29.03.2021 – Kategorie: IT
Cloud-Strategie im E-Commerce: Mit transparenten Workflows zum Erfolg
Die Pandemie hat das Verbraucherverhalten grundlegend verändert und dem Online-Handel in Deutschland ein kräftiges Wachstum beschert. Durch die zunehmende Digitalisierung und die gesteigerte Komplexität im E-Commerce, wird eine leistungsstarke IT-Infrastruktur immer wichtiger. Einzelhändler sollten sich daher über eine Cloud-Strategie Gedanken machen.
Die herstellergebundenen Softwarefunktionen, Dienste und APIs eines Cloud-Anbieters zu nutzen, klingt zunächst verlockend: Oft sind diese Lösungen leicht zu verstehen und ermöglichen, so zumindest das Gefühl, die schnellere Einführung eines Systems. Auf Anbieterseite hat sich die Cloud-Branche stetig konsolidiert, von denen drei Hauptplattformen übriggeblieben sind: Amazon Web Services, Google Cloud Platform und Microsoft Azure. Abgesehen davon können mit Oracle, IBM oder einem der vielen kleineren Konkurrenten geringere Geschwindigkeits- oder Flexibilitätsvorteile erreicht werden, aber mit zunehmender Anzahl der Plattformen nehmen diese Vorteile immer stärker ab. Bei einer Cloud-Strategie geht es nicht nur um höhere Geschwindigkeit, sondern auch um einen besseren Preis.
Cloud-Strategie: Geringere Interoperabilität und Portabilität von Anwendungen
Es ist grundsätzlich nicht verkehrt, die Angebote eines Cloud-Anbieters zu nutzen, so auch im E-Commerce. Allerdings reduzieren proprietäre Features die Interoperabilität und Portabilität von Anwendungen. Dies ist von den Plattformanbietern so gewollt. Sie versuchen, sich mit anderen Features als nur Geschwindigkeit und einfacher Einführung von ihrer Konkurrenz abzuheben. Dabei ist den Anbietern jedoch bewusst, dass die Kundenbindung ihrer Plattformen ohne diese eigentümlichen Features eher gering ist. Die Kunden können relativ einfach zwischen Cloud-Anbietern wechseln. Welche Cloud-Strategie sollten Einzelhändler unter diesen Voraussetzungen verfolgen?
Die Basis einer effektiven Cloud-Strategie
Eine wirksame Cloud-Strategie setzt voraus, dass Unternehmen einen Multi-Cloud-Ansatz verfolgen und Anwendungen einsetzen, die vom jeweiligen Plattformanbieter unabhängig sind. Multi-Cloud-Strategien sind jedoch keine einfache Angelegenheit, denn jedes Unternehmen hat seine eigenen Cloud-Anforderungen. Während eines Pandemie-bedingten Lockdowns muss ein Einzelhändler möglicherweise Technologien entwickeln, um seinen Kunden das immer beliebtere Click&Collect-Modell anzubieten, also online einkaufen und im Geschäft abholen. Dieses Angebot bringt dringend benötigte Umsätze ein. Das Unternehmen muss jedoch trotzdem die Kosten senken und gleichzeitig in Infrastruktur und neue Apps investieren, um sich in einem radikal veränderten Umfeld behaupten zu können.
Optimierung von Betriebsabläufen
Das hypothetische Einzelhandelsunternehmen hat nun eine App entwickelt, mit der die Kunden einen Fernseher über das Click&Collect-Modell kaufen können. Wenn die Kunden ihren Einkauf abholen, soll die Transaktion möglichst nahtlos und schnell verlaufen. Dies ist jedoch nicht unbedingt der Fall, wenn die Cloud-Strategie des Einzelhändlers nicht gut durchdacht ist. Mit einigen wenigen Ausnahmen sollten alle miteinander verwandten Apps – aus Geschäfts- und Transaktionsperspektive – in derselben Cloud-Instanz abliegen.
Es ist zwar möglich, einzelne Transaktionen über unterschiedliche Instanzen hinweg auszuführen, aber diese Lösung ist aus physikalischen Gründen langsamer und um ein Vielfaches riskanter, da zusätzliches Fehlerpotenzial entsteht. Wenn die Hälfte der Daten eine Anwendung in Microsoft Azure unterstützt und die andere Hälfte eine App in Google Cloud, dann können die Komponenten miteinander verknüpft werden. Dabei können jedoch Latenzprobleme auftreten, und wenn beide Seiten für den Abschluss der Transaktion erforderlich sind, dann müssen auch beide Seiten verfügbar sein und zeitnah reagieren. Das verlangsamt die Abläufe, da die Transaktionen zwischen den Clouds hin- und herspringen müssen.
