10.02.2020 – Kategorie: Kommunikation

Digitale Verwaltung: Bürger zwischen Vertrauen und Zweifel bei Datensicherheit

Digitale VerwaltungQuelle: Photon photo/Shutterstock

58 Prozent der deutschen Bürger vertrauen der öffentlichen Verwaltung und sind überzeugt, dass ihre Daten auf Servern der Behörden gut geschützt sind. Wie dem „Digital Government Barometer“ von Sopra Steria zu entnehmen ist, hat jeder Dritte leichte Zweifel, dass Behörden die nötigen Sicherheitsmaßnahmen ergreifen.

  • Eine Mehrheit von 58 Prozent der deutschen Bürger sind überzeugt, dass ihre Daten auf Servern der öffentlichen Verwaltung gut geschützt sind.
  • 78 Prozent der befragten Bürger möchten künftig mehr Behördenangelegenheiten online zu erledigen.
  • Jeder fünfte Bundesbürger sorgt sich darüber, dass Daten missbräuchlich verwendet werden.

Immerhin acht Prozent der befragten Bundesbürger glauben nicht daran, dass ihre persönlichen Daten sicher sind. Das zeigt: Parallel zur Erweiterung des Online-Angebots der öffentlichen Verwaltung wartet auf Bund, Länder und Kommunen auch Überzeugungsarbeit beim Thema Datenschutz. Zu diesem Ergebnis kommt das „Digital Government Barometer“ von Sopra Steria, für das 999 Bundesbürger befragt wurden. Auffallend ist, dass die Bevölkerung in Deutschland sich beim Thema digitale Verwaltung und E-Government insgesamt ambivalent verhält.

Digitale Verwaltung: Sorge über Missbrauch persönlicher Daten

So sind 78 Prozent der Bürger prinzipiell bereit, mehr Behördenangelegenheiten online zu erledigen, so die Studie. Doch bei 23 Prozent schwingt die Sorge mit, dass Daten in falsche Hände geraten könnten. Jeder Fünfte sorgt sich darüber, dass Daten missbräuchlich verwendet werden. Sicherheitsbedenken sind damit die am häufigsten genannten Gründe gegen die Nutzung der Online-Verwaltung. Überzeugungsarbeit ist vor allem bei Unternehmern gefragt: Nur 47 Prozent der Selbstständigen unter den Befragten vertrauen darauf, dass Behörden ihre Daten ausreichend schützen, bei Arbeitnehmern sind es 62 Prozent und bei Nichtbeschäftigten 55 Prozent.

Digitale VerwaltungQuelle: Sopra SteriaQuelle: Sopra Steria
Anteil der Befragten in Prozent, die diesen Vorbehalten gegenüber der Verwaltung zustimmen.

„Viele Bürgerinnen und Bürger nehmen über die Medien eine zunehmende Zahl an Hacker-Attacken auf öffentliche Einrichtungen in gebündelter Form wahr. Extrembeispiele wie die IT-Ausfälle in den Städten Neustadt und Potsdam schüren eine generelle Skepsis, ob ihre Daten sicher sind“, erklärt Olaf Janßen, Experte für Informationssicherheit in der öffentlichen Verwaltung und im Gesundheitswesen. „Bund, Länder und Kommunen können diesem begegnen, indem sie für ihre Online-Dienstleistungen höchstmögliche Sicherheitsstandards definieren, diese flächendeckend einführen und deren Umsetzung der Bevölkerung noch stärker vermitteln.“

Digitale Verwaltung: Identitätsplattform vom Staat gewünscht

Ein starkes Vertrauen in digitale Angebote ist gerade in Deutschland ein zentraler Akzeptanzfaktor. Das zeigt sich bei der Entwicklung und Einführung einer digitalen Identität, die das Identifizieren und Bezahlen im Internet vereinfachen soll. Nur 41 Prozent der Bürgerinnen und Bürger können sich derzeit vorstellen, Daten zentral auf einer digitalen Plattform zu speichern und zu managen.

92 Prozent der Befürworter wünschen sich als möglichen Plattformbetreiber allerdings staatliche Stellen und nur acht Prozent die Privatwirtschaft. Jeder Zweite wünscht am liebsten eine Bundesbehörde, die digitale Identitäten sicher verwaltet, beispielsweise das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). 31 Prozent können sich auch eine bei den Meldeämtern angesiedelte Stelle als Plattformbetreiber vorstellen.

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Anteil der Befragten in Prozent, die sagen, dass diese Maßnahmen in jedem Fall helfen, die Online-Prozesse der öffentlichen Verwaltung zu verbessern.

Digitale Verwaltung: Vertrauen in staatliche Online-Dienste

Das deutet darauf hin, dass das Vertrauen der Bevölkerung in staatliche Online-Dienste doch größer ist als generell angenommen – zumindest im Vergleich zu Unternehmen. „Die geringe Zustimmung ist hier weniger ein Indiz für ein geringes Vertrauen in die Sicherheit. Viele Bürgerinnen und Bürger glauben nicht, dass ihnen die Plattformen Mehrwerte bieten. Beides gilt es zu vereinen: Eine solche Plattform muss wie ein einfach zu nutzender Generalschlüssel funktionieren. Gleichzeitig müssen die schärfsten Vorkehrungen getroffen werden, dass dieser nicht in fremde Hände gerät“, so Olaf Janßen von Sopra Steria.

Um Nutzererlebnis und Sicherheit zu verbinden, sind private Plattformen unter staatlicher Aufsicht eine mögliche Option. Das BSI hatte im Oktober auf dem Digitalgipfel der Bundesregierung in Dortmund einen Sicherheitskatalog (Security Framework) für digitale Identitäten vorgestellt. Plattformanbieter wie WebID und Reclaim können sich beispielsweise den BSI-Rahmenbedingungen anschließen und damit dokumentieren, dass sie Vertrauensdienste bis zum Sicherheitsniveau „substantial“ gemäß der europäischen eIDAS-Verordnung realisieren können.

Zur Methodik der Studie: Die Studie „Digital Government Barometer 2019“ von Sopra Steria fasst die Ergebnisse einer repräsentativen Online-Befragung von mehr als 6.000 Bürgern in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien und Norwegen zusammen. Die Teilnehmer wurden im Auftrag von Sopra Steria im September 2019 nach den Vorgaben des internationalen Standards ISO 20252 für Markt-, Meinungs- und Sozialforschung befragt. Sopra Steria ist ein europäische Management- und Technologieberatung, die Anwender dabei unterstützt, die digitale Transformation voranzutreiben und nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. (sg)

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