22.08.2013 – Kategorie: IT

Analysten: Apple I tritt zu spät und mit zu vielen Defiziten in den Automobilmarkt ein

Der Unterhaltungselektronik-Riese Apple hat das neue IOS 7 für die Automobilindustrie präsentiert, das beachtliche Änderungen an der Schnittstelle und verbesserte Sprachfunktionen des persönlichen Assistenten SIRI bietet. Die Automobilhersteller haben jedoch bereits eine lange Strecke mit ihren jeweiligen Partnern zurückgelegt, ohne die Notwendigkeit für Apples Engagement erkennen zu lassen. Die Bekanntgabe kann als eine schrittweise Annäherung angesehen werden, nachdem Apple SIRI EyesFree auf der letztjährigen WWDC angekündigt hatte.

„Im Vergleich zu anderen Akteuren, wie etwa Google und Microsoft, hinterlässt Apples Engagement für die Automobilindustrie ein weitestgehend unscharfes Bild – und die Ankündigungen bezüglich EyesFree und der Integration von iOS sind bestenfalls als eine vorhersagbare, reflexartige Reaktion zu werten, weil sie im automobilen Betriebssystemmarkt außen vor bleiben“, sagt Frost & Sullivan Industry Analyst, Herr Krishna Jayaraman. „Auch wenn es spannend ist, kommt das „iOS für Autos“ einfach viel zu spät auf den Markt.“

Im Jahr 2012 verkündete Apple seine EyesFree-Partnerschaft mit neun Automobilherstellern. Es gab Gerüchte, dass dies der nächste Megatrend für das vernetzte Auto sein und dass Apple die Vorherrschaft der traditionellen Tier I-Anbieter stürzen würde, um eine viel größere Rolle beim vernetzten Auto zu übernehmen. Bislang haben nur GM, Honda und Mercedes-Benz die Anwendung implementiert. Andere OEMs konzentrieren sich weiterhin auf die Priorisierung zwischen SIRI und der nativ entwickelten, eingebetteten Spracherkennung, die u.a. von Nuance bereitgestellt wird – und für das Auto als primäre und sekundäre Spracherkennung entwickelt wurde –, und die Grenzen ihrer Funktionalität. Bisher war nur GM erfolgreich mit der Entwicklung von Spark and Sonic erfolgreich, das SIRI als Feature einschließt, während man bei BMW davon ausgeht, dass sie dem Beispiel bei allen ihren 2014er Modellen folgen werden.

„Die Ankündigung von Apple enthält kein großes Bedrohungspotenzial für den Markt für herkömmliche Infotainmentsysteme im Automobil“, meint Herr Jayaraman. „Während OEMs wie etwa BMW diese neue Lösung kategorisch ablehnten, ist sie für ein paar Nischen-OEMs ideal geeignet, denn sie können von einer vorgefertigten Lösung erheblich profitieren.“ Der Vorteil ist, dass sie eine bewährte Plattform in Smartphones ist. Es besteht keine Notwendigkeit, proprietäre Lösungen für Personalisierung und Konnektivität zu schaffen. Spezialisierte App-Entwicklungsprozesse und App-Shops für den automobilen Bedarf sind verfügbar, aber sie beschränken sich auf die Bereiche Musik, Telefonie sowie Navigation und unterstützen keine Apps. Darüber hinaus könnte die Verfügbarkeit von SIRI für die Steuerung von Smartphones und nativen Fahrzeugfunktionen ein großer Segen sein.

Apple behauptet, dass iOS im Auto von einer Vielzahl von Automarken angenommen warden wird, worunter Honda, Mercedes-Benz, Nissan, Ferrari, Chevrolet, Kia, Hyundai, Infiniti, Volvo, Vauxhall/Opel und Jaguar zu finden sind. BMW wird in dieser Liste nicht angeführt, hingegen Hyundai und Kia schon. „Für OEMs, die bereits ihre Infotainmentsysteme – speziell jedoch die Integration von Smartphones mitsamt ihrer Anwendungen und Inhalte – etabliert haben, ist es schwierig, die gesamte Architektur zu ändern und ein komplett neues System umzusetzen“, warnt Herr Jayaraman. Die größte Herausforderung ist der Abgleich von iOS mit aktuellen OEM-Entwicklungen. Die Haltung der OEMs bei der Integrationstechnologie für iOS-Geräte und ihre Neigung, gar nicht wirklich nach proprietären Entwicklungen Ausschau zu halten, könnte Apple helfen, eine eigene Nische zu finden.

OEMs fällt es schwer, ein gleichwertiges Angebot bereit zu stellen, das nicht nur die neuesten und besten Funktionen bietet, sondern auch sicherheitsrelevante Aspekte abdeckt. Das jüngste Beispiel ist die Ankündigung von Ford, neben Touchscreens wieder althergebrachte Schaltknöpfe und Schalter zu verwenden, und sie zeigt nachdrücklich, dass die Autowelt noch nicht bereit ist für den allgegenwärtigen Einsatz von Touchscreens. Es gab große Pannen mit den proprietären Karten und Probleme mit der Schnittstelle bei der iOS6-Version, die auf Unzulänglichkeiten hinweisen. Auch wenn Apple über keine wirkliche Erfahrung im Automobilbereich verfügt, kann iOS7 mit SIRI eine vielversprechende Nische besetzen.

„Apple zielt auf ein Nischensegment ab und hat die richtigen ersten Schritte unternommen, indem sie für den Markterschließung die Popularität ihrer Smartphones nutzen“, bemerkt Herr Jayaraman. „Wenn sie ein Systemintegrator werden wollen, dann hat Apple den perfekten Eröffnungszug gemacht.“

OEMs, wie etwa Ford, GM, BMW, Mercedes Benz, Chrysler und Audi, haben in ihre eigene Smartphone-Integration und App-Entwicklung investiert, wohingegen andere sich entschieden haben, integrierte Systeme zu erschließen, wie etwa Aha von Harman. Dies lässt wenig Spielraum für Apple, könnte aber zur saubersten und engsten Integration von iOS-Gerät und Content führen.

„Aus einer automobilen Tier I-Perspektive betrachtet ist es eine großartige Gelegenheit, eine Partnerschaft mit Apple einzugehen und iOS in ihr Infotainment-Framework zu integrieren“, schließt Herr Jayaraman. „Apple muss einen Weg finden, diese iOS-Integration abwärtskompatibel zu gestalten, indem sie mit den Aftermarket-Abteilungen der OEMs zusammenarbeiten und eine Lösung finden, die mit älteren Fahrzeugen kompatibel ist. Hierdurch kann Apple ein größere Menge an Autos erfassen und eine tiefergehende Wirkung erzielen.“


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