22.02.2023 – Kategorie: eCommerce

Cross-Border-E-Commerce: So viel Potential bietet der chinesische Markt

Künstliche Intelligenz Cross-Border-E-CommerceQuelle: xtock - Adobe Stock

Der Eintritt in den chinesischen Markt war lange Zeit undurchsichtig und wirr, was internationale Unternehmen abschreckte. Mit Cross-Border-E-Commerce als Eintrittskarte können sie nun ohne Risiko in den Markt eintreten und von dem enormen Wachstumspotential Chinas profitieren.

China – ein riesiges Land mit scheinbar grenzenlosem Marktpotential? Ein Land mit einer komplexen, undurchdringbaren Bürokratie, einer besonders diversen Bevölkerung sowie kulturellen Hürden. Sogar globale Größen wie Amazon, Barbie-Produzent Mattel und allem Anschein nach auch Adidas haben sich an der Herausforderung, den zweitgrößten Markt der Welt für sich zu gewinnen, die Zähne ausgebissen. Die genannten Marken sind nur drei Beispiele, die Unternehmen davon abhalten, auch nur den Versuch zu wagen, den Mount Everest des chinesischen Markteintritts zu besteigen. In den letzten Jahren hat sich jedoch ein drastischer Wandel vollzogen. Ein Wandel, der die Welt des China-Handels auf den Kopf stellen und ein Katalysator auch für KMUs sein könnte. Auch sie haben nun die Möglichkeit sich in diesem Megamarkt einen Namen zu machen. Der Grund dafür liegt im Cross-Border-E-Commerce (CBEC).

Cross-Border-E-Commerce vereinfacht Verkauf nach China

Es gibt über eine Milliarde Internet User in China und rund 80% davon haben schon mal online gekauft. Das bietet ausländischen Firmen ein enormes Marktpotential. Dieses können ausländische Firmen ausschöpfen, indem sie CBEC nutzen, um schnell und unkompliziert ihre Waren ins Land der Mitte zu verschiffen. Weshalb macht Cross-Border-E-Commerce es einfacher für international tätige Unternehmen, den chinesischen Markt zu erobern?

CBEC macht es möglich, Produkte nach China zu verkaufen, ohne sich mit dem unnötig komplizierten und oft undurchschaubare, bürokratischem Prozess der Einrichtung eines physischen Ladens im Land herumschlagen zu müssen. Hinzu kommt, dass Alibaba, der chinesische eCommerce Gigant, viele bürokratische und logistische Prozesse für internationale Händler übernehmen kann. „Die größte Herausforderung für Unternehmen ist es, ihr Markenimage und ihre Geschichte aufzubauen, um ihr Zielpublikum in China zu erreichen“, erklärt Alvin Liu, Präsident der B2C Retail Business Group von Alibaba.

Chinesische Regierung fördert Cross-Border-E-Commerce

Für die chinesische Regierung ist CBEC ebenfalls ein äußerst attraktives Modell, weshalb sie diesen Trend tatkräftig unterstützt. Folgende Maßnahmen sollen den Cross-Border-E-Commerce in China vereinfachen und fördern:

  • Die Regierung hat sogenannte CBEC-Pilotzonen eingerichtet. Diese Zonen sind Sonderwirtschaftszonen mit gewissen Vergünstigungen in den Bereichen Zollabfertigung, Steuern, Devisenabwicklung, Wareninspektion, Logistik und Finanzdienstleistungen.
  • Des Weiteren veröffentlichte die Regierung eine „Positivliste“ von Gütern, die mit Cross-Border-E-Commerce nach China verkauft werden dürfen. Seit dem letzten Update der Liste im März 2022 sind nun weit über 1.400 Artikel in der Liste enthalten.
  • Die Einführung eines Single-Window-Systems für Cross-Border-E-Commerce bietet einen Importprozess mit weniger Aufwand und geringeren Kosten. Dies ermöglicht ausländischen Unternehmen, alle erforderlichen Informationen und Dokumente für die Zollabfertigung über eine einzige Plattform einzureichen, anstatt sie bei mehreren Regierungsbehörden einreichen zu müssen.

Auswirkungen der Zero-Covid-Strategie auf Cross-Border-E-Commerce

Der Cross-Border-E-Commerce war einer der Bereiche, der von der Zero-Covid-Strategie der Regierung stark beeinflusst wurde. Strikte Lockdowns und Reiseverbote, die den Waren- und Personenverkehr behinderten, machten es ausländischen Unternehmen besonders schwer, ihre Waren über CBEC in China zu verkaufen. Auch die Zollabfertigung dauerte deutlich länger, da importierte Ware genauestens auf mögliche Covid-Verseuchung überprüft werden musste.

Dennoch wuchs CBEC wider alle Erwartungen während der Pandemie weiter, da immer mehr chinesische Verbraucher aufgrund der Beschränkungen für den physischen Einkauf auf den elektronischen Handel zurückgriffen. Zolldaten zeigen, dass Chinas grenzüberschreitende E-Commerce-Importe und -Exporte allein im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent auf 1,98 Billionen Yuan (etwa 290 Milliarden Euro) gestiegen sind.

