Bezahlen mit dem Handy: Die Branche trifft sich in Berlin
Die Konferenz MCTA am 31. Januar und 1. Februar ist die wichtigste deutschsprachige Konferenz im Mobile-Payment-Umfeld. In diesem Jahr treten die Mobilfunkanbieter Telekom Deutschland, Vodafone und Telefonica O2 erstmals gemeinsam auf.
Kunden fragen sich seit Jahren, wo das Bezahlen mit dem Handy bleibt. Mehr als 50 Prozent der Deutschen würden das Handy gern für Zahlungsvorgänge nutzen. Auf der 11. Konferenz „Mobile Communications – Technologien und Anwendungen (MCTA 2011)“ am 31. Januar und 1. Februar in Berlin treten nun die Mobilfunkanbieter massiv auf den Plan. Sie wollen mit ihrer Bezahllösung über das Internet in den stationären Handel.
Die Vertreter der drei Mobilfunkanbieter, Dr. Stefan Eulgem (Telekom Deutschland), Jochen Bornemann (Vodafone) und Michael Kurz (Telefonica O2), werden in Berlin gemeinsam auftreten und ihre Kooperationslösung präsentieren. Ihrer Terminologie zufolge vereinigt sie „M-Payment 1.0“, das Bezahlen kleiner Beträge für digitale Güter im E- und M-Commerce, „M-Payment 2.0“, das Bezahlen mittlerer Beträge im E-Commerce und „M-Payment 3.0“, das Bezahlen mit der NFC-Technologie (Near Field Communication) im stationären Handel. Dabei wird im ersten Fall über die Mobilfunkrechnung, in den beiden anderen Fällen über Lastschrift/EC-Karte oder andere traditionelle Kanäle abgerechnet. Auf der Konferenz MCTA können die Experten die Lösung direkt mit der Kooperation der französischen Mobilfunkanbieter vergleichen, deren aktueller Stand von Susanne Molkenthin-Lacuve von Bouygues Telecom vorgestellt wird.
Ein Paukenschlag war jedenfalls in dieser Woche bereits aus München zu vernehmen, als der Vorstandschef von Telefónica O2, René Schuster, über M-Payment und die NFC-Technologie sprach: „Was wir jetzt erleben, ist eine zweite Internetrevolution“, zitierte ihn dpa-AFX. „Ich werde nicht überrascht sein, wenn es in fünf Jahren keine Kreditkarten mehr gibt.“ Diese Vorlage lässt sich die M-Payment-Fachwelt natürlich nicht entgehen, wenn sie sich am Montag und Dienstag in Berlin auf der Konferenz MCTA trifft.
Dabei ist interessant, dass der Ansatz der deutschen Mobilfunkanbieter in wesentlichen Teilen dem Mobile-Payment-Referenzmodell (MPRM) ähnelt, das Forscher der Universität Augsburg vor einigen Jahren für das „National Roundtable M-Payment“ im Rahmen der MobilMedia-Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums entwickelten. Insbesondere deutlich wird die Ähnlichkeit bei der Grundkonstruktion der Mobilfunker-Lösung mit einer Unterscheidung nach den Bezahlszenarien und Nutzungsszenariotypen des MPRM, die wie im Vorbild jeweils unterschiedliche technische Lösungen und Abrechnungswege erhalten, aber für Kunden und Händler in einem Gesamtsystem unter einer Marke zusammengeführt werden. Eine Kooperation mit Banken, wie sie damals ebenfalls diskutiert wurde, ist dagegen nicht vorgesehen.
Zustimmung löst diese Herangehensweise bei M-Payment-Experten aus. „Wir finden den grundlegenden Ansatz richtig und freuen uns, dass unsere Forschung zu einer Lösung beitragen konnte“, so PD Dr. Key Pousttchi, Leiter der Forschungsgruppe wi-mobile an der Universität Augsburg. „Über den Erfolg wird jedoch jetzt die Detailarbeit bei der Einführung entscheiden.“
Gelingt den Mobilfunkanbietern der Marktdurchbruch, könnte Mobile Payment jedenfalls in einigen Jahren das einzige bargeldlose Bezahlverfahren in Deutschland sein, das nicht amerikanisch dominiert ist. Innovative Bezahlverfahren von Banken sind jedenfalls auf absehbare Zeit in Deutschland nicht zu erkennen. Das gilt auch auf der Ebene der Europäischen Zentralbank, bei der es bisher keine Aktivitäten zur Einführung von elektronischem Zentralbankgeld gibt. Auch das Thema Mobile Money Transfer wartet bisher noch auf adäquate Lösungen.
Ausführliches Programm und Anmeldung: http://www.mcta.de
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