31.01.2022 – Kategorie: Handel
Chinesische Shopping-Touristen reisen nicht mehr zu uns – reisen wir doch zu ihnen
Wir nähern uns dem chinesischen Neujahrsfest, das dieses Jahr am 1. Februar gefeiert wird. Das Jahr des Tigers wird eingeläutet. Und wer sich in den vergangenen Jahren immer mal gefragt hat, warum die großen Luxusbrands um diese Zeit immer Sonderkollektionen mit Tiermotiven rausgebracht haben: Diese waren gemacht für Chinas Konsumenten.
Die chinesischen Verbraucher sind in den vergangenen Jahren zum Motor des globalen Luxuskonsums geworden. Auch McKinsey beobachtet diese Entwicklung und hat sie folgendermaßen zusammengefasst: „Die schnell wachsende Zahl wohlhabender Bürger in Kombination mit einer kleinen, aber sehr wohlhabenden Klientel bedeutet, dass es viel mehr Einkommen gibt, das für Luxusgüter und -dienstleistungen ausgegeben werden kann.“ Nach Schätzungen des McKinsey Global Institute wird die Zahl der chinesischen Haushalte, die über ein Einkommen der oberen Mittelschicht zwischen 106.000 Yuan (rund 15.000 Euro) und 229.000 Yuan (rund 32.000 Euro) oder mehr verfügen, zwischen 2020 und 2030 um 68 Prozent steigen.
Wer sich an die Winter Pre-Covid erinnert, der erinnert sich sicher auch an die große Zahl chinesischer Touristen, die auch zu uns nach Deutschland gereist sind und hier richtig viel Geld ausgegeben haben – und zwar nicht nur für Luxusprodukte, sondern vor allem auch für Produkte „Made in Germany“. Ein Trend, der richtig boomte und der viele deutsche Brands und Einzelhändler dazu bewogen hat, sich mit Chinas Konsumenten auseinanderzusetzen. Bezahlmethoden wurden um Alipay und WeChat Pay aufgestockt und viele Shops in der Nähe von bekannten Sehenswürdigkeiten stellten Mitarbeiter ein, die chinesisch sprachen.
Achtung: Ein Perspektivenwechsel ist nötig
Dann kam die Pandemie und hat den weltweiten Reiseverkehr praktisch zum Erliegen gebracht. Bis heute sind Reisende aus China rar. Sind damit chinesische Konsumenten für uns passé? Nein. Zumindest nicht für diejenigen, die nicht darauf warten, dass der Prophet zum Berg kommt. Es gibt alternative Möglichkeiten, an chinesische Konsumenten zu verkaufen und eine davon ist: Duty-Free-Shopping in Hainan.
Hainan war schon immer ein beliebter Hotspot in China, der mit seinem warmen Wetter und seinen modernen Resorts chinesische Touristen anzieht. Globale Reisebeschränkungen und Änderungen im Duty-Free-Shopping in China haben die Attraktivitäten in Hainan noch erhöht. Nach Angaben der Zollbehörde des Hafens Haikou verzeichnete der Duty-Free-Verkauf in Hainan auch im Jahr 2021 einen nicht zu verachtenden Wachstumstrend: Der Duty-Free-Umsatz belief sich auf 50,49 Milliarden Yuan (ca. sieben Milliarden Euro) und lag damit um 83 Prozent über dem des Vorjahres.
Aufgrund des anhaltenden Wachstums der chinesischen Mittelschicht und deren Konsumbereitschaft gibt es viele internationale Marken, die den Duty-Free-Markt in China aktiv mitgestalten. Die Einführung neuer Marken und Produkte sind ebenfalls ein wichtiger Faktor für die Rückkehr des Konsums aus dem Ausland.
Ohne chinesische Touristen: Ein digitales Mindset ist gefragt – E-Commerce und Liveshopping als Mittel zum Erfolg
Viele Einzelhändler stehen E-Commerce mittlerweile aufgeschlossener gegenüber. Dafür hat die Pandemie gesorgt und ein digitales Mindset hilft auf jeden Fall, in dem wohl digitalsten Markt der Welt aktiv zu werden. Auch Duty-Free-Shops sehen in Online-Plattformen eine wichtige Wachstumsstrategie. So hat beispielsweise die China Duty-Free Group (CDFG) einen cross-border E-Commerce-WeChat-Miniprogramm-Shop mit dem Namen „CDF Member Shop“ eingeführt. Der Shop bietet Mitgliedern besondere Vorteile und Einkaufserlebnisse und nutzt das WeChat-Ökosystem, um Einzelhändler und Verbraucher miteinander zu verbinden. Um Chinas Konsumenten zu gewinnen, muss Shopping einfach und komfortabel sein, gleichzeitig sollten dem (möglichen) Kunden attraktive Angebote gemacht werden.
Ein weiteres Tool, um Konsumenten zu begeistern, ist Livestreaming. Für dieses chinesische Neujahrsfest hat die China National Service Corporation (CNSC) Hangzhou eine Livestreaming-Session in seinem WeChat-Miniprogramm gehalten, an der mehr als 20 Kosmetikmarken teilnahmen. Die Livestreaming-Sitzung umfasste zwei Runden mit Verlosungen und Geschenkübergaben zur Unterhaltung der Zuschauer. Livestreaming macht E-Commerce spannend, da die Kunden in Echtzeit mit den Einzelhändlern kommunizieren können und das Einkaufserlebnis der Verbraucher verbessert wird.
Internationale Marken und Einzelhändler, die von der boomenden Duty-Free-Branche in China profitieren wollen, sollten vor allem eines: positive Markenerlebnisse schaffen, die Produktvielfalt erhöhen, die Wünsche der Verbraucher nach Komfort in den Vordergrund stellen.
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Christina Richter ist Personal Branding- und Kommunikationsstrategin mit Sitz in Berlin. Nach zehn Jahren in Agentur, Mittelstand sowie Großkonzern in den Bereichen PR, Unternehmenskommunikation und Social Media berät sie seit 2015 Unternehmen und UnternehmerInnen aus aller Welt.
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