06.08.2013 – Kategorie: Handel, IT, Marketing, Recht, eCommerce

Aktuelle rechtliche Unsicherheiten im Payment-Umfeld

ecm_2013_06_401_b3_solmsdorff

ECM: Was sind Ihrer Ansicht nach die derzeit drei kritischsten rechtlichen Probleme im Bereich Payment?

Jan Gackenholz, Senior Corporate Development Manager bei Skrill: Payment  ist ein internationales beziehungsweise globales Thema. Die rechtlichen Parameter sind dagegen auf nationaler Ebene oder nur in einem abgegrenzten Rechtsraum wie der EU definiert. Für international agierende Bezahldienstleister bedeutet das operative Herausforderungen. Konkret zeigt sich das bei der Geldwäsche-Prävention. EU-weit gelten einheitliche Gesetze, die sehr effektiv sind. Aber sobald außerhalb der Eurozone interessante und spannende Märkte bedient werden, gilt es, die dortigen rechtlichen Grundlagen zu beachten und gegebenenfalls das Risikomanagement noch intensiver zu gestalten. Der  Branche geht es allgemein um Planungssicherheit bei der Entwicklung und dem Betrieb der jeweiligen Payment-Lösung. Problematisch wird es, wenn sich Regularien verändern. Das  hat immer Auswirkungen auf das operative Geschäft, jüngstes Beispiel ist die Einführung der SEPA-Lastschrift ab 2014.

Miriam Wohlfarth. Gründerin & Geschäftsführerin bei Ratepay: Als kritisch sehe ich im Moment die SEPA-Umsetzung: Im Moment gibt es noch viele Unklarheiten und zu viele „Scheinexperten“, die Onlinehändlern schlechte Ratschläge geben. Außerdem finde ich den Bereich Datenschutz beziehungsweise Bonitätsprüfung kritisch: Was darf gescored werden, was nicht? Aufsichtsrechtliche Themen wie BaFin und Regularien, ZAG sind meiner Ansicht nach derzeit ebenfalls noch problematisch.

Kilian Thalhammer, Managing Director Paymill: Ich persönlich sehe den KYC-Prozess (Know Your Customer) und die Geldwäsche-Regularien als die derzeit problematischste rechtliche Herausforderung. Die Vereinheitlichung der Lizenzthematiken. Und das Thema Datenschutz machen aber ebenfalls vielen Payment-Anbietern und Händlern Probleme.

José Martinez-Benavente, Business Development Manager Germany bei Sage Pay: Die SEPA-Vorgaben verlangen für die Lastschrift wörtlich ein „signed mandate“. Als rechts- und beweissicher sehen die meisten Juristen allerdings nur die eigenhändige Unterschrift (oder die E-Signatur) an. Das ist gerade vor dem Hintergrund von per Mail oder Onlineformular erteilten Lastschriften eine Herausforderung für Händler. Um dem Schriftformerfordernis zu entsprechen, wäre nach dieser Ansicht – unter anderem bei Abos oder Spenden – das nachträgliche Einholen der schriftlichen Ermächtigungen erforderlich. Im Rulebook gibt es allerdings keine Regel, die eindeutig ein handschriftliches SEPA-Mandat vorsieht. Der Bundestag sagt ausdrücklich, dass der Gesetzgeber „die Regelung den Banken überlassen und nicht in deren Vertragsautonomie eingreifen“ wolle. Bleiben Bundesbank und Kreditwirtschaft dabei, dass handschriftlich unterzeichnete Mandate vorliegen müssen, könnte es zu Problemen mit über das Internet erteilten Lastschriften kommen. Die Mandatsverwaltung ist übrigens Sache des Händlers. Ein weiteres Problem: Inwieweit benötigen E-Commerce-Plattformbetreiber, die als Vermittler zwischen Endkunden und Dienstleistern fungieren und in ihrer Vermittlerfunktion Kundengelder entgegennehmen, auf ein Konto legen und von dort an den Dienstleister überweisen, eine Bafin-Lizenz? Hier fehlt es an einer eindeutigen Regelung. Die Gesetze besagen zwar, wer Zahlungen abwickelt und dafür bezahlt wird, dass er Geld für Endkunden auf Konten vorhält, benötige von der BaFin eine Banklizenz. Viele Online-Geschäftsmodelle basieren darauf, dass mehrere Shops über ein Portal (oder einen Marktplatz) um Kunden werben. Damit der Einkauf so bequem wie möglich abgewickelt werden kann, wird dem Onlineshopper ermöglicht, seinen Einkauf mit einer einzigen Zahlung abzuschließen. Eine eindeutige Regelung, für welches Geschäftsmodell eine Bafin-Lizenz erforderlich ist, fehlt jedoch.

