03.07.2023 – Kategorie: Handel, eCommerce

E-Commerce: Diesen Einfluss haben internationale Handelsabkommen

Online-Handel Composable Commerce E-CommerceQuelle: Shutter2U - Adobe Stock

Während die Digitalisierung die „vierte industrielle Revolution“ ausgelöst hat, verschärft sie gleichzeitig die Diskrepanzen im technologischen Fortschritt zwischen Industrie- und Entwicklungsländern sowie städtischen und ländlichen Gemeinden. Mit der digitalen Wirtschaft steigt die Bedeutung neuer Geschäftsmodelle wie E-Commerce.

Die Welthandelsorganisation (WTO) hat auf globaler Ebene Schritte zur Regulierung des grenzüberschreitenden E-Commerce unternommen und mit über 80 Mitgliedern eine spezielle „Gemeinsame Initiative E-Commerce“ (Joint Initiative on E-Commerce) eingerichtet. Auch die Vereinten Nationen engagieren sich in diesem Bereich, insbesondere durch die Unterstützung von Entwicklungsländern. Das Engagement besteht dabei aus Schulungen, Finanzierungen und Digitalisierungsinitiativen, aber auch aus Initiativen nach dem Prinzip der „Hilfe zur Selbsthilfe”. Unter der Leitung der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) durchgeführte „eTrade Readiness Assessments” zeigen Herausforderungen und Verbesserungspotenziale im Onlinehandel auf und bieten den Regierungen politische Handlungsempfehlungen. Dieser Prozess fördert das allgemeine Verständnis der gegenwärtigen Situation in Afrika.

Handelsunionen wollen E-Commerce erleichtern

Fortschritte in den Bereichen Infrastruktur, Logistik, Online-Zahlungssysteme und förderlicher Gesetzgebung deuten darauf hin, dass weitere Angleichungen die Zusammenarbeit im grenzüberschreitenden Onlinehandel verbessern könnten. Auf regionaler Ebene haben zahlreiche Handelsunionen Bestimmungen zum E-Commerce erlassen, um den Onlinehandel zwischen den jeweiligen Mitgliedern zu erleichtern. So hat der Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) viel zur allgemeinen Angleichung von Gesetzen zur Förderung des grenzüberschreitenden Internethandels beigetragen. Im Vergleich zu anderen Zusammenschlüssen im Globalen Süden gelten viele der implementierten Maßnahmen als Erfolgsmodell. Doch trotz aller Erfolge sehen sich die Mitgliedsstaaten von ASEAN nach wie vor großen Herausforderungen gegenüber.

Auf nationaler Ebene haben die Staaten begonnen, den in- und ausländischen Onlinehandel auf ihre Entwicklungsagenda zu setzen. Die Unterstützung durch internationale Organisationen liefert zusätzliche Orientierung für die weitere Entwicklung. Dafür ist Tunesien eines der aktuellen Beispiele: Jüngst wurde eine Kooperation mit der UNCTAD geschlossen, um die digitale Wirtschaft durch eine Reihe von Programmen weiterzuentwickeln. Darunter fallen die Initiative „Easy Export”, das Projekt „Innovative Start-ups and Small and Medium Enterprises” sowie Anpassungen der Devisenbestimmungen.

Thema des Projekts ist der afrikanische Raum, da der informelle Handel dort in den letzten Jahren trotz Einschränkungen zugenommen hat: In vielen afrikanischen Ländern werden die meisten Online-Transaktionen noch immer per Nachnahme bezahlt. Logistische Infrastruktur und digitale Zahlungsmöglichkeiten – insbesondere für grenzüberschreitenden E-Commerce – sind noch nicht entwickelt. Dennoch steht diese Zunahme für ein großes Potenzial an wirtschaftlichen Möglichkeiten für Unternehmen, logistische und finanzielle Dienstleistungen anzubieten.

AfCFTA: Wirtschaftskraft von über 1,3 Milliarden Menschen

Die afrikanische Freihandelszone AfCFTA ist eines der jüngsten Abkommen im globalen Süden. Diese verspricht die Wirtschaftskraft eines Marktes mit über 1,3 Milliarden Menschen in mehr als fünfzig Ländern zu stärken. Um die Handelsbeziehungen zwischen den Mitgliedern durch E-Commerce zu fördern, wurde das gemeinsame Protokoll zum digitalen Handel (Digital Trade Protocol) entworfen. Im Gegensatz zu den Bestimmungen über grenzüberschreitenden E-Commerce in anderen Wirtschaftsblöcken enthält das Protokoll jedoch keine verbindlichen Elemente, die einen konkreten Zugang zu den Märkten gewährleisten. Hier bietet sich gerade für lokale E-Commerce-Unternehmen die Chance, die Digitalisierung innerhalb ihrer Region voranzutreiben und mitzugestalten.

 Das Hauptziel der vorliegenden Empfehlungen besteht deshalb darin, eine progressive Agenda zur Förderung des internationalen E-Commerce auf der Grundlage supranationaler und nationaler Ansätze zu entwickeln. Die Vorschläge erstrecken sich über folgende Bereiche:

  • Die Überarbeitung bestimmter Gesetze, um die Kooperation zwischen Wirtschaftsräumen zu verbessern.
  • Ein vereinfachtes Steuersystem, das von den nationalen Zollbehörden umgesetzt werden soll.
  • Die Einrichtung einer gemeinsamen Datenbank mit den relevanten Regulierungen der Mitgliedsländer zu E-Commerce, um die Compliance zu vereinfachen.
  • Die Schaffung eines grenzüberschreitenden Online-Marktplatzes innerhalb einer Wirtschaftsunion, der den AfCFTA-Mitgliedern logistische Dienstleistungen und digitale Zahlungsmöglichkeiten bietet.
Prof. Dr. Renata Thiébaut ist Professorin für Marketing an der GISMA University of Applied Sciences. (Bild: GISMA)

GISMA University of Applied Sciences mit interdisziplinärer Grundausrichtung

Prof. Dr. Renata Thiébaut ist Professorin für Marketing an der GISMA University of Applied Sciences. Als Expertin für E-Commerce, digitales Marketing und Digitalisierung hat sie im privaten und öffentlichen Sektor, bei Unternehmen wie Alibaba, Tencent und den Vereinten Nationen, in mehreren Ländern und Kontinenten gearbeitet. Von 2018 bis 2020 arbeitete Dr. Thiébaut als Forscherin an der Harvard University. Die Professorin hat einen ähnlich internationalen Bildungsweg hinter sich. Dem Bachelor-Abschluss in Brasilien folgten Abschlüsse in MA und einem PhD während ihrer Zeit in China. Ihre Expertise in den Bereichen E-Commerce, Live-Commerce, digitale Strategie und Transformation in multinationalen Teams ist wegweisend für die Zukunft des Marketings.

Die GISMA University of Applied Sciences ist eine in Potsdam ansässige, staatlich anerkannte Hochschule mit internationalen Studierenden sowie Professoren und Dozenten aus der ganzen Welt, die Bachelor- und Master-Abschlüsse verleiht. Seit ihrer Gründung im Jahr 1999 bereitet die GISMA den Weg für qualifizierte Menschen in die internationale Berufswelt. Der jüngste Campus in Potsdam, die GISMA University of Applied Sciences, wurde 2021 in Betrieb genommen. (sg)

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