14.12.2017 – Kategorie: IT, eCommerce

Die neuen „Goldgräber“: Heimliches Schürfen von Kryptowährungen nimmt zu

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Der Bitcoin-Hype der letzten Wochen ruft neue Begehrlichkeiten hervor: Warum nicht die Rechner von ahnungslosen Webseitenbesuchern für sich arbeiten lassen? Was es damit auf sich hat, erläutert Michael Veit, Security Evangelist bei Sophos.

Der Bitcoin-Hype der letzten Wochen ruft neue Begehrlichkeiten hervor: Warum nicht die Rechner von ahnungslosen Webseitenbesuchern für sich arbeiten lassen? Was es damit auf sich hat, erläutert Michael Veit, Security Evangelist bei Sophos.

Immer mehr Akteure wollen am Bitcoin-Hype mitverdienen – und ahnungslose Webseitenbesucher sind in diesem Fall die Leidtragenden:  Seit September 2017 beobachtet Sophos, dass bei dem Besuch vieler Webseiten die Prozessorlast des eigenen Rechners aus zunächst unerfindlichen Gründen auf 100 Prozent hochschnellt. Der Grund dafür ist, dass beim Besuch der Webseite eine in JavaScript geschriebene Anwendung des Anbieters Coinhive heruntergeladen und gestartet wird, die dann im Hintergrund läuft und die Kryptowährung Monero (XMR) schürft. Unter Schürfen einer Kryptowährung versteht man dabei das rechenintensive Lösen mathematischer Aufgaben mit dem Ziel, neu herausgegebene Einheiten einer Kryptowährung zu erhalten.  Der Betreiber der Webseite erhält für die auf den Rechnern der Webseitenbesucher geleisteten Rechenoperationen von Coinhive Geld. Die Konsequenz für den Besucher der Webseite ist, dass sein Rechner langsamer ist, und gerade bei Notebooks sich die Wärmeentwicklung erhöht und die Akkulaufzeit reduziert.

Prinzipiell legitim, aber …

Prinzipiell ist es ein legitimes Vorgehen, dass der Betreiber einer Webseite die Rechenleistung des Computers des Besuchers als Bezahlung für die (dann beispielsweise werbefreie) Nutzung einer Webseite verlangt – sofern der Besucher darauf hingewiesen wird. Es gibt zwar Webseiten, die entsprechende Meldungen anzeigen und teilweise auch die Nutzung des Prozessors auf  einige Sekunden oder Minuten begrenzen – aber in den allermeisten Fällen ist das nicht der Fall. Oft handelt es sich bei Webseiten mit Coinhive-Skripten um halbseidene oder illegale Angebote wie Börsen oder Download-Portale für Software und Videos. Coinhive-Skripte wurden aber auch schon auf seriösen Webseiten gefunden. Nicht in jedem Fall war und ist dabei klar, ob dies mit Absicht seitens des Webseitenbetreibers geschah oder ob die Webseite Opfer von Malvertising- oder Hacking-Angriffen wurde.

Zweckentfremdung von Rechenleistung privater Geräte wird weiter Schule machen

Das Thema Kryptowährungen mit Bitcoin als prominentestem Vertreter tritt immer stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Die anfangs als anonymes Zahlungsmittel für Kriminelle angesehenen Kryptowährungen werden zunehmend hoffähig für Investoren in der traditionellen Finanzwelt, mittlerweile können etwa bereits Terminkontrakte auf die Bitcoin-Wertentwicklung an regulierten Börsen erworben werden.

Von dem hohen Wertzuwachs des Bitcoin in den letzten Wochen profitieren auch andere Kryptowährungen wie Monero, die durch Coinhive geschürft werden. Sowohl der Wert des Bitcoin als auch der Wert des Monero verdreifachten sich im Zeitraum von Ende Oktober bis Anfang Dezember 2017.

Im Zuge dessen beobachten wir seit Ende November 2017 einen rapiden Anstieg von Webseiten mit Coinhive – von wenigen hundert Webseiten schnellte die Anzahl auf über 10.000, Tendenz stark steigend. Dieser Zusammenhang ist in der ergänzenden Grafik gut ersichtlich.

Es steht zu erwarten, dass – zumindest solange der Boom der Kryptowährungen andauert – die Zweckentfremdung von Rechenleistung auf Privatgeräten weiter Schule machen wird. Der Weg über Skripte von Coinhive auf Webseiten ist dabei nur eine Spielart. Neue Varianten von IoT-Botnetzen wie Mirai fangen an, gekaperte IoT-Geräte für das Mining von Bitcoins zu nutzen. Und je wertvoller pure Rechenleistung wird, desto mehr Wege werden Cyberkriminelle finden, um die Computer ahnungsloser Endanwender dafür zu nutzen.

 


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