ECM: Der mündige Shop – Ist Risikomanagement schon eine Kernkompetenz im E-Commerce?

Markus Solmsdorff, Geschäftsführer Expercash: Die Anonymität im Internet ist das Hauptrisiko im E-Commerce. Um schmerzhaften Ausfällen im Shop vorzubeugen, sollte jeder Internet-Händler um ein für seinen Shop adäquates Risikomanagement wissen. Die Vielfalt der Zahlungsarten und Zielgruppen birgt unterschiedliche Risiken für Zahlungsausfälle und diese Risiken lassen sich durch verschiedene Gegenmaßnahmen verringern. Adress- und Bonitätsprüfung, Betrugsprävention und Scoring sind die Instrumente, die, effizient eingesetzt, helfen, den Ertrag zu steigern.
Detailliertes Wissen um die verschiedenen Instrumente sowie die operative Umsetzung des Risikomanagements müssen dagegen nicht zu den Kernkompetenzen des Händlers gehören. Dafür gibt es Dienstleister wie uns, die ausgefeilte Services für das Risikomanagement anbieten. Wichtig ist es uns in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden, aus den komplexen Möglichkeiten die für den jeweiligen Shop sinnvolle Ergänzung zu den Payment Services zu finden und dann auch operativ zu übernehmen.

Stefan Krüger, Geschäftsführer bei Valuephone: Nein, sicher nicht. Das Risikomanagement bei Mobile Payment ist sicher noch mal anders und schwieriger als bei online E-Commerce. Händler oder Kreditinstitute tun sich hier beim Risikomanagement verständlicherweise sehr schwer, d.h. Kalkulationen und Geschäfts¬modelle sind schwer zu rechnen. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum sich Mobile Payment lange schwer getan hat.

Christoph Jung, Head of Sales DACH bei Ogone: Das sollte sie sein! Besonders, da Händler mit immer einfallsreicheren Betrügern konfrontiert werden und über mehr digitale Kanäle verkaufen, erhöht sich das Risiko von Zahlungsausfällen und Betrug. Händler sollten die Möglichkeit haben, manuelle Checks entweder an einen Payment-Experten outzusourcen oder In-House-Teams einsetzen zu können, die auch außerhalb der Arbeitszeiten tätig sind. Dabei sollte die endgültige Entscheidung, ob eine Transaktion genehmigt oder abgelehnt wird, in der Hand des Händlers bleiben, damit er die Kontrolle über seinen Vertrieb behält.

Daniela Straube, Sales Director E-Commerce im Geschäftsbereich Risk Management arvato infoscore: Die Kernkompetenz liegt aber eher bei externen Dienstleistern, die gesamthaft und integriert in die Abläufe des E-Shops alle internen und externen Daten verknüpfen. Damit geht auch die jeweilige Kundenhistorie in die Risikobewertung ein, was gerade im Bestandskundenmanagement essentiell ist. Risikomanagement dient neben der Vermeidung von Zahlungsausfällen vor allem der Konversionsmaximierung und der Betrugsprävention, die Unternehmen allein mit internen Daten heutzutage nicht mehr leisten können. Denn neben den in Deutschland gängigsten Zahlarten offene Rechnung und Lastschrift wird auch die scheinbar sichere Kreditkartenzahlung zunehmend riskanter.

Heiner Kallweit, Head of Product Line Risk & Fraud Prevention bei Wirecard: Risikomanagement ist für mich durchaus eine der Kernkompetenzen im E-Commerce und wird besonders interessant für den Shopbetreiber, wenn diese Dienstleistung von seinem Payment Service Provider mit abgewickelt wird. Insbesondere bei einem Produktspektrum mit geringen Margen kann sich schon eine relativ geringe Zahlungsausfallquote stark negativ auf die Geschäftsergebnisse auswirken. Neben der Minimierung von Zahlungsausfällen beinhaltet ein professionelles Risikomanagement auf der anderen Seite auch die möglichst hohe Ausschöpfung von Umsatzpotenzialen. Typisches Beispiel hierfür ist die Vergabe kundenindividueller Kreditlimits auf Basis der bisherigen Kauf- und Zahlerfahrungen.“

