15.07.2019 – Kategorie: Allgemein, Geschäftsstrategie, Marketing
Domain-Verwaltung und Online-Markenschutz: So sollten Unternehmen wertvolle Domains schützen
Um ihre Marken zu schützen, müssen Unternehmen heute auch ihre Domains schützen. Wie gehen bei der Domain-Verwaltung und dem Online-Markenschutz am besten vor?
Um ihre Marken zu schützen, müssen Unternehmen heute auch ihre Domains schützen. Wie gehen sie bei der Domain-Verwaltung vor und vor welchen Herausforderungen stehen sie? Um das herauszufinden, hat der Online-Markenschutz-Anbieter MarkMonitor 700 Entscheider aus den Bereichen Marketing, Recht und IT in den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien befragt. Über die interessanten Ergebnisse sprach das e-commerce magazin mit Stefan Moritz, Regional Director Central Europe bei MarkMonitor.
e-commerce magazin: Herr Moritz, warum ist es für Unternehmen heute so wichtig, ihre Domains zu schützen?
Stefan Moritz: Domains dienen nicht nur dazu, dass Unternehmen im Internet gefunden werden. Sie tragen heute entscheidend dazu bei, eine Marke aufzubauen, zu repräsentieren und zu stärken. Über die Domain identifiziert der Kunde die Marke und baut Vertrauen zu ihr auf. Deshalb ist es für Unternehmen wichtig, nicht nur ihre Haupt-Domains, sondern auch Markenvarianten, Kampagnen und Regional-Domains proaktiv zu registrieren und somit vor Missbrauch zu schützen.
e-commerce magazin: Welchen Schaden könnten Hacker ohne angemessene Domain-Verwaltung anrichten?
Moritz: Wenn Betrüger Domains angreifen oder für kriminelle Zwecke missbrauchen, kann das verheerende Konsequenzen haben – von Umsatzeinbußen bis hin zu nachhaltigem Reputationsverlust für die betroffenen Unternehmen. Angriffe auf Domains von Hackern könnten einen Online-Shop zum Beispiel offline bringen, sodass Kunden nicht mehr einkaufen können. Oder sie leiten den Internet-Traffic auf eine eigene, gefälschte Domain um, die der Markenseite täuschend ähnlich sieht. Auf diese Weise können sie persönliche Informationen oder Kreditkartennummern stehlen. Oder sie verkaufen dem Kunden dort gefälschte Produkte. Im schlimmsten Fall können Cyberkriminelle sich sogar in den DNS-Account eines Unternehmens hacken und die Domain kapern.
e-commerce magazin: Wie groß ist das Risiko für solche Vorfälle?
Moritz: Unternehmen sollten die Gefahr unbedingt ernst nehmen. Unsere Studie hat gezeigt, dass fast ein Viertel der Befragten im vergangenen Jahr einen Angriff auf ihre Domains verzeichnet hat. Fast die Hälfe davon erlitt Datenverlust. 38 Prozent sagen, dass das Kundenvertrauen durch den Vorfall geschädigt wurde und 37 Prozent hatten Umsatzeinbußen. Die Gefahr durch Cyberangriffe – auch auf das Domain Name System – nimmt insgesamt zu. Nicht umsonst hat die Internet Corporation für Assigned Names and Numbers (ICANN) Anfang des Jahres vor einem „anhaltenden, signifikanten Risiko für Schlüssel-Elemente der DNS-Infrastruktur“ gewarnt.
e-commerce magazin: Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen bei der Domain-Verwaltung und Domain-Schutz?
Moritz: Zunächst einmal haben viele Unternehmen das Problem, dass sie gar nicht mehr genau wissen, welche Domains sie eigentlich unternehmensweit besitzen. Sie haben unzählige Web-Adressen registriert, von denen sie viele oft gar nicht mehr nutzen. 34 Prozent der Befragten aus unserer Studie empfinden es als schwer, den Überblick über ihre Domains zu behalten. Wer seine wichtigen Domains nicht im Auge behält, kann sie aber auch nicht schützen. Domain Management ist allerdings aufwändig und kostet Geld. 40 Prozent nannten die damit verbundenen Kosten als größte Herausforderung.
e-commerce magazin: Gibt es denn ein dediziertes Budget für Online-Markenschutz?
