10.03.2020 – Kategorie: IT
Cloud-Dienste: Deutsche Verbraucher haben bei Nutzung Vorbehalte
Laut Eurostat nutzen über 90 Prozent der Deutschen und Niederländer das Internet. Allerdings bestehen bei den Nutzern in Deutschland wesentlich höhere Bedenken bei der Datensicherheit als in der Niederlande. Das ist eines der wichtigen Ergebnisse einer neuen Studie von Strato zum Thema Datensicherheit.
Während sich hierzulande nur etwas mehr als die Hälfte der Nutzer im Internet sicher fühlt, sind es im Nachbarland Niederlande knapp drei Viertel. Frappierend ist im Ländervergleich auch der Unterschied im Umgang mit sensiblen Daten. Wer in den Niederlanden Cloud-Dienste nutzt, der speichert dort sehr viel häufiger als der deutsche Cloud-Nutzer auch Finanzdaten, Gesundheitsdaten oder Passwörter. Dies geht aus einer repräsentativen Studie hervor, die forsa im Auftrag von Strato in Deutschland und den Niederlanden durchgeführt hat.
Cloud-Dienste: Nutzer sorgen sich um Daten
Allerdings gibt es in beiden Ländern ähnlich große Vorbehalte, sich überhaupt für die Cloud-Nutzung zu entscheiden: Nur 51 Prozent Nutzer in Deutschland und 59 Prozent in den Niederlanden machen deutlich, dass sich die Online-Speicherung von Daten noch nicht voll durchgesetzt hat. Bei den Gründen dafür geben Nicht-Nutzer besonders oft Sorgen um ihre Daten an. Anders als beim generellen Sicherheitsgefühl im Netz gilt das für beide untersuchten Länder, wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt. Offenbar gibt es in Bezug auf Cloud-Dienste also spezifische Ängste beim Datenschutz – und für die Anbieter die Notwendigkeit, stärker in die Aufklärung zum Thema zu investieren.
Cloud-Dienste: weniger Angst im Nachbarland Niederlande
Deutlich weniger Einwohner, aber im Netz haben unsere niederländischen Nachbarn die Nase vorn. Dort besteht fast 90 Prozent 4G-Netzabdeckung (laut Statista im Februar 2020) versus 66 Prozent in Deutschland und einer fast doppelt so hohen mobilen Downloadgeschwindigkeit (41 statt 23 MB/Sekunde). Und sie haben deutlich weniger Sicherheitsbedenken: Im Nachbarland fühlen sich 74 Prozent der Internet-Nutzer sicher, wenn es um den Schutz der Daten vor dem Zugriff Unbefugter geht – in Deutschland sind das gerade mal 54 Prozent. Anders formuliert: Fast die Hälfte der deutschen Internetnutzer sorgt sich um ihre Daten. Besonders deutlich wird das, wenn man sich anschaut, wie unterschiedlich Deutsche und Niederländer bei der Nutzung von Cloud-Diensten agieren.
Zwar setzen sowohl Deutsche als auch Niederländer die Cloud vorwiegend zur Sicherung von Fotos, Musik und Dokumenten ein – mit 80 bis 90 Prozent sind das in beiden Ländern die meistgenannten Dateitypen, die online gespeichert werden. Aber während in Deutschland sensible Daten wie Passwörter, Gesundheitsunterlagen oder Finanzdaten nur von 20 bis 30 Prozent der Cloud-Nutzer dort abgelegt werden, sind unsere niederländischen Nachbarn weniger zurückhaltend: Fast die Hälfte der Cloud-Nutzer sichert auch diese Daten im Netz.
Niederländer nutzen Cloud-Dienste häufiger
Wenn Niederländer die Cloud nutzen, dann offenbar mit deutlich weniger Bedenken. Die Vermutung liegt also nahe, dass Cloud-Dienste von den Nachbarn auch insgesamt sehr viel häufiger eingesetzt werden. Doch während sich beim Sicherheitsempfinden und beim Umgang mit sensiblen Daten markante Länderunterschiede zeigen, sieht das Bild beim grundsätzlichen Einsatz von Cloud-Diensten anders aus.
Die eigenen Daten jederzeit verfügbar, ganz unabhängig von Geräten: Warum nutzen nur 51 Prozent der privaten Internetnutzer in Deutschland und 59 Prozent in den Niederlanden diese Möglichkeit und setzen Cloud-Dienste ein? Aufschluss darüber liefert die Befragung der Nicht-Nutzer, warum sie sich gegen die Cloud entschieden haben.
