26.02.2021 – Kategorie: IT

D21-Digital-Index: Digitalisierungsgrad in Deutschland erreicht neuen Höchststand

D21-Digital-IndexQuelle: Jirapong Manustron/shutterstock

Wie die neue Studie „D21-Digital-Index 2020/2021“ zeigt, erreicht der Digitalisierungsgrad der Bevölkerung in Deutschland einen neuen Höchststand. In der Corona-Pandemie haben sich viele private und berufliche Aktivitäten in den digitalen Raum verschoben. Auch wenn die deutsche Gesellschaft digitaler als je zuvor ist, profitieren nicht alle davon.

  • Laut dem „D21-Digital-Index 2020/2021“ der Initiative D21 hat der Digitalisierungsgrad der Gesellschaft während der Corona-Pandemie zugenommen.
  • 56 Prozent der deutschen Bevölkerung sind überzeugt, persönlich von der Digitalisierung zu profitieren, besonders die jüngere Personen (79 Prozent) und gut Gebildete (74 Prozent).
  • 45 der Befragten nutzt Dienste von Anbietern, denen sie nicht wirklich vertrauen.
  • Digitale Arbeitswelt erlebt Schub: Homeoffice hat sich mehr als verdoppelt auf 32 Prozent

Die Studie D21-Digital-Index der Initiative D21 misst jährlich, wie stark die deutsche Gesellschaft den digitalen Wandel adaptiert. Der dafür erhobene Digital-Index liegt aktuell bei 60 von 100 Punkten (plus zwei Punkte im Vergleich zum Vorjahr). Der Index-Wert errechnet sich anhand von Fragen zu den Bereichen Zugang zur Digitalisierung, Nutzungsverhalten, digitale Kompetenz und Offenheit gegenüber Digitalthemen. Der D21-Digital-Index ist eine Studie der Initiative D21, durchgeführt von Kantar und gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Digitale Kompetenzen für Arbeit und Alltag wichtiger denn je

Die Nutzung digitaler Anwendungen und Dienste stieg im durch Corona-Virus geprägten Jahr 2020 deutlich an – sowohl im privaten Bereich als auch im Berufsleben, dort insbesondere bei Bürotätigkeiten. Alltägliche Aktivitäten verschoben sich stärker in den digitalen Raum, ob Kultur, Bildung, Kommunikation, Unterhaltung, Einkaufen oder Arbeit. Besonders stark stieg die Nutzung von Streaming-Diensten (plus zwölf Prozentpunkte), digitalen Lernangeboten (elf Prozent) und von Sprachassistenten an (elf Prozent). Der Anteil der Menschen, die im Homeoffice arbeiteten, verdoppelte sich im Vergleich zum Vorjahr auf 32 Prozent (59 Prozent bei Bürojobs).

D21-Digital-Index D21 Initiative
Die mobile Internutzung steigt stärker als die gesamte Internetnutzung. (Grafik: Initiative D21)

„Digitale Lösungen haben in der Corona-Pandemie einen enormen Auftrieb erhalten und tragen aktuell dazu bei, einige Folgen der Krise abzumildern. Das müssen wir als wichtige Lehre aus der Krise mitnehmen und Digitalisierung entschieden vorantreiben“, kommentiert Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier die Ergebnisse. „Investitionen in die Digitalisierung und der Erwerb digitaler Kompetenzen müssen dabei Hand in Hand gehen – mit Blick auf Unternehmen und ihre Beschäftigten ebenso wie mit Blick auf Schulen und die Schülerinnen und Schüler. Der D21-Digital-Index schlüsselt die Entwicklung in ihrer Vielfalt auf und ist für uns ein wichtiges jährliches Lagebild und eine Orientierung für politische Entscheidungen.“

D21-Digital-Index: Digitale Spaltung bleibt Herausforderung

Mit einem Index-Wert von 60 Punkten weist die deutsche Gesellschaft insgesamt ein mittleres Digitalisierungsniveau auf. Der Anteil der Bürger und Bürgerinnen, die beim digitalen Wandel mithalten können beziehungsweise sich souverän und fortschrittlich darin bewegen, steigt. Doch es bleiben verschiedene digitale Spaltungen erkennbar. Hierbei zeigt die Studie die Heterogenität der digitalen Gesellschaft auf: Betrachtet man verschiedene soziodemografische Merkmale, sind starke Unterschiede im Digitalisierungsgrad ersichtlich.

Die Generation der 14- bis 29-Jährigen weist mit 73 Index-Punkten einen hohen Digitalisierungswert auf, die Generation der über 70-Jährigen erreicht dagegen nur einen Index von 36. Nichtberufstätige verfügen mit 48 Index-Punkten über einen deutlich niedrigeren Wert als Berufstätige mit einem Index von 69. Formal niedrig Gebildete (42) und Menschen mit Nettoeinkommen unter 2.000 Euro (46) liegen ebenfalls unter dem Bundesdurchschnitt von 60 Index-Punkten.

D21-Digital-Index Initiative D21
Die deutsche Gesellschaft erreicht bei der Digitalisierung einen Durchschnittswert von 60 Index-Punkten. (Grafik: Initiative D21)

Gewinner und Verlierer der Digitalisierung beim D21-Digital-Index

Befragt, ob man glaubt, persönlich von der Digitalisierung zu profitieren, zeigen sich deutliche Unterschiede: Besonders die Jungen und gut Gebildeten fühlen sich als Gewinner der Digitalisierung: So profitieren nach eigenen Angaben 79 Prozent der 20- bis 29-Jährigen von der Digitalisierung, noch knapp die Hälfte (49 Prozent) der 60- bis 69-Jährigen, aber nur noch 22 Prozent der über 70-Jährigen. Drei Viertel der höher Gebildeten sehen sich als Gewinner (74 Prozent), von den Menschen mit mittlerer Bildung etwa die Hälfte (53 Prozent) und von den formal niedrig Gebildeten nur noch ein Drittel (32 Prozent). Unter den Berufstätigen glauben 66 Prozent, von der Digitalisierung zu profitieren (Berufstätige mit Bürotätigkeit: 78 Prozent), von den Nichtberufstätigen sind es 41 Prozent.

