22.11.2022 – Kategorie: Marketing
Betrug auf Instagram: Das sollten Sie über die neue Erpressungsmasche wissen
Eine neue Art von Betrug auf Instagram sorg für Angst unter den Nutzern von Creator-Accounts. Viele von ihnen haben über Jahre mit viel Engagement eine große Reichweite aufgebaut. Nun müssen sie befürchten, dass ihr Account plötzlich gesperrt wird – von Instagram.
Die neue Betrugsmasche auf Instagram geht von Erpressern aus, die hohe Summen verlangen, um das Profil wieder freizugeben. Zu den Betroffenen zählen viele Influencer wie auch Unternehmer, die auf den sozialen Plattformen aktiv sind. Erpresst wurde auch der Marketingprofi Raoul Plickat. Er sollte für die Wiederherstellung seines Accounts mit 18.000 Followern eine vierstellige Summe in Kryptowährung an Unbekannte zahlen. Seiner Meinung nach macht es Instagram den Kriminellen einfach. Sein Profil hat er inzwischen dank guter Kontakte zu Instagram wieder. In folgendem Beitrag erklärt Raoul Plickat, wie der Betrug auf Instagram funktioniert und warum Instagram gegen die Betrüger schnell vorgehen muss.
Betrug auf Instagram: Wie eine gute Idee zum Problem wird
Probleme mit Fake-Accounts gibt es beinahe so lange, wie es Instagram selbst gibt. Betroffen sind vor allem Prominente und Unternehmer, denen viele User vertrauen. Denn für die Nutzer der Plattform ist es kaum möglich, ein echtes von einem gefälschten Profil zu unterscheiden. Um Abhilfe hierfür zu schaffen, führte die Plattform 2018 eine Verifizierung ein – den blauen Haken. Dieser Haken zeigt an: Das hier ist das authentische Profil. Die Verifizierung bestätigt also, dass auf dem Account die echte Person agiert.
Um diese Verifizierung von Instagram zu erhalten, muss man zunächst alle vorgegebenen Anforderungen erfüllen. Das Profil repräsentiert reale Personen oder Marken, die – mit Ausnahme von internationalen Brands – jeweils nur einen Account besitzen dürfen. Außerdem muss das Profil öffentlich und mit allen ausgefüllten Informationen in der Bio sowie einem Profilbild ausgestattet sein. Auch gilt, dass kein Verweis auf Profile in anderen sozialen Netzwerken erfolgt. Schlussendlich muss die Person oder Marke bekannt, oft gesucht und in den Medien vertreten sein.
Antrag für die Verifizierung bei Instagram einreichen
Das Einreichen des Antrags für die Verifizierung ist simpel und funktioniert lediglich über Instagram selbst. Die Problematik liegt jedoch darin, dass es nach der internen Überprüfung von Instagram nur in seltenen Fällen reibungslos und beim ersten Versuch funktioniert, den blauen Haken zu erhalten. Insbesondere Marken haben es damit sehr schwer. Allein in Europa werden pro Tag über 200.000 Anfragen für die Verifizierung mit dem blauen Haken bei Instagram eingereicht – nur 2.000 Nutzer pro Monat erhalten diese jedoch auch. Entscheidend sind hier die Presseveröffentlichungen über die jeweilige Person oder Marke.
Verifikation kleinerer Accounts über ein Panel
Es gibt bei Instagram sogenannte Panels, bei denen es sich um Zugänge für beispielsweise Fußballvereine oder Musiklabels handelt. Sicherlich kennen viele den ein oder anderen Account von regionalen Fußballern, die zwar nur etwa 2.000 bis 3.000 Follower, aber dennoch einen blauen Haken haben. Oder Accounts von Musikern, die etwa 10.000 Follower haben und dennoch verifiziert sind. Die Verifikation solcher kleineren Accounts erfolgt dann über ein Panel.