Abgesehen von der allgemeinen Bevorzugung externer Festplatten oder USB-Sticks finden sich bei den Deutschen auf den ersten Plätzen ausschließlich Sicherheitsbedenken, wenn es um die Gründe für die Nicht-Nutzung der Cloud geht – und zwar mit extrem starken Zustimmungswerten von über 80 Prozent. Die deutschen Internetnutzer fürchten nicht nur, dass die Cloud-Anbieter selbst die Daten einsehen oder verwenden könnten (81 Prozent), sie begründen ihre Entscheidung gegen die Cloud auch mit ihrer Sorge vor Hackern und Geheimdiensten (84 Prozent) und vor generellem Datenzugriff durch unberechtigte Dritte (85 Prozent).
Sicherheitsbedenken an vorderer Stelle
In den Niederlanden liegt die Zustimmung zu den Sicherheitsbedenken mit 60 bis 65 Prozent zwar auf einem insgesamt niedrigeren Niveau, doch auch im Nachbarland gehören sie zu den wichtigsten Gründen, warum auf die Cloud-Nutzung verzichtet wird. Vollkommen einig sind sich Deutsche und Niederländer bei der am wenigsten genannten Begründung: Nur etwa 20 Prozent der Nicht-Nutzer geben an, sich wegen vorheriger schlechter Internet-Erfahrungen in Bezug auf Datensicherheit gegen die Cloud entschieden zu haben.
Die Studienergebnisse zeigen in beiden untersuchten Ländern ausgeprägte Sicherheitsbedenken in Bezug auf Cloud-Dienste. Diese Ängste sind sogar wesentlich relevanter für die Entscheidung gegen die Nutzung eines Cloud-Dienstes als tatsächlich gemachte negative Erfahrungen im Internet. Es stellt sich daher die Frage, ob das Ausmaß dieser Ängste berechtigt ist und ob es Möglichkeiten gibt, sich bei der Cloud-Nutzung besonders abzusichern.
Cloud-Dienste: Experten raten zu bewusstem Umgang
Prof. Dr.-Ing. Tibor Jager beschäftigt sich als Professor für IT-Sicherheit an der Bergischen Universität Wuppertal mit dieser Thematik. Er rät Privatanwendern zu einer genauen Abwägung zwischen dem Bedarf der Daten-Verfügbarkeit und dem nach Vertraulichkeit. „Jeder einzelne sollte überlegen: Welchen Schutzbedarf haben meine Daten?“, sagt er dazu. Wer zusätzliche Sicherheit gewinnen will, sollte laut Prof. Dr.-Ing. Jager bei der Wahl des Cloud-Anbieters verschiedene Aspekte wie die Zertifizierung, die mögliche Verschlüsselung der Daten oder den Serverstandort beachten.
Aus rechtlicher Sicht können sich Nutzer seit der DSGVO darauf verlassen, „dass in allen Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums ein einheitlich hoher Datenschutzstandard herrscht. Dieser Rechtsrahmen gilt für alle Unternehmen, die sich gezielt an Kunden in der EU wenden“, erklärt Dr. Martin Schirmbacher, Fachanwalt für IT-Recht.
Nach wie vor gibt es in Deutschland und auch in den Niederlanden einen hohen Anteil von Internetnutzern, die ihre Daten nicht in der Cloud speichern und ihre Skepsis mit Sicherheitsbedenken begründen. Laut Experten können Privatanwender aber verschiedene Aspekte bei der Wahl eines Anbieters berücksichtigen, um sich abzusichern. Über diese Möglichkeiten sollte also noch stärker aufgeklärt werden, um bestehende Ängste abzubauen – und damit die Cloud-Nutzung sich als selbstverständlicher Standard etablieren kann.
Zur Methodik: forsa führte im Auftrag vom Webhosting-Anbieter Strato eine repräsentative Befragung 2019 von Internetnutzern (18 bis 75 Jahre) in Deutschland und den Niederlanden (N = 1.003/1.006) zur Nutzung von Cloud-Diensten und -Speicher. Es wurde eine Sonderauswertung zum Sicherheitsempfinden inklusive Ländervergleich durchgeführt. (sg)
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