Mikael Wintzell, Executive Vice President Sales bei Klarna: Mit dem enormen Wachstum des E-Commerce geht ein steigender Professionalisierungsgrad einher. Das bedeutet für die Online-Händler, dass sie ihre Prozesse und Strukturen entsprechend anpassen müssen, um auch bei zunehmender Größe effizient arbeiten können und somit wettbewerbsfähig bleiben. Aus diesem Grund sollte sich jeder Online-Händler über Risikomanagement Gedanken machen. Ein zentraler Punkt ist hier unter anderem das Zahlungsausfallrisiko. Schließlich haben Zahlungsstörungen eine unmittelbare Auswirkung auf den Geschäftserfolg. Allerdings bedeutet das nicht, dass jeder Online-Händler eigene Tools zur Risikobewertung benötigt – hier können Online-Händler auch Dienstleistungen von Experten in Anspruch nehmen.

ECM:Hilft die Warenkorbbewertung bei der Betrugsprävention? Denn wer kauft beispielsweise schon vier gleiche Blue Ray Player? Oder was ist Ihrer Meinung nach hilfreicher?

Kilian Thalhammer, Managing Director Paymill: Sicherlich ein Weg, aber Fingerprinting oder auch Nutzung von Social Media zur Fraud-Prävention bringt auf Dauer wahrscheinlich mehr. Die Sicht nur auf den Warenkorb ist zu eindimensional – sie kann nur ein Indikator sein.

Markus Solmsdorff, Geschäftsführer Expercash: Die Warenkorbbewertung als Bestandteil der Betrugsprävention lässt sich mit Hilfe Shop-interner Mechanismen, z .B. Abgabebegrenzungen etc., gut in den Griff bekommen. Um zahlungsunfähige oder -unwillige Käufer trotz der Anonymität des Internets bereits im Vorfeld zu erkennen, sind weitere Techniken wie z. B. die Bonitätsprüfung und das Scoring wichtig. Je mehr Daten vom Online-Käufer zur Verfügung stehen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, eine Transaktion mit betrügerischen Absichten identifizieren und verhindern zu können. Im Risikomanagement wird auf vielerlei Wegen geprüft, ob die im Bestellprozess gemachten Angaben stimmen können oder ob Betrüger am Werke sind. Zu den Daten gehören unter anderem die Geolokalisierung der IP-Adresse, die E-Mail-Adresse, aber auch der Abgleich mit historischen Bestellungen und Transaktionen. Letzteres ist einer der wichtigsten Bestandteile der Betrugsprävention. Dabei werden die aktuellen Transaktionen mit historischen Transaktionen verglichen, um mögliche Betrugsmuster zu erkennen. Die Bonitätsprüfung läuft bei uns in der Regel in Realtime – für den als risikolos eingestuften Kunden gibt es daher keinerlei Komforteinbußen im Bestellvorgang. Ergibt die Bonitätsprüfung eine Warnung, so sprechen wir mit Online-Händlern abgestufte Maßnahmen ab. So werden dann beispielsweise besonders risikoreiche Zahlungsarten wie die elektronische Lastschrift nicht mehr angeboten oder auch Vorkasse verlangt.

Daniela Straube, Sales Director E-Commerce im Geschäftsbereich Risk Management arvato infoscore: Die Warenkorbbewertung ist eines der wichtigen Instrumente zur Betrugsprävention. Sie sollte unbedingt im Rahmen einer automatisierten Risikobewertung eingebunden sein. Wichtiger sind jedoch das Zusammenspiel aus Identität, Warenkorb, Anzahl der Bestellungen, Identifikation des Zugangsgerätes, Bestellort, Versand- und Rechnungsadresse.

Mikael Wintzell, Executive Vice President Sales bei Klarna: Die Bewertung des Warenkorbs ist sinnvoll zur Betrugsprävention, allerdings muss sie sehr genau vorgenommen werden, denn ein zu großes oder zu kleines Prüfungsraster schadet gleichermaßen. Auch sollte man sich nicht nur auf einen Prüfungsaspekt beschränken.

Tim-Markus Kaiser, Head of Business Development bei  Payolution, das zu Skrill gehört: Die Warenkorbbewertung fließt bei der Betrugsprävention von Payment-Anbietern mit ein. Allerdings ist sie, alleinig genutzt, keine Garantie für effektives Risikomanagement. Zusammen mit anderen Faktoren wie Geolokalisierung und Abgleich historischer Transaktionen ist es wesentlich schlagkräftiger.