Warum jetzt der beste Zeitpunkt für den chinesischen Markteintritt ist

Mit der Abwendung der chinesischen Regierung von seiner rigorosen Zero-Covid-Politik im Januar 2023 werden die Karten gerade neu gemischt. Mit dem Ende der Lockdowns ist ohne Zweifel ein Boom beim  Cross-Border-E-Commerce zu erwarten, nachdem Lieferketten und Verzollung wieder ohne Einschränkung operieren können. Das bietet ein immenses Potential für Markteinsteiger, sich völlig neu zu positionieren. „Wenn China wieder geöffnet wird, werden chinesische Touristen nach Europa und Japan zurückkehren und mehr lokale Produkte entdecken“, erklärte Alvin Liu. Ganz offensichtlich ist dies der beste Zeitpunkt, um das Augenmerk auf China auszurichten.

Drei Tipps für erfolgreichen Cross-Border-E-Commerce in China

Bevor Sie mit viel Tatendrang auf Cross-Border-E-Commerce setzen, gibt es ein paar Dinge zu beachten:

1.Chinesische Konsumenten haben inzwischen hohe Ansprüche

Die Zeiten in denen westlichen Firmen ihre Restposten oder minderwertige Produkte in den chinesischen Markt schleudern konnten sind vorbei. Nachdem bis Ausbruch der Corona-Pandemie immer mehr Chinesen Luxusmarken während Reisen im Ausland selbst gesehen haben, hat sie der eindeutige Qualitätsunterschied im Vergleich zum chinesischen Inland missmutig gestimmt. Deshalb müssen internationale Marken unbedingt vom Versuch absehen, in irgendeiner Weise minderwertige Produkte im chinesischen Markt zu verkaufen.

2. Verbraucher-Nationalismus erschwert den Markteintritt

In der letzten Zeit hat sich ein deutlich bemerkbarer Nationalismus der chinesischen Verbraucher ausgebreitet. Hierbei wollen immer mehr Konsumenten im Inland produzierte Waren erwerben, um die Wirtschaft und Industrie ihres Heimatlandes zu unterstützen. Dies führt wiederum dazu, dass sich Unternehmen nicht mehr auf die chinesische Begeisterung für ausländische Marken verlassen können, so wie es so wie noch vor fünf Jahren der Fall war. Deswegen ist bei einem Markteintritt sicherzustellen, dass die verkauften Produkte tatsächlich hochwertig und ohne Qualitätsmangel sind.

3. Die wirtschaftliche Situation in China gibt Anlass zu Optimismus

China steht derzeit trotz Lockdowns besser da als Europa und die USA. Experten führen die Widerstandsfähigkeit des chinesischen Verbrauchermarktes auf die niedrige Inflation, die hohen Einlagen und das stetige Einkommenswachstum zurück, die im Vergleich zu Europa und den USA einen besseren Konsumaufschwung ermöglichen. Offiziellen Daten zufolge stieg das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen in China in der ersten Jahreshälfte um 4,7 Prozent. „Das bedeutet, dass der Konsum-Engpass nicht darauf zurückzuführen ist, dass sie kein Geld zum Ausgeben haben, sondern auf die Einschränkungen durch das Coronavirus“, erklärt Makroökonom Tian Yun.

Apps für Cross-Border-E-Commerce in China: Ein fremdes Ökosystem

Das Thema E-Commerce ist automatisch mit Amazon verknüpft. Aber bei Cross-Border-E-Commerce in China bringt Amazon einen nicht weit. Der E-Commerce-Konzern hat zwar sein Glück im chinesischen Markt versucht, hat aber gegen die weitaus agilere, chinesische Konkurrenz verloren. Deshalb muss man sich bewusst sein, dass beim Einstieg in diesen Markt die gängigen E-Commerce-Plattformen nicht weiterhelfen. Da gibt es Tmall Global von Alibaba und Kaola sowie JD.com. Viele dieser Plattformen benutzen zudem professionelles kommerzielles Live-Streaming, um Kunden in Echtzeit das Produkt zu erklären und es in Windeseile zu verkaufen. Es gilt sich also beim Markteintritt mit sehr anders agierenden Plattformen auseinander zu setzen. Aufgrund der Komplexität des chinesischen Markts und einem besonderen Social Commerce sollte man unbedingt kompetente Partner an Bord holen für einen erfolgreichen Markteintritt in China.

Laura Schmitt ist Content Manager bei Zeevan. (Bild: Zeevan)

Über die Autorin: Laura Schmitt ist Content Manager bei Zeevan, das sich auf den chinesischen E-Commerce-Markt spezialisiert hat. Sie hat sechs Jahre für englischsprachige Medien in China gearbeitet, unter anderem beim internationalen Fernsehkanal CGTN. Ihre Aufgabe als China Watcher ist es, die Entwicklungen in China aufzuschlüsseln und internationalen Unternehmen vor ihrem Markteintritt zu erklären. (sg)

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