19.11.2022 – Kategorie: Handel
Black Week 2022: Höhere Rabatte wegen niedriger Nachfrage
Die diesjährige Sonderverkaufs-Saison zwischen Black Week und Weihnachten findet erneut unter schwierigen Bedingungen statt. Dennoch erwarten Experten von GfK eine hohe Nachfrage nach Consumer Electronics, IT-Produkten und Haushaltskleingeräten – insbesondere wegen der hohen erwarteten Rabatte.
Auch 2022 steht der Markt für technische Konsumgüter vor großen Herausforderungen. Während den Händlern 2021 vor allem Lieferkettenprobleme und die Auswirkungen der Pandemie Sorge bereitete, drohen dieses Jahr die inflationsbedingt kleineren Budgets der Konsumenten und die gesättigte Nachfrage in vielen Bereichen die Rabatt-Saison der Black Week zu dominieren. Der Umsatz wuchs in den ersten neun Monaten des Jahres zwar insgesamt um ein Prozent. Dieses Wachstum wurde aber fast ausschließlich vom Bereich Telekom mit einem Plus von zwölf Prozent bedingt. Andere Bereiche entwickelten sich weniger positiv.
„Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden Händler die Black Week dieses Jahr nutzen, um durch besonders hohe Rabatte Schwung in die Produktgruppen zu bringen, die in den vergangenen Monaten nur wenig nachgefragt wurden”, weiß Alexander Dehmel, Experte für technische Konsumgüter bei GfK. „Das gilt für alle Geräte, insbesondere aber für Produkte im Einstiegs- und mittleren Preisbereich. Auch im Premiumbereich erwarten wir viele Aktionen, auch wenn sich dieser Bereich im Jahr 2022 einer stabileren Nachfrage erfreute.“
Viele Händler nutzen derzeit jede Gelegenheit, ihre Produkte zu bewerben. Egal ob zum Singles Day, zur Cyber Week und Black Week oder zur Fußball-WM. November ist mittlerweile der wichtigste Shopping-Monat der Deutschen für technische Konsumgüter. Über elf Prozent des Jahresumsatzes 2021 wurden im November generiert; 21 Prozent des Jahresumsatzes im November und Dezember 2021 zusammen. Aufgrund des schwachen Ergebnisses der ersten neun Monate wird dieser Anteil im Jahr 2022 weiterwachsen.
Black Week: Fernseher und Laptops mit höchster Umsatzsteigerung
Für Fernseher und Laptops erwarten die Experten von GfK die größten Umsatzsteigerungen im Vergleich zu einer durchschnittlichen Woche. Da Fernseher mit dem Abflauen der Pandemie im bisherigen Jahr 2022 weniger stark nachgefragt wurden (minus 14 Prozent Umsatz), verfügen Händler aktuell über hohe Lagerbestände. Auch mit Blick auf die anstehende Fußball-WM ist daher mit hohen Rabatten für Fernsehgeräte sogar bei höherpreisigen Produkten zu rechnen. Viele Aktionen laufen bereits und es ist zu erwarten, dass sich diese bis zum Jahresende fortsetzen werden. Bei Laptops ist die Nachfrage ebenfalls rückläufig, im Vergleich zum Pandemiejahr 2021 verzeichnet der Bereich ein Minus von neun Prozent. Der Rückgang betrifft den Einstiegs- und Premiumbereich. Diese Tendenz ist auch in weiteren wichtigen IT-Kategorien zu beobachten.
Kleingeräte sind insbesondere während der Pandemie sehr stark gewachsen und haben in den letzten Jahren stark von Black-Friday-Aktionen profitiert. 2022 entwickelte sich der Umsatz nur in vereinzelten Kategorien positiv, beispielsweise bei persönlichen Geräten wie Hairstylern (plus 15 Prozent). Oder bei Geräten zur Zubereitung von Essen, wie Heißluftfrittier-Geräten (plus 30 Prozent). Insgesamt sind die Umsätze im Bereich der Kleingeräte um fünf Prozent rückläufig.