Miriam Wohlfarth. Gründerin & Geschäftsführerin Ratepay: Aufgrund der Dynamik, die Betrugsmuster aufweisen, gibt es keine konkrete Maßnahme, die dauerhaft und wirksam Betrug identifiziert. Vielmehr ist es notwendig, kontinuierlich ein Auge auf Unregelmäßigkeiten zu haben, um neue Betrugsmuster zu erkennen und zeitnah reagieren zu können. Diese Vorgänge können automatisiert durch Systeme unterstützt werden, jedoch ist hier in vielen Bereichen die Kontrolle durch Fraud-Spezialisten unabdingbar.

ECM: Mobile Payment: Seit Jahren gehypt, kommt es nur langsam ins Laufen. Wie machen es hier die Digital Natives? Sollte man hier ansetzen um die große Menge zu überzeugen?

Markus Solmsdorff, Geschäftsführer Expercash: Hier werden oft zwei völlig unterschiedliche Trends vermischt: Die Bestellung über Mobile Clients ist nicht Mobile Payment. Das Smartphone wird als Client im Online-Handel immer wichtiger, aber die Kunden – egal ob Digital Native oder nicht – nutzen dabei aktuell die Zahlungsarten, die sie bereits beim Kauf in Online Shops über den PC verwenden. Mobile Payment ist vorrangig ein Thema des stationären Handels und dort eher für den Bereich der Kleinstbeträge. Aktuell sind neue Bezahlarten am Smartphone absolute Nischen. Es wird noch lange dauern bis das Angebot dieser Zahlungsarten Potenzial als Argument im Wettbewerb der Online Shops entfaltet. Für Online-Händler ist hier Abwarten und Beobachten die Devise. Jemanden von einer neuen Zahlungsart zu überzeugen ist nicht Aufgabe des Online-Händlers. Jede neue Zahlungsart bedeutet Investition – deswegen sind wir als Payment-Dienstleister und kompetenter Berater für ein Shop-spezifisch optimiertes Zahlungsartenangebot ja so gefragt.“

Kai-Uwe Mokros, Geschäftsführer Geschäftsbereich Billing & Payment bei arvato infoscore: Digital Natives warten nur auf eine praktikable Lösung, die auch flächendeckend eingesetzt werden kann. Ansetzen sollte man deshalb eher im lokalen Einzelhandel, um Akzeptanzstellen zu schaffen. Ist die Infrastruktur vorhanden, muss man Digital Natives nicht mehr überzeugen.

Stefan Krüger, Geschäftsführer bei Valuephone: Die Digital Natives werden ein Treiber sein, aber nicht nur. Um die große Menge zu über¬zeugen, muss man einen Zusatznutzen von Mobile Payment anbieten, also das Mobile Pay¬ment einbetten in ein Package für cleveres Einkaufen. Das beinhaltet zum Beispiel auch Ra¬ba¬¬tte und Coupons, Informationen über Sonderangebote, Filialfinder, Öffnungszeiten oder den digitalen Kassenzettel oder self-scanning und self-checkout. Dann bekommt man für mobile payment weitere Ziel¬gruppen: die Schnäppchenjäger, die Hausfrau/der Hausmann, der bestimmte Sonderan¬ge¬bote sucht, der Schnelleinkäufer, der für ein Produkte nicht in die Schlange stehen möchte, usw. Nur wenn man Mobile Payment als neues Bezahlsystem, und isoliert von anderen Aktionen sieht, dann sind es nur die Natives und Nerds, die das Thema treiben, und das wird nicht ausreichend Nachfrage/Anwender bringen, um wiederum die  notwendigen Akzeptanzstellen in der Fläche entstehen zu lassen.