Im besten Fall werden die Latenzprobleme verdoppelt. Und obwohl die eingehende Datenübertragung in den meisten Cloudplattformen kostenlos ist, können für große Mengen ausgehender Daten hohe Kosten anfallen. Eine Faustregel könnte also lauten: Optimieren Sie Ihre Betriebsabläufe. Jeder Übergang zwischen Clouds verlangsamt Abläufe. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Datenspeicherung für den Transaktions-Workflow der Anwendung. Die Strategie für die Anwendungen und den Datenspeicher muss sorgfältig geplant werden.
Cloud-Strategie: Compliance einhalten und Risiko mindern
Manche Unternehmen legen ihre Daten im Rahmen einer Replikationsstrategie bewusst in unterschiedlichen Clouds ab, entweder aus Compliance-Gründen oder zur Risikominderung. Dies geschieht aus sehr spezifischen Gründen und normalerweise mit vollständiger Redundanz, wodurch das Risiko sinkt, aber die Kosten deutlich ansteigen. Grundsätzlich ist es eine gute Strategie, Daten auf eine größere Anzahl von Clouds zu verteilen. Dabei müssen die Umgebung und die Arbeitslasten jedoch weiterhin überwacht werden. Es muss klar sein, wo in den Apps Leistungsengpässe auftreten und welche Prozesse verbessert oder eliminiert werden können, um Kosten zu sparen.
Um eine solche Multi-Cloud-Performance proaktiv verwalten zu können, ist eine Lösung für das Anwendungsleistungsmanagement (Application Performance Management, APM) sinnvoll. Mit APM können Verfügbarkeit, Leistung und Durchsatz der Anwendungen im kompletten Cloud-Anwendungs- und Infrastrukturstack überwacht und die Fehlerrate der Transaktionen in der Anwendung gemessen werden. Trotz komplexer Betriebsabläufe erhält man mit APM umfassende und tiefgreifende Einblicke in die App-Leistung vom Erlebnis der Endbenutzer bis hin zu Antwortzeiten für Datenbankabfragen und die gesamte Cloud-Infrastruktur dazwischen. Als Minimallösung sollte eine APM-Lösung pro Cloud-Umgebung standardisiert sein. Im Optimalfall kann eine einzige APM-Lösung eingesetzt werden, um alle Apps in den Cloud-Plattformen einheitlich zu überwachen, anstatt eine Lösung für Google Cloud und eine andere für Azure zu verwenden.
Vorteile von Application Performance Management nutzen
In Zeiten wie diesen kommt immer wieder das alte Vorurteil auf, dass APM schwierig zu implementieren und teuer ist. Das stimmt heute nicht mehr. Früher benötigte man für APM Anwendungsfachkenntnisse in der lokalen und Hybrid-Umgebung. Dies galt jedoch zur Zeit der monolithischen Anwendungen, in der nur Anwendungsentwickler die Anwendungen für eine APM-Lösung instrumentieren konnten. Für APM-Cloud-Implementierungen sind keine speziellen, anwendungsspezifischen Kenntnisse erforderlich. Applikationen werden heutzutage in modernen Sprachen mit Microservices in Containern und Clouddiensten entwickelt.
Viele Anwendungen können sogar automatisch instrumentiert werden, indem eine Bibliothek konfiguriert wird, die zur Laufzeit geladen wird, und die APM-Lösung erledigt den Rest. APM ist inzwischen günstiger, da die meisten modernen Apps auf gängigen Open-Source-Bausteinen basieren. Diese Bausteine enthalten bereits integrierte Verwaltungs-Hooks, mit denen sich APM-Tools direkt verbinden können.
Derzeit sind viele Unternehmen auf Einsparungen angewiesen, bei kostenlosen Anwendungen ist jedoch Vorsicht geboten, da sie oft hohe versteckte Kosten haben. Stattdessen sollte eine klare Strategie verfolgt und die Umsetzung dann gemessen und überwacht werden. Im Anblick der weiter steigenden Beliebtheit des Onlinehandels ist den Einzelhändlern ein Multi-Cloud-Ansatz vor allen Dingen zu empfehlen. (sg)
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Über den Autor: Dave Wagner ist Senior Manager Product Marketing, Application Management, bei SolarWinds .
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