Hofer ist Geschäftsführer bei Direct Link Worldwide, einem Tochterunternehmen der Postnord. In der Fortführung des Titelinterviews der Ausgabe 2/2017 spricht er über Möglichkeiten der Zustellung auf dem Land.
Ecm: Im Titelinterview (ecm 02/2017) sprachen Sie von einem Stadt-Land-Gefälle bei der gewünschten und gewohnten Liefergeschwindigkeit. Wird sich diese künftig annähern – etwa weil Drohen oder Paketroboter zum Einsatz kommen, die eine schnellere Zustellung auf dem Land ermöglichen oder sind das lediglich Zukunftsphantasien?
Michael Hofer: Der Einsatz von technischen Mitteln in der Zukunft, in Form von Robotern oder Drohnen, bleibt erst einmal Science Fiction. Grundsätzlich werden wir keine auch noch so futuristische Version ausschließen. Immer vorausgesetzt, dass es eine realistische Umsetzung gibt, die alle damit verbundenen Risiken abdecken. Derzeitig wird gerade im ländlichen Bereich die Zustellung an Service Points durchgeführt. Das sind große Einkaufszentren die ohnehin von den im Umland angesiedelten Einwohnern genutzt werden.
Vom Supermarkt, der Reinigung, dem Schuster, den Boutiken bis hin zur Tankstelle ein gewohnter Stop, der den täglichen Bedarf aller abdeckt. Dazu gehören auch der Empfang und der Versand von Paketen und Briefen. Dass wird sich auch in der Zukunft nicht so schnell ändern. Aus dem Blickwinkel der BRD wird schnell vergessen wie groß Schweden in der Fläche ist. Erst wenn wir erwähnen, dass wir Pakete und Briefe bis in den Nordpolar Kreis zustellen kommt oftmals ein „AHA“ Effekt.
ECM: Retouren auf dem Land – was sind hier die größten Probleme und was raten Sie Händlern?
Michael Hofer: Unsere Empfehlung ist es eine der weit über 5000 Service Stationen zu nutzen. Es gibt dort keine Probleme. Im Gegenteil, die Bevölkerung gerade im ländlichen Bereich hat eher ein Problem wenn eine Hauslieferung avisiert wird und der Service Point nicht im Angebot steht. Die Mentalität der „Schweden“ ist im Vergleich zur BRD gerade das Gegenteil. Man erwartet eine Service Point Zustellung und nicht die Hauslieferung.
ECM: Viele Händler versuchen via Verpackung einen möglichst guten ersten Eindruck auf den Kunden zu machen. Was macht Ihnen als Logistiker hier am meisten Probleme bzw. was würden Sie sich von den Händlern wünschen?
Michael Hofer: Eine Verpackung die den Anforderungen einer Transportdienstleistung nicht gerecht wird, bereitet uns Probleme. Im Klartext heißt das, dass im Paketversand die Ware so verpackt werden muss, dass sie keinen Schaden erleidet wenn das Paket eine Fallhöhe von 1,20 Meter erleidet. Das kann bei automatisierten Systemen zum Beispiel über Transportbändern passieren.
Es sind die haftungsrechtlichen Richtlinien zu beachten die für jede Art der Beförderung unterschiedlich sind. Ausschlaggebend sind die Art der Faltschachtel, die verwendete Innenverpackung und die schlüssige Verpackung. Das heißt, dass es keinen Spielraum innerhalb der Verpackung geben sollte. Das variiert natürlich in Bezug auf die Art der Ware. Ich habe einem Freund in Schweden einen echten bayrischen Bierkrug gesendet und war selbst gespannt, wie der Bierkrug denn verpackt wird? Eine gewöhnliche Umwicklung mit Luftpolsterfolie wird hierfür nicht ausreichend sein. Die Verpackungsindustrie bietet dafür Luftkammersysteme an die aus unterschiedlich starken Polyethylen gefertigt werden. Es gibt für jedes Gut die entsprechende Verpackung.
Wer hier spart tut dies oft am falschen Ende. Die Folge sind aufwendige Bearbeitungen von Kundenreklamationen, Transportschäden und letztendlich ein unglücklicher Kunde.
Was die sichtbare Gestaltung der Faltschachtel angeht, ist das jedem einzelnen Unternehmer überlassen wie er die gesamte Bandbreite der möglichen Gestaltung nutzt. Man sollte aber dabei auch bedenken, dass die Art der Ware nicht anhand der Verpackung und Aufschriften erkennbar sein sollte. Viele Kunden möchten die Nachbarschaft nicht informieren was man eingekauft hat, nur weil das groß und breit auf dem Packstück erkennbar ist. Das kann möglicherweise zu überraschenden Kommentaren aus der Nachbarschaft führen.
(jm)