Holger Spielberg, Head of Mobile Payments & Retail Services bei PayPal: Aus PayPal-Sicht sind Zahlungen über mobile Endgeräte längst solide Realität. Wir erwarten für 2013 weltweit elf Milliarden US-Dollar PayPal-Warenvolumen über mobile Endgeräte. Der Anteil mobiler Zahlungen am Gesamtwarenvolumen beträgt im globalen Durchschnitt bei über 20 Prozent. Deutschland hat im internationalen Vergleich noch einigen Aufholbedarf von jetzigen 13 Prozent, Tendenz steigend. Der Hype der letzten Jahre fokussierte im Grunde nur auf verschiedene Übertragungstechnologien, ohne dass wirkliche Problemlösungen für Kunden oder den Handel entstanden sind. Was jedoch geschieht, ist die Veränderung des Konsumentenverhaltens während des gesamten Einkaufsprozesses. Kunden nutzen die vielfältigen Funktionsmöglichkeiten von Smartphones und Tablets, um sich über Produkte, Preise und Händlerbewertungen zu informieren bzw. Rabatte und Deals von Coupons, Geschenkkarten oder Boni aus Kundenbindungsprogrammen zu nutzen. Der Konsument wird mündig und der Handel stellt sich zunehmend mit Omni-Channel Strategien darauf ein. Zahlungen sind kritische Elemente innerhalb der Einkaufsprozesse – eine vom gesamten Prozess losgelöste Betrachtung von Zahlungen ist nicht sehr zielführend.
In diesem Prozess spielen Digital Natives eine große Rolle. Sie sind Smartphone-affin und natürlich auf die Nutzung von Internet und Sozialen Netzwerken habituiert. Infolge der Jugend der Digital Natives gibt es auf der anderen Seite keine über Jahre eingeschliffenen Verhaltensweisen im Bereich Bezahlung und Banking. Somit ist in der Tat dieser junge Kohort ein wichtiger Treiber für die Adoption ganz neuer Einkaufs- und Zahlungslösungen, die insbesondere auf Smartphones beruhen. Für die mittelfristige Verbreitung ist jedoch die kommerziell gewichtigere Kohorte der älteren Smartphone-Nutzer kritisch.“

Christoph Jung, Head of Sales DACH bei Ogone: Im Gegensatz zu Mobile Commerce wird der Zahlungskanal Mobile Payment immer noch kaum genutzt. Eventuell sollten wir diese Evolutionsstufe überspringen und gleich zur nächsten Payment-Generation übergehen. Hier stellt sich die Frage: Was hat jeder Mensch öfter bei sich als sein Mobiltelefon? Denkbar wäre eine Zukunft mit Biometrie-Verfahren.

José Martinez-Benavente, Business Development Manager Germany bei Sage Pay: Initiativen sind in der Vergangenheit gescheitert. Die Vielzahl der verschiedenen Verfahren trägt sicherlich ebenfalls zur Zurückhaltung der Verbraucher bei. Nicht zu unterschätzen ist auch das Thema Gewohnheit – denn das Bezahlen mit dem Handy ist vielen Nutzern einfach noch unbekannt. Daher sehe ich hier einen großen Aufklärungsbedarf. M-Commerce hingegen ist auf einem guten Weg: Von uns durchgeführte Umfragen bestätigen, dass der Verkauf über mobile Endgeräte immer mehr zunimmt. Ein Viertel der von uns befragten Onlinehändler generieren zwischen 10 Prozent und 19 Prozent ihrer Transaktionen über mobile Browser. Weitere 24 Prozent gaben an, dass zwischen 20 Prozent und 39 Prozent aller Kaufvorgänge über Smartphones oder Tablets getätigt werden.

ECM: Das Lastschriftverfahren – Auslaufmodell in Zeiten von SEPA?

Linda Uhl, Head of Alternative Payments bei Wirecard: Gemäß der gültigen SEPA-Verordnung ist der 1. Februar 2014 ein verbindlicher Auslauftermin für nationale Lastschriften und Überweisungen in den Ländern der Euro-Zone. Ab diesem Zeitpunkt verlieren die Verfahren ihre Gültigkeit und werden durch SEPA ersetzt.

Kai-Uwe Mokros, Geschäftsführer Geschäftsbereich Billing & Payment bei arvato infoscore: Die Lastschrift ist auch nach der Umstellung auf SEPA eine der günstigsten und am besten etablierten Zahlarten und wird somit weiterhin Bestand haben. Darüber hinaus gibt es viele Dienstleister, die ihre SEPA-Lösung am Markt anbieten. Das nimmt Unternehmen den Druck, SEPA intern umsetzen zu müssen.

Joerg Schwitalla, Geschäftsführer bei Giropay: Die beliebte Lastschrift im eCommerce ist mit SEPA zwar nicht „tot“, aber sie wird risikoreicher, komplexer und damit kostenintensiver für Online-Shops. Vor allem das Erfordernis eines handschriftlich erteilten SEPA-Mandats ist für Online-Händler ein kostspieliger Medienbruch. Liegt das Mandat nicht vor, kann die SEPA-Lastschrift vom Käufer bis zu 13 Monate zurückgerufen werden. Das heißt, ein Lastschrifteinzug ohne SEPA-Mandat ist für den Online-Händler mit hohem Risiko verbunden und kann teuer werden.

