01.02.2022 – Kategorie: eCommerce

E-Commerce in Japan: So können Händler das Potenzial ausschöpfen

Der japanische Markt wird bei westlichen Unternehmen immer beliebter, was auf die große, wohlhabende Bevölkerung und die starke Wahrnehmung westlicher Waren zurückzuführen ist. Dennoch ist der japanische Markt dafür bekannt, schwer zugänglich zu sein, nicht zuletzt aufgrund der sehr unterschiedlichen Kultur und der hohen Ansprüche der Verbraucher. Aber kann die Technologie – und insbesondere die Zahlungstechnologie – diese Barrieren abbauen?

Japan dürfte in naher Zukunft immer internationaler werden – immer mehr japanische Unternehmen wollen auf westliche Märkte expandieren, und auf der anderen Seite suchen viele etablierte westliche Unternehmen nach Wachstum in Japan. Zweifellos bietet Japan für diese Unternehmen beträchtliche Möglichkeiten. Japan hat laut IMF im Jahr 2020 geschätzt rund 125,9 Millionen Einwohner und gehört deswegen weiterhin zu den 20 Länder mit der größten Bevölkerung weltweit. Zudem ist das Einkommen dort sehr hoch, im Schnitt liegt es bei 39.000 Euro im Jahr. Zu dieser beträchtlichen Kaufkraft kommen eine gute Infrastruktur und ein hohes Ansehen europäischer Marken hinzu.

Diese berauschende Mischung aus hoher Bevölkerungszahl, hohem Einkommen und hoher Wertschätzung für westliche Waren macht Japan zu einem idealen Zielmarkt. Und da das Land der drittgrößte E-Commerce-Markt ist – mit einem Wert von mehr als 114 Milliarden US-Dollar und einem Wachstum von 29 % im Jahr 2020 – bieten sich laut ecommerceDB selbst für diejenigen, die nicht vor Ort präsent sind, zahlreiche Möglichkeiten.

E-Commerce in Japan: Was sind die Herausforderungen?

Doch bei allen Chancen ist Japan bekanntlich ein schwieriger Markt – und das nicht ohne Grund. Drei Punkte stechen dabei besonders hervor:

  • Die Verbraucher haben eine andere Kultur und andere Vorlieben.
  • Die Verbraucher sind an Zahlungsmethoden gewöhnt, die für westliche Händler oft ungewohnt sind.
  • Die Händler müssen die Sprachbarriere zwischen ihrem Unternehmen und den japanischen Verbrauchern überwinden.

Japan und die westlichen Märkte haben zwar eine Reihe von Zahlungsmethoden gemeinsam, aber die Verbraucherpräferenzen und -gewohnheiten sind sehr unterschiedlich. So werden in Japan derzeit mehr als die Hälfte aller Onlineeinkäufe mit Kredit- und Debitkarten getätigt. Das scheint einfach zu sein, aber 52 % der Online-Kartentransaktionen in Japan werden mit lokal ausgestellten Karten getätigt. Das macht die Sache für ausländische Händler schwieriger. Japanese Credit Bureau (JCB), die beliebteste lokale Marke, hat mehr als 130 Millionen Kunden in 23 Ländern. Sie wird für 40 % der Onlineeinkäufe verwendet, ist aber vielen westlichen Händlern kaum bekannt.

Andere beliebte Zahlungsmethoden sind für Händler außerhalb Japans hingegen völlig neu. Vor allem ziehen es viele Verbraucher vor, selbst bei Onlineeinkäufen in den örtlichen Konbini – einer im ganzen Land weit verbreiteten Reihe von Universalgeschäften – in bar zu bezahlen. In diesem Fall bietet der Onlineshop Konbini als Zahlungsoption an, und wenn der Kunde den Kauf bestätigt und sein lokales Konbini benennt, benachrichtigt der Onlineshop das Konbini, dass der Kunde innerhalb eines vorher vereinbarten Zeitraums vorbeikommen und die Zahlung vornehmen soll. Sobald die Zahlung bestätigt ist, werden die Waren versandt (oder die digitalen Güter freigegeben).

E-Commerce in Japan – Zahlungen per Smartphone erfreuen sich immer größerer Beliebtheit

In jüngster Zeit werden auch Zahlungen per Smartphone immer beliebter, da sie den Verbrauchern eine einfache Möglichkeit bieten, Zahlungen online vorzunehmen, indem sie einen QR-Code mit ihrem Telefon scannen oder ihre mobile App verwenden. Smartphone-Zahlungen sind vor allem bei jüngeren, digital versierten Bevölkerungsgruppen beliebt. Um die Kundenbindung und -zufriedenheit zu erhöhen, bieten die drei großen Anbieter von QR-Code-Zahlungen – PayPay, LINE Pay und Merpay – verschiedene Belohnungen für Einkäufe über ihre App an.

Dies sind nur einige wenige Beispiele für die unterschiedlichen Zahlungsmöglichkeiten, an die japanische Kunden gewöhnt sind und die sie erwarten, wenn sie online einkaufen wollen – wobei sich andere, im Westen verbreitete Methoden oft als Hindernis für Kaufentscheidungen erweisen. Zu all dem kommt natürlich noch die Sprachbarriere hinzu, denn Japanisch wird außerhalb des Landes immer noch relativ selten gesprochen und stellt eine große Abweichung von den westlichen Sprachen dar.

Leichter Zugang zum japanischen Markt

Die Technologie trägt jedoch dazu bei, diese Hürden abzubauen – mit dem Aufkommen von Anwendungsprogrammierschnittstellen, vor allem im Zuge von Regulierungsmaßnahmen und dem Aufschwung des offenen Bankwesens – und ermöglicht es den Unternehmen, schnell mehrere neue Zahlungsmethoden in ihr System zu integrieren. Dies hat das Potenzial, als Abkürzung für E-Commerce-Unternehmen zu dienen, um Optionen anzubieten, die das Vertrauen der japanischen Verbraucher wecken.

Der Zahlungsverkehr ist natürlich nur die letzte Meile auf dem Weg zum Kunden, aber es gibt auch technische Lösungen, um die Sprachbarriere in den Phasen davor zu überwinden. KI-gesteuerte Übersetzungslösungen zum Beispiel stecken zwar noch in den Kinderschuhen, werden aber ständig verbessert – und viele sind bereits brauchbare Werkzeuge für eine schnelle und genaue Übersetzung.

Neben den bekannten Tools wie Google Translate und DeepL, bei denen der Benutzer den Text Stück für Stück eingibt, gibt es jetzt auch Software, die ganze Dokumente oder sogar Angebotsdateien einscannen kann und mittels optischer Zeichenerkennung (OCR) den Text identifiziert und direkt auf der Seite übersetzt – ohne dass Elemente verloren gehen oder fehlen. Dies spart Zeit, da nicht jedes Textelement manuell in einen Übersetzer eingefügt werden muss. Da der japanische Markt beträchtliche Expansionsmöglichkeiten für westliche Unternehmen verspricht, ist es spannend zu sehen, wie sich diese Trends entwickeln – und erfreulich, dass die Zahlungsverkehrstechnologie bei diesem Trend eine Vorreiterrolle spielt.

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E-Commerce in Japan, Jack Momose
Bild: Degica

Der Autor Jack Momose ist Präsident und Gründer von Degica Co, Ltd. mit Sitz in Japan. 2016 gründete er zusammen mit Degica die Zahlungsplattform Komoju, die seitdem rasant wächst.


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