor allem drei wesentliche Treiber: Automatisierung und KI, Mitarbeiter-Integration sowie die Anpassung der Supply Chains.
Mitarbeiter-Integration in der Lagerlogistik
Auch in bestens geführten Unternehmen gehen Studien zufolge etwa 30 Prozent an Prozesszeit durch menschliche Organisationsfehler verloren. Dementsprechend stoßen Lagerplanung, Disposition sowie die Festlegung von Priorisierungsregeln an Grenzen. Der Logistik-Spezialist Loxxess setzt deshalb auf Lageroptimierungssoftware, KI und selbst lernende Algorithmen. Dadurch steigt die Effizienz der Prozesse. Engpässe lassen sich erkennen, bevor sie entstehen. Mitarbeiter werden zusätzlich durch sinnvolle Automatisierung entlastet.
Der Schlüssel zu einer skalierbaren Lagerlogistik sind nach wie vor motivierte und gut geschulte Mitarbeiter. Im Campus, den Loxxess am E-Commerce-Standort in Bor nahe der deutsch-tschechischen Grenze betreibt, werden die über 1.000 Mitarbeiter regelmäßig trainiert. Dadurch sind sie dem Logistiker zufolge in der Lage, nach individuellen Vorgaben und Besonderheiten verschiedener Kunden zu agieren. Ebenso wichtig ist, Prozesse stabil und dauerhaft, nach vergleichbaren Standards, zu etablieren. Nur dann können Mitarbeiter zwischen verschiedenen Aufgaben sicher switchen.
Dazu gehört auch, dass die zu bedienenden Systeme wie Lagerverwaltungs-Software, Scanner, Wearables etc. einfach und intuitiv zu handhaben sind. Die Corona-Pandemie fügt dem noch eine weitere Komponente hinzu: Der Umgang mit Abstands- und Hygieneregeln, Plexiglas-Barrieren, Thermokameras will immer wieder geschult und die Mitarbeiter motiviert werden. Gelingt dies, bedeutet es gleichzeitig optimalen Schutz für Mitarbeiter zu gewähren und eine reibungslose Logistik für Kunden.
Anpassung der Supply Chain
Die letzte strategische Neuausrichtung, die nicht nur Loxxess vorgenommen hat, ist die Anpassung der Versorgungsketten beziehungsweise die Nähe zum Verbraucher. Vielen Experten aus den Bereichen Einkauf, Logistik und Vertrieb sind durch die tiefen Einschnitte in globale Supply Chains klar geworden, dass sie ihre Strategie ändern sollten. Schon durch den zunehmenden Protektionismus einzelner Länder und etwa die Handelsstreitigkeiten des US-Präsidenten mit China und der EU, und nun erst recht durch Corona wird offenkundig, dass globale Versorgungsketten kein Selbstläufer sind.
Sie unterliegen zunehmenden Risiken durch Politik, Pandemien oder Naturkatastrophen. Deshalb brauchen Supply Chains kürzere Wege und/oder größere Puffer in der Beschaffung und noch mehr Nähe zum Markt in der Distribution. Das muss kein Mittelfrist- oder Langzeitziel sein. Zumindest in Teilen lässt es sich bereits vor der beginnenden Jahresendrally umsetzen. Wenn nicht mit eigenen Ressourcen, dann mithilfe eines externen Partners.
Auch wenn heute niemand behaupten kann, das Virus in allen Facetten beherrschen und kontrollieren zu können: Der Online-Handel muss sich auf die logistischen Herausforderungen des Jahresendgeschäfts bestmöglich vorbereiten – Agilität zahlt sich aus.
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Über den Autor: Dr. Claus-Peter Amberger ist seit 2009 als Vorstand für die Loxxess AG tätig.
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