Markus Solmsdorff, Geschäftsführer Expercash: Nein, das deutsche Lastschriftverfahren wird durch die international gültige SEPA-Lastschrift (Direct Debit) abgelöst. Wir betreuen unsere Händler und werden die erforderlichen Anpassungen vornehmen, damit sie auch nach dem 1.2.2014 dieses in Deutschland sehr beliebte Zahlungsverfahren anbieten können.

Miriam Wohlfarth. Gründerin & Geschäftsführerin Ratepay: Ich sehe nicht, dass die Lastschrift im Internet ein Auslaufmodell ist. Nach den FAQ der Deutschen Kreditwirtschaft ist ja die elektronische Erteilung eines Mandats in Schriftform möglich. Laut BGB muss dabei nicht immer zwingend eine Unterschrift vorliegen, E-Mail und Linkbestätigung genügen. Wenn man die Mandate sauber verwaltet, hat man sogar eine höhere Sicherheit als dies heute der Fall ist. Denn der Zahlungspflichtige kann die Lastschrift nur noch binnen zwei Monaten zurückgeben und hat nicht wie zuvor 13 Monate Zeit.

Die Interviewpartner

  • arvato infoscore  ist ein europaweit agierender Dienstleister für ein integriertes und wertorientiertes Management von Kundenbeziehungen und Zahlungsflüssen.
  • ExperCash ist ein Payment Service Provider, der für Online-Händler den jeweils optimalen Mix an Zahlungsarten zur Ertragssteigerung ermittelt und realisiert. Ergänzt werden die E-Payment-Dienste durch a Risikomanagement und integriertes Debitorenmanagement.
  • Die mit Giropay verbundene Zahlungsgarantie bietet Händlern optimalen Schutz vor Zahlungsausfällen – und der Kunde zahlt bequem und sicher über sein gewohntes Online-Banking.“
  • Klarna bietet sichere und einfache Zahlungslösungen, bei denen Kunden erst nach Erhalt der Ware bezahlen müssen und Händler ihr Geld in jedem Fall bekommen – denn Klarna übernimmt das Zahlungsausfallrisiko.
  • Ogone ist ein internationaler Anbieter von Payment Services. Dank zertifizierter Schnittstellen zu mehr als 200 Banken und Finanzdienstleistern kann Ogone jeweils die Bezahlmethoden bereitstellen, die von den Käufern in den jeweiligen Ländern präferiert werden.
  • Paymill bietet eine schnelle und einfache Möglichkeit, Zahlungen in eine Webseite einzubinden. Es werden alle gängigen Kredit- und Debit Karten wie z.B. VISA, Mastercard, American Express, Maestro uvm. unterstützt. Die API ist technisch sehr einfach integrierbar. Die Abrechnung erfolgt rein transaktionsbasiert – d.h. ohne Setup- oder Fixkosten. Die Freischaltung dauert nur wenige Tage. Paymill unterstützt ebenfalls mobile in-app Zahlungen für iOS und Android sowie wiederkehrende Zahlungen.
  •  Als neue Generation der Online Zahlungsmittel bietet Payolution Online-Händlern ein Full-Service Paket rund um innovative Bezahlverfahren an. Payolution gehört zur Skrill Gruppe (ehemals Moneybookers). Skrill ist eines der Online-Bezahlsysteme in Europa und ermöglicht Kunden, Online-Zahlungen sicher zu tätigen oder zu erhalten – ohne bei jedem Zahlvorgang persönliche Daten preiszugeben.
  • RatePAY bietet Onlinehändlern Payment-Lösungen für Ratenzahlung, Rechnungskauf und Lastschrift und übernimmt dabei die komplette Abwicklung und das Ausfallrisiko. 
  • Sage Pay ist ein Payment Service Provider.
  • Valuephone ist ein Software-Spezialist für mobile Loyality, entwickelt und betreibt Plattformen für mobile Services im Handel, inklusive Mobile Payment, Kassenintegration und Apps für die Konsumenten.
  • Wirecard bietet Produkte und Dienstleistungen rund um den elektronischen Zahlungsverkehr. Die Dienstleistungen der Wirecard Bank ergänzen das Angebotsspektrum für Geschäftskunden um Kreditkartenakzeptanz-Verträge, Bankdienstleistungen und innovative Prepaid-Kartenprodukte.

Dieser Beitrag erschien erstmals im Schwerpunkt „Payment, Risikomanagement & Inkasso, e-commerce Magazin 06/2013



Scroll to Top