Initiative D21 e.V. Schwderer
Hannes Schwaderer ist Präsident der Initiative D21 e.V. (Bild: Initiative D21)

„Einige Gruppen profitieren stark von der Digitalisierung, andere noch nicht. Dieser digitalen Spaltung müssen wir entgegenwirken“, erklärt Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21. „Als Technologie-Nation werden wir zukünftig noch stärker auf Digitalisierung setzen und sie wird weiter an Geschwindigkeit gewinnen – sei es in der Arbeitswelt, im Gesundheitswesen oder im Alltag. Dafür braucht Deutschland dringend eine Digitale-Kompetenz-Agenda, sowohl für den beruflichen als auch den privaten Bereich. Unsere Erhebungen zeigen vor allem großen Unterstützungsbedarf bei den niedrig Gebildeten, Nichtberufstätigen und bei den älteren Generationen über 70 Jahren.“

Digitalisierung Initiative D21
Das Nutzungsverhalten und die Offenheit gegenüber digitalen Technologien. (Grafik: Initiative D21)

Trotz Corona ist digitaler Austausch mit Ärzten noch wenig verbreitet

Die Studie untersucht zudem jährlich einzelne aktuelle Fragestellungen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft, in diesem Jahr liegt ein Schwerpunkt im Bereich „digitale Gesundheit“. Die Bereitschaft, sich per Videosprechstunde von ÄrztInnen behandeln zu lassen, stieg auf 34 Prozent an (plus acht Prozent) und ist am ehesten bei Menschen in jüngerem und mittlerem Alter vorhanden.

Die tatsächliche Nutzung ist allerdings noch sehr gering: Nur fünf Prozent derjenigen, die während der Corona-Zeit einen Kontakt mit medizinischem Personal hatten, der nicht vor Ort stattfand, nutzten dafür eine Videosprechstunde. Nur etwas mehr als die Hälfte (55 Prozent) vertraut bei der Nutzung von Gesundheitsanwendungen auf die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen.

Insgesamt wünscht sich ein Drittel der Bevölkerung (32 Prozent) eine stärkere Digitalisierung des Gesundheitswesens (Jüngere deutlich häufiger als Ältere). 23 Prozent gaben an, dass sich ihre Aufgeschlossenheit gegenüber der Digitalisierung im Gesundheitswesen durch Corona erhöht hat. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) befürchten allerdings auch, durch mehr Verlagerung von Gesundheitsangelegenheiten auf das Internet, von einigen Versorgungen abgeschnitten zu werden. 

D21-Digital-Index: Digitaler Schub in der Arbeitswelt

Anders als im privaten Bereich sind Arbeit und Schule bisher noch weniger stark von der Digitalisierung durchdrungen und stehen damit vor noch größeren Veränderungen. In der Arbeitswelt zeigen sich bei Bürotätigkeiten deutliche Sprünge in der Nutzung von Homeoffice und mobilem Arbeiten, die von 17 Prozent auf 32 Prozent bei allen Berufstätigen anstieg. Besonders die Ausstattung mit Kollaborationstools oder Videokonferenztools nahm deutlich zu (plus 17 Prozent auf 33 Prozent und plus 15 Prozent auf 26 Prozent).

Initiative D21 Digital-Index

Beim digitalen Unterricht berichteten 68 Prozent der Beteiligten (Lehrkräfte, SchülerInnen und Eltern) von Hürden. Am häufigsten nannten die Befragten uneinheitliches Vorgehen (42 Prozent); mangelnde Hardware oder Internetausstattung waren für 16 beziehungsweise 14 Prozent ein Problem, wobei Lehrkräfte dem überdurchschnittlich oft zustimmten. Die Offenheit für mehr Digitalisierung des Schulunterrichts und für verbindliche Fortbildungen für Lehrkräfte ist in der gesamten Bevölkerung sehr hoch (74 und 78 Prozent). 60 Prozent glauben, dass die Corona-Situation Ungerechtigkeiten in der Bildung verschärft. Nur 32 Prozent haben Zutrauen in die Schulen beim Vermitteln der benötigten Digitalfähigkeiten.

Initiative D21 Digital-Index
Welche Geräte und Systeme Berufstätige von ihrem Arbeitgeber gestellt bekommen. (Grafik: Initiative D21)

Zur Methodik der Studie: Der D21-Digital-Index ist eine repräsentative Studie der Initiative D21 und wurde vom Marktforschungsunternehmen Kantar durchgeführt. Sie erfasst die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren (n=2.038) und erfolgt per Face-to-Face-Interview (CAPI). Die Studie wird durch eine Partnerschaft aus öffentlichen und privatwirtschaftlichen Organisationen finanziert.
Die Initiative D21 ist Deutschlands größtes gemeinnütziges Netzwerk für die digitale Gesellschaft. Sie wurde 1999 mit dem Ziel gegründet, die digitale Spaltung der Gesellschaft zu verhindern. Rund 200 Mitgliedsunternehmen und -organisationen sowie politische Partner von Bund und Ländern durchleuchten die gesellschaftlichen Herausforderungen im digitalen Wandel und liefern jährliche Lagebilder zur Digitalisierung. (sg)

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