31.01.2022 – Kategorie: eCommerce

E-Commerce-Branche: Umsätze übersteigen 2021 die 100-Milliarden-Grenze

Im zweiten Pandemiejahr zeigt sich, dass der E-Commerce zur neuen Normalität geworden ist. Fast jeder siebte Euro, der Verbrauchern für Haushaltsausgaben bereitsteht, wurde 2021 im E-Commerce ausgegeben.

Im Jahr 2020 war es noch jeder achte Euro, den Verbraucher im Onlinehandel ausgegeben haben. Bereinigt man die Umsätze um Lebensmittel-Einkäufe, hat die E-Commerce-Branche mit Waren 2021 sogar jeden fünften Euro auf sich gezogen. Laut den jetzt vom bevh veröffentlichten Zahlen ist der Brutto-Umsatz mit Waren im E-Commerce 2021 auf 99,1 Milliarden Euro nach 83,3 Milliarden Euro im Jahr 2020 gestiegen. Das Wachstum zum Vorjahr beträgt entsprechend 19 Prozent, 2020 wuchs die E-Commerce-Branche um 14,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bereits 40 Prozent des Umsatzes wurde über mobile Endgeräte erwirtschaftet. Inklusive der digitalen Dienstleistungen, die nochmals leicht auf acht Milliarden Euro zurückgingen, betrug das Gesamtvolumen mehr als 107 Milliarden Euro einschließlich Umsatzsteuer.

E-Commerce-Branche bestimmt den Handel

„Die Corona-Pandemie setzt weiterhin Gesellschaft und Handel in einen Ausnahmezustand, aber der digitale Handel bringt mit der sicheren Warenversorgung ein Stück Normalität zurück. E-Commerce wird immer mehr als das Normale und Übliche empfunden. Sein Wachstum stabilisiert sich auf hohem Niveau nach Ausschlägen zum Beginn der Pandemie und zeigt, dass sich seine Vorteile wie größere Auswahl und mehr Service dauerhaft durchsetzen werden. Handel ohne E-Commerce ist schon jetzt nicht mehr denkbar, weder für die Konsumenten noch für Händler“, kommentiert Gero Furchheim, Präsident des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh).

Der Anteil „zufriedener“ und „sehr zufriedener“ Online-Käufer erreichte mit 96,3 Prozent einen neuen Rekordwert. Nie zuvor haben Menschen in Deutschland so viel online eingekauft und gleichzeitig eine so hohe Zufriedenheit geäußert. Das gilt auch für das kritische vierte Quartal. Anders als befürchtet blieben Auswirkungen von Lieferkettenstörungen im E-Commerce weitgehend aus. Festzustellen war eine erhöhte Bestellfrequenz. Gut vier von zehn Befragten (40,9 Prozent) gaben an, öfter als einmal in den vergangenen sieben Tagen online bestellt zu haben. Das ist mehr als im Vorjahr (2020: 39,7 Prozent) und deutlich mehr als vor der Pandemie (2019: 33,2 Prozent). Dass E-Commerce in der Breite der Gesellschaft angekommen ist, zeigt sich auch in der Bestellhäufigkeit nach Altersgruppen. Seit Pandemiebeginn gilt nicht mehr, dass E-Commerce vor allem von Jüngeren genutzt wird. Käufer ab 50 Jahren sind erneut für mindestens die Hälfte der Käufe im Internet verantwortlich.

E-Commerce-Branche
Wachstumstrends konvergieren wieder – auf höherem Niveau. (Grafik: bevh)

Mobile Commerce wird zur Normalität

Inzwischen gehört die Bestellung über mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets zur Normalität. Innerhalb der vergangenen zwei Pandemiejahre erhöhte sich das Umsatzvolumen des Mobile Commerce um 56,5 Prozent auf 39,9 Milliarden Euro, gut 40 Prozent des gesamten E-Commerce-Umsatzes mit Waren im Jahr 2021. Vor Jahresfrist lag der mobil generierte Umsatz noch bei 28,1 Milliarden Euro, was anteilig einem Drittel entsprach. 14- bis 29-Jährige kauften in zwei von drei Fällen über Smartphone oder Tablet ein. Social Media und Apps sind für sie nach Suchmaschinen und Onlineshops die wichtigen Informationskanäle vor dem Kauf. Seit 2017 ist allein die Relevanz von Social Media für jüngere Onlinekäufer um 350 Prozent gewachsen.