Elektrogroßgeräte (Major Domestic Appliances, MDA) haben sich mit einem leichten Umsatzwachstum von zwei Prozent im Laufe des Jahres zwar positiv entwickelt, zeigen aber in den letzten Monaten deutlich rückläufige Entwicklungen (4 Prozent Umsatzrückgang im September). Gleichzeitig haben sich die Produktverfügbarkeiten deutlich verbessert. Entsprechend ist in bestimmten Segmenten mit Angeboten zu rechnen, auch wenn Großgeräte beim Black Friday weniger im Fokus stehen als IT, Kleingeräte (SDA) oder Consumer Electronics.
Black Week: Kluft zwischen Premium- und Preiseinstiegs-Produkten
„Inflation und geringere Haushaltsbudgets vergrößern in diesem Jahr die Kluft zwischen Premium- und Standardprodukten. Während krisenresistente Personen weiterhin im Premium-Segment kaufen, weichen Haushalte mit geringerem Budget auf Preiseinstiegsprodukte aus und setzen vermehrt auf Rabattaktionen“, erläutert Alexander Dehmel. Hier könnten Händler wie Hersteller mit einem Konzept reagieren, das Gesamtlebenszykluskosten minimiert. Dafür müssen Modelle besonders langlebig, gut reparierbar oder aufrüstbar sein. Trotz der meist höheren Anschaffungskosten lohnt sich die Investition durch die längere Lebensdauer und leistet zudem einen Beitrag zur Nachhaltigkeit.
„Aufgrund sinkender Nachfrage, hohen Lagerbeständen und großem Preisdruck ist es für Einzelhändler dieses Jahr schwieriger denn je, die richtige Balance zwischen Promotion und nachhaltiger Preisgestaltung zu finden. Erfolgsversprechend ist es, auf besonders innovative Produkte zu setzen, um sich vom Wettbewerb zu differenzieren“, sagt Alexander Dehmel.
Herausforderung Nachhaltigkeit: Wie Konsumenten für ihre Werte kämpfen
Trotz Dauerkrisen und hoher Inflation kaufen die Konsumenten in Deutschland weiterhin nachhaltig ein. Wie der neue Nachhaltigkeitsindex der GfK zeigt, sind Verbraucher bereit, für nachhaltige Produkte einen höheren Preis zu bezahlen. Allerdings haben sie bei Produkten des täglichen Bedarfs mehr Schwierigkeiten haben, ihre Wertestandards zu halten. Trotz der anhaltenden Krisen ist Nachhaltigkeit für die Konsumenten in Deutschland weiterhin relevant: Das zeigt der GfK Nachhaltigkeitsindex für Oktober 2022. Mit einem aktuellen Wert von 39,7 bleibt der Index stabil und ist nach einem etwas niedrigeren Wert von 39,2 im Juli sogar wieder auf das Niveau von April 2022 gestiegen.
Nachhaltiger Konsum bei größeren Anschaffungen
26 Prozent der Deutschen haben in den letzten zwölf Monaten größere Anschaffungen unter Nachhaltigkeitsaspekten getätigt. Insbesondere junge Menschen zwischen 18 und 39 Jahren sowie Konsumenten mit höherem Einkommen kaufen weiterhin nachhaltig. Der GfK-Konsumklimaindex für Oktober zeigt, dass sich die generelle Konsumneigung auf niedrigem Niveau stabilisiert hat. Auch die Anschaffungsneigung in Bezug auf nachhaltige Produkte bleibt stabil: Genau wie im Juli planen weiterhin 27 Prozent der Menschen, in den nächsten zwölf Monaten bei größeren Anschaffungen auf Nachhaltigkeit zu achten.
70 Prozent der Deutschen gaben im Oktober an, dass sie im letzten Monat nachhaltige Alltagsprodukte gekauft haben. Im Juli lag der Wert noch bei 66 Prozent. Der Anteil der Deutschen, die in den nächsten vier Wochen nachhaltige FMCG-Produkte kaufen möchten, ist mit 66 Prozent nahezu stabil geblieben. Nachhaltige Produkte sind häufig teurer als konventionelle Alternativen. Bei größeren Anschaffungen ist der Anteil derjenigen Konsumenten, die einen Kauf planen und bereit sind für ein nachhaltiges Produkt einen höheren Preis zu zahlen, mit 75 Prozent im Vergleich zu 68 Prozent im Juli deutlich gestiegen. Bei Produkten des täglichen Bedarfs ist der Anteil der Konsumenten, die nachhaltig kaufen wollen und mehr dafür bezahlen würden, ist von 69 auf 66 Prozent gesunken. (sg)
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