Das heißt Musiklabels, Fußballvereine oder bestimmte Organisationen wie zum Beispiel Modelagenturen erhalten über Instagram dieses Panel als Extra-Zugang. Die Vereine oder Organisationen können dann für ihre Künstler, Models oder Personen, die unter ihrem Management sind, Verifikationen wie den blauen Haken beantragen. Sie haben dadurch also auch bestimmte Rechte, die andere Nutzer nicht haben. Die Person, die die Administrator-Rechte über solch ein Panel verfügt, kann damit nun aber auch betrügerische Absichten verfolgen. Genau das war bei einem indischen Panel mit mehreren verifizierten Accounts und mit einer gewissen Anzahl von Followern in Indien.
So funktioniert der Betrug auf Instagram
Die Erpressungsmasche funktioniert wie folgt: Die Personen, die Zugang zu dem Panel haben, erstellen im ersten Schritt mehrere Fake-Accounts von echten verifizierten Profilen. Dann werden noch zusätzlich Fake-Follower und Fake-Likes erworben, um die Glaubwürdigkeit der erstellten Profile zu unterstreichen. Danach lassen die Betrüger die Profile für mehrere Monate ruhen. Dabei wählen sie nur die Accounts, die eine gute Reichweite haben. Über Social Blade können sie beispielsweise herausfinden, welche Accounts zwischen 10.000 und 15.000 Follower und eine gute Interaktionsrate haben. Danach passiert wieder einige Monate nichts – die Betrüger lassen die Accounts altern.“
Die Übernahme des echten Accounts
Der Höhepunkt beim Betrug auf Instagram findet dann statt, wenn die Betrüger den Inhabern des echten Accounts drohen, dass sie ihr Profil löschen werden, wenn sie nicht ihre Anweisungen befolgen. Am nächsten Tag melden die Erpresser mittels ihrer kopierten und betrügerisch verifizierten Accounts die echten Inhaber als Fake-Profile, was dafür sorgt, dass die echten Accounts ohne menschliche Überprüfung von der Plattform verbannt werden. Schließlich haben verifizierte Accounts eine hohe Glaubwürdigkeit bei Instagram.
In vielen Fällen wissen die echten Account-Inhaber nicht einmal, warum ihr Account gelöscht wurde, weil das schließlich über das Panel erfolgt – und solche Vorgänge können über ein Panel massenweise geschehen. In seinem Fall forderte der Erpresser Kryptogeld, um eine endgültige Löschung zu verhindern.
Betrug auf Instagram: Freigabe von Accounts hat hohe Hürden
Den Account zurückzubekommen, ist schwierig. Die Plattform gibt meist unzureichende oder gar keine Informationen über den Grund der Sperrung eines Accounts. Wer keine guten Beziehungen bei Instagram hat, ist in einer misslichen Lage. Die Anfechtung der Sperrung des Profils erfolgt unter Zeitdruck, denn laut AGB kann Instagram die Inhalte schon nach 90 Tagen komplett löschen. Für Leute, die ein Online-Business haben, ist dies ein schwerer Schlag. Diese neue Art für Betrug auf Instagram ist kein Einzelfall – in Wirklichkeit sind täglich hunderte Nutzer von solchen Erpressungsmaschen betroffen.
In der Regel werden solche Fälle jedoch nur selten von Instagram nachverfolgt oder aufgedeckt. Stattdessen schreitet die Entwicklung von Fake-Profilen auf Instagram voran. Sie werden immer mehr dafür genutzt, um authentische Profile mit dem blauen Haken von Instagram zu verbannen. Neben verlorenen Umsätzen wird so auch die Reputation der Unternehmer geschädigt. Zugleich geht vielen Usern das ungetrübte Nutzererlebnis auf Instagram verloren. Spätestens hier sollte die Plattform ein eigenes Interesse haben, den Betrug auf Instagram so schnell wie möglich zu verhindern.
Über den Autor: Raoul Plickat ist Gründer von CopeCart und Marketing.MBA. Er ist seit 2012 im Marketing-Bereich tätig und hat sich seitdem zu einem der gefragtesten Marketer Deutschlands entwickelt. In seiner Tätigkeit optimiert der Experte die Positionierung und Marketingmaßnahmen von Marken. Für sein Wirken hat er unter anderem den Two Comma X Award erhalten. (sg)
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