 „Mit der bald dominierenden Nutzung von mobilen Endgeräten für den Einkauf ändert sich auch das Aussehen des E-Commerce insgesamt. Mit Apps und der Nutzung von Social Media entstehen neue Chancen für Händler, ihre Kunden zu erreichen und für sie relevant zu bleiben”, sagt Martin Groß-Albenhausen, stellvertretener Hauptgeschäftsführer des bevh und verantwortlich für die Marktforschung des Verbandes.

E-Commerce-Branche: Wachstumstrends gleichen sich an

In der Pandemie wuchsen die einzelnen Warengruppen sehr unterschiedlich. Zum Jahresende 2021 hat sich das Umsatzwachstum der einzelnen Warengruppen wieder auf einem Niveau leicht über dem langjährigen Mittel angeglichen. Nach wie vor ausgenommen sind davon Waren des täglichen Bedarfs. Lebensmittel, Drogeriewaren und Tierbedarf konnten mit einem Plus von 36,4 Prozent abermals deutlich und am stärksten zu (2020: 40,9 Prozent).

 Mit einem Brutto-Umsatz von 50,5 Milliarden Euro (2020: 42,1 Milliarden Euro) machte der Kauf über Online-Marktplätze mehr als jeden zweiten Euro im E-Commerce aus. Am stärksten zulegen konnte im Vergleich der Versender jedoch der Direktvertrieb (D2C) von Herstellern. Stationäre Händler, die auch im E-Commerce tätig sind (Multichannel-Handel), verzeichneten Umsatzwachstum von 16,7 Prozent. Damit war ihr Wachstum nicht so stark wie das der Internet-Pure-Player mit 18,4 Prozent (2020: 9,5 Prozent).

Umsatzentwicklung im E-Commerce mit Waren nach Segmenten, in Millionen Euro inkl. Umsatzsteuer. (Grafiken: bevh)
Umsatzentwicklung mit Waren und Dienstleistungen. (in Millionen Euro, inklusive USt.)
Umsatzentwicklung mit Waren nach Versendern, in Millionen Euro inkl. Umsatzsteuer. (Legende: MCV: Multichannel-Versender, IPP: Internet- Pure-Player, APV: Apothekenversender, SHC: Shoppingclub, OMP: Online-Markplätze, HEV: Herstellerversender, TVS: Teleshopping)

E-Commerce für Kunden selbstverständlicher denn je

Der bevh erwartet, dass die verlässliche Leistung der digitalen Händler dieses Jahr dazu beiträgt, die Umsatzanteile des E-Commerce im gesamten Handel weiter zu erhöhen. Aktuell geht der Verband davon aus, dass die Umsätze mit Waren im Jahr 2022 um weitere 12,0 Prozent steigen werden. E-Commerce allein mit Waren wird voraussichtlich mehr als 110 Milliarden Euro brutto umsetzen.

 „Das Bekenntnis der neuen Bundesregierung zu Digitalisierung und zum E-Commerce in Deutschland, wie wir es im Koalitionsvertrag finden, begrüßen wir sehr. Wichtig ist jetzt, die Entwicklung unserer Branche nicht durch einseitige Belastungen, übergroßen Formalismus und in Gesetze gegossene Angst vor ihrem Erfolg unangemessen einzuschränken. Wir wünschen uns den Mut, auf die Zukunft des Handels zu setzen, statt überkommene Strukturen zu bewahren – in Deutschland und in Europa.“

Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des bevh
bevh Wenk-Fischer Onlinehandel
Christoph Wenk-Fischer ist Hauptgeschäftsführer des bevh. (Bild: bevh)

Zur Methodik der Studie: In der Verbraucherbefragung „Interaktiver Handel in Deutschland“ werden von Januar bis Dezember 40.000 Privatpersonen aus Deutschland im Alter ab 14 Jahren zu ihrem Ausgabeverhalten im Online- und Versandhandel und zu ihrem Konsum von digitalen Dienstleistungen wie Reisen oder Ticketing befragt. Die Endergebnisse der Studie werden zu Beginn jeden Jahres veröffentlicht. Die jetzt präsentierten Zahlen zur E-Commerce-Branche basieren auf der Auswertung der Monate Januar bis Dezember 2021 und wurden durch die Beyondata GmbH erhoben. Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) ist die Branchenvereinigung der der Online- und Versandhändler. Neben den Versendern sind dem bevh auch namhafte Dienstleister angeschlossen. Der bevh vertritt die Brancheninteressen der Mitglieder gegenüber dem Gesetzgeber sowie Institutionen aus Politik und Wirtschaft. (sg)

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