18.08.2022 – Kategorie: Logistik

City Hubs: Intelligente Infrastruktur für ein emissionsfreies Logistiknetzwerk

City Hubs OnomotionQuelle: Janine Graubaum/Onomotion GmbH

Der Verkehr in Deutschlands Großstädten verdichtet sich und die CO2-Belastung steigt jährlich. Logistikanbieter stehen da zunehmend in der Kritik mit Lieferungen bis an die Haustür. Der Ausbau von Logistiknetzwerken durch City Hubs soll nun die Effizienz von E-Cargobikes auf der letzten Meile steigern und den E-Commerce-Boom stützen.

Die E-Commerce-Branche verzeichnete während des Lockdowns Rekordumsätze, Logistikanbieter mehr Kunden als je zuvor. Allein im Jahr 2020 wurden rund 400 Millionen KEP-Sendungen mehr transportiert als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Sendungen durchbrach mit einem Zuwachs von 10,9 Milliarden die Marke der vier Milliarden Sendungen. Und von einem Abklingen der hohen Nachfrage keine Spur. Vielmehr hat die Pandemie einen neuen Standard in Sachen Lieferdiensten etabliert. Die erfolgreiche Einführung von Click-and-Collect-Diensten sowie Same-Day-Delivery-Versprechen ermöglichen mittlerweile den Erhalt der bestellten Ware noch am selben Tag. Die Einrichtung von City Hubs kann die innerstädtische Transportlogistik unterstützen.

City Hubs als Antwort auf die Verdoppelung des Sendungsvolumens

Laut Prognosen von Statista soll der Umsatz im E-Commerce-Markt 2022 auf rund 116,93 Milliarden Euro anwachsen und im Jahr 2025 sogar ein Marktvolumen von 155,94 Milliarden Euro erreichen.  Bei der digitalen Fachveranstaltung „VISION.LOGISTIK.extra“ des Logistikbereichs der TH Köln mit der Fachberatung für Logistikmarketing Herzig sagte Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung Köln: „Und es kommt noch jede Menge auf uns zu: In den nächsten fünf Jahren wird sich das E-Commerce-Volumen verdoppeln“. Doch eine Verdopplung des Sendungsvolumen stellt Logistikunternehmen, Kommunen, Städte und den urbanen Verkehr vor große Herausforderungen. Eine intelligente Stadtplanung und die Schaffung zahlreicher City Hubs sind, um die steigende Nachfrage und ihre Auswirkungen bedienen zu können, unerlässlich.

Denn die Stadtlogistik steht im Querfeuer autofreier Wohngebiete, fußgängerfreundlicher Zonen sowie verstopfter Innenstädte. Die Erweiterung durch örtliche Vorschriften wie Null-Emissionszonen, Straßensperrungen, vorgeschriebenen Lieferzeiten, ausgeschriebenen Flächen für die Be- und Entladung und Aspekte der Verkehrssicherheit oder gar Gewichtsbeschränkungen erhöhen den Druck auf Logistikdienstleister – das wirkt herausfordernd, ist für den Weg in eine klimafreundliche Zukunft und lebenswertere Städte allerdings zwingend notwendig.

Nutzung freistehender Parkflächen in Parkhäusern

Durch einen weitflächigen Ausbau von City Hubs soll genau dieser Thematik eine Lösung geboten werden. Das dahinterstehende Konzept nutzt freistehende Parkflächen in Parkhäusern, die schnell und unkompliziert als Logistikstandorte genutzt werden können. Von dort erfolgt mit elektrisch betriebenen Lastenrädern die Lieferung bis an die Haustür. So kann die letzte Meile der Sendungen aus stadtweit verteilten Logistikzentren klimaneutral, nachhaltig sowie effizient umgesetzt werden. Die Zwischenlagerung in City Hubs erleichtert außerdem eine Vorkommissionierung der Ware – so sind die Güter bei der Ankunft bereits kundengerecht sortiert und müssen nur noch verteilt werden. Die City Hubs bieten außerdem ausreichend Platz für kurze Zwischenlagerung und Containerwechsel, alles in zentraler Lage mit einer direkten Anbindung an die bestehende Infrastruktur.

Die Güterverteilung durch Lastenradlieferungen aus den City Hubs erleichtert zudem nicht nur die Logistik, sondern entlastet, aufgrund einer optimierten Platznutzung, gleichzeitig den Verkehr in Städten und die bereits gelisteten Problematiken. Die E-Cargobikes können durch ihre Größe flächensparend beladen werden, Stau einfach umfahren, damit weiteres Stauaufkommen verhindern sowie effizient und klimaneutral an ihr Ziel gelangen. Die Logistikstandorte innerhalb der Parkhäuser dienen somit nicht nur als Lagerplätze, sondern ermöglichen durch Prozessoptimierung und Auslieferung mittels E-Cargobikes eine nachhaltige Gestaltung des Lieferweges.

Das Konzept der City Hubs nutzt freistehende Parkflächen in Parkhäusern. (Bild: Janine Graubaum/Onomotion GmbH)

City Hubs unterstützt Logistikinfrastruktur in den Städten

Mit den Plänen der Bundesregierung, den immer dichter werdenden Verkehr aus den Städten zu verdrängen, lässt sich bereits heute voraussagen, dass Firmenkooperationen und damit auch die Anzahl der City Hubs in den meisten deutschen Großstädten unweigerlich wachsen werden. Denn nur mit einer geeigneten Logistikinfrastruktur können das derzeitige Serviceangebote und die steigende Nachfrage sichergestellt werden.

Interessant könnte außerdem auch der Einsatz von Cargotrams sein, um die Containerisierung von Metropolregionen voranzutreiben. Das Karlsruher Projekt „LogIKTram“ testet bereits das Potenzial von Elektromobilitätslösungen für die gewerbliche Logistik. Die Gütertrams nutzen die bereits bestehende Straßenbahn- und Eisenbahninfrastruktur des „Karlsruher Modells“ seit März 2022. Sie verkehren bereits regelmäßig zwischen großen Güterterminals oder von und zu den Seehäfen und verteilen Pakete in Logistikstandorten.

Langfristig benötigt Logistik heute neuer Strukturen, modernerer Lösungen und einer verstärkten Zusammenarbeit sowie Kooperation der Akteure. Die Gesellschaft von morgen wird weiter auf ihrer Lieferbequemlichkeit beharren. Der Klimawandel verschärft sich. Bis die ersten spürbaren Emissionssenkungen ihr Übriges tun, gilt es, ambitionierte neue Lösungen zu schaffen. Anbieter und Kooperationen mit schnellen, als auch umweltfreundlichen Lösungen wie City Hubs starten damit auf der Poleposition ins Rennen um nachhaltige Citylogistik und lebenswertere Städte. (sg)

Onomotion
Beres Seelbach ist Co-CEO der Onomotion GmbH. (Bild: Onomotion GmbH)

Über den Autor: Beres Seelbach ist Co-CEO der Onomotion GmbH. Das Technologieunternehmen mit Sitz in Berlin verknüpft intelligente Netzwerke zwischen Mikromobilität, standardisierten Containern, dem physischen Internet und KI. Ziel ist die Entwicklung effizienter und nachhaltiger Logistiklösungen, mit denen sich Effizienz und Nachhaltigkeit steigern lässt. Das von Onomotion entwickelte E-Cargobike Ono ist bereits in vielen deutschen Städten im Einsatz.

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