Moritz: Das haben aktuell leider weniger als die Hälfte der Unternehmen. Von denen, die ein Online-Markenschutz-Budget haben, setzen 44 Prozent ein Viertel bis die Hälfte für Domain Security ein. 43 Prozent investieren denselben Anteil in Domain Management. Ohne ein dediziertes Budget ist effektiver Online-Markenschutz schwierig. Unternehmen können dann zwar bei einem Vorfall ad hoc Budgets zuweisen, um zu reagieren. Sie verlieren aber Zeit und die Prävention kommt zu kurz.
e-commerce magazin: Wer ist für die Domain-Verwaltung und die Domain Security verantwortlich?
Moritz: In 46 Prozent der Unternehmen ist die IT- und IT-Security-Abteilung zuständig, in 16 Prozent die Rechtsabteilung und in 13 Prozent das Marketing. In der Regel liegt die Verantwortung in nur einem Fachbereich. Das ist problematisch, denn für einen umfassenden Online-Markenschutz ist es wichtig, wertvolle Domains unternehmensweit zu identifizieren und zu schützen. Ein Silo-Ansatz steht dem im Wege. Nur 13 Prozent der Markenunternehmen betreiben Domain-Management jedoch abteilungsübergreifend.
e-commerce magazin: Was können Unternehmen tun, um Risiken zu minimieren?
Moritz: Einige Punkte hatten wir ja bereits angesprochen. Wichtig ist vor allem eine dem Unternehmen angepasste und zielgerichtete Domain-Strategie zu entwickeln und zu implementieren, insbesondere für geschäftskritische Marken-Domains. Unternehmen sollten Domain Management zentralisiert und abteilungsübergreifend betreiben und ein dediziertes Budget für Online-Markenschutz bereitstellen. Außerdem sollten sie ihr Portfolio kontinuierlich und regelmäßig optimieren. Entscheidend ist zudem, den richtigen Registrar zu finden. Er sollte die globale Bedrohungslandschaft kennen und robuste Security-Maßnahmen anwenden. Zudem kann er bei der Überwachung der Domains unterstützen.
e-commerce magazin: Welche Sicherheitsfunktionen sollte der Registrar implementiert haben?
Moritz: Zum Beispiel muss der Zugang zum Domain-Management-Portal geschützt sein. Dafür sollte es eine verpflichtende Zwei-Faktor-Authentifizierung geben und das Portal sollte ausschließlich für unternehmenseigene IP-Adressen zugänglich sein. Außerdem empfehlen sich mehrere Zugriffsebenen und eine starke Passwortverwaltung, um Passwortänderungen zu erzwingen. Alle Updates von Domainnamen sollten in Aktivitätsprotokollen festgehalten werden, sodass sie sich nachverfolgen lassen. Wichtig sind auch Benachrichtigungen über alle Änderungen an Domains.
e-commerce magazin: Inwiefern trägt die Portfolio-Optimierung zur Domain-Sicherheit bei?
Moritz: Die Mehrheit der Unternehmen, die wir in unserer Studie befragt haben, nutzen nur die Hälfte bis drei Viertel ihrer registrierten Domains. Bei 28 Prozent sind nur ein Viertel bis die Hälfte der Domains aktiv und bei 18 Prozent sogar nur bis zu einem Viertel. Wenn Unternehmen ihre nicht mehr benötigten Domains bereinigen, machen sie ihr Portfolio übersichtlicher. Das erleichtert es, die wichtigen Domains zu identifizieren und zu schützen. Zudem schlummert in den ungenutzten generischen Domains Kapital, dass man durch den Verkauf dieser Domains freisetzen und dann für den Domain-Schutz einsetzen kann. Wenn man bedenkt, dass 40 Prozent der Unternehmen die Kosten als größte Herausforderung im Domain Management nannten, ist der wirtschaftliche Aspekt nicht zu verachten.
e-commerce magazin: Was würden Sie Unternehmen abschließend für die Domain-Verwaltung raten?
Moritz: Integrieren Sie Domain Management und Domain Security in eine umfassende Online-Markenschutz-Strategie. Sie sollte neben Angriffen auf Domains auch andere Formen von Markenrechtsverletzungen berücksichtigen. Dafür sind sowohl geeignete technische als auch organisatorische Maßnahmen gefragt. Online-Markenschutz darf keine Einzelkämpferdisziplin sein, sondern erfordert abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und nicht zuletzt die Unterstützung durch die Geschäftsleitung. Denn Domains sind heute enorm wichtig für die Markenidentität und den Geschäftserfolg. (sg)
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