31.03.2020 – Kategorie: eCommerce

E-Commerce-Logistik: 10 Tipps, wie Online-Händler die Corona-Krise überstehen

E-Commerce-LogistikQuelle: William Potter/Shutterstock

Die Corona-Krise macht auch vor dem Online-Handel nicht halt. Größte Achilles-Ferse ist hier die E-Commerce-Logistik. Was Händler jetzt unbedingt beachten sollten, erklärt Gastautor Oliver Lucas, Mitgründer der Unternehmensberatung ecom consulting und Experte für Logistikprozesse im Online-Handel.

Jeder zweite Online-Händler geht gemäß einer aktuellen Umfrage des bevh davon aus, dass aufgrund der Corona-Krise im Jahresverlauf eine temporäre Schließung erfolgt – zumindest von einzelnen Bereichen. Vor allem die E-Commerce-Logistik entpuppt sich dabei als Achillesferse. Muss ein Händler sein einziges Fulfillment-Center aufgrund von Corona-Fällen schließen, kann die Nachfrage noch so hoch sein. Es kann dann kein einziges Päckchen mehr zu Kunden verschickt werden. Auf der anderen Seite zeigt sich im Lebensmittelhandel, aber auch im Bereich Computerausstattung, dass Online-Händler sich nicht nur gegen den Shutdown, sondern auch auf extreme Peaks bei der Nachfrage einstellen müssen.

E-Commerce-Logistik: So kommen Online-Händler gut durch die Krise

Mit den folgenden zehn Tipps können sich Online-Anbieter auf die unsichere Zukunft durch die Corona-Krise vorbereiten.

1. E-Commerce-Logistik: Vorsorgemaßnahmen treffen

Wer als Händler nur ein einziges Logistikzentrum betreibt, ist zwingend darauf angewiesen, dass dieses funktionsfähig bleibt. Daher stellen immer mehr Versender auf kleinere Teams, veränderte Schichtplanung und eine gründliche Reinigung zwischen den Schichtwechseln um. Das allerdings sorgt für eine Verlangsamung im Versandprozess. Daher sollten die Händler auch die Kunden informieren, dass ihre Bestellungen während der Corona-Pandemie längere Lieferzeiten haben werden.

2. Dropshipment-Prozesse ausloten

Online-Händler, die in der Vergangenheit bereits Dropshipment-Prozesse implementiert haben, können ihr Risiko jetzt streuen. Werden sie selbst vom Coronavirus angesteckt, können zumindest die wichtigsten Zulieferer die Ware direkt an den Kunden versenden. Manche Hersteller sind bereits Dropshipment-fähig. Jetzt ist die richtige Zeit, diese Option in Erwägung zu ziehen und Projekt- und IT-Ressourcen dafür bereitzustellen.

3. E-Commerce-Logistik: Amazon FBA prüfen

Wer selbst keine Pakete mehr auf die Reise bringen kann, sollte einen Plan B für die Logistik haben. Amazon FBA ist auf den ersten Blick eine attraktive Möglichkeit – zumal Marktplätze wie Amazon umsatzseitig die größten Gewinner der Corona-Krise sein dürften. Allein in den USA sucht der E-Commerce-Riese aktuell 100.000 neue Mitarbeiter, um den Ansturm zu bewältigen.

Allerdings hat Amazon jetzt in den USA angekündigt, dass bis zunächst 5. April nicht mehr alle Produktkategorien angeliefert werden können, um in den Lägern Platz zu machen für stark nachgefragte Ware in den Bereichen Baby, Haushalt, Gesundheit, Kosmetik, Lebensmittel, Haustier und Industrie. Europa und Deutschland werden sicher nachziehen. Zudem ist der Verkauf auf Amazon für jedes Unternehmen ein strategischer Schritt, der nicht in Panik, sondern wohl überlegt getan werden sollte. Andere Marktplätze sind als Fulfilment-Partner leider (noch) nicht so gut aufgestellt wie der Marktführer.

4. E-Commerce-Logistik: Wahlfreiheit bei Carriern nutzen

Die Wahrscheinlichkeit, dass DHL oder Hermes ihren Betrieb wegen Corona ganz aussetzen müssen, ist derzeit noch sehr niedrig einzuschätzen. Doch Einbußen im Leistungsversprechen sind zu erwarten. Entsprechend flexibel sollten Händler in der Entscheidung sein, welche Carrier ihre Pakete ausliefern und dazu mehrfache systemseitige Anbindungen vorsehen – oder Managed Services dafür in Anspruch nehmen.

5. E-Commerce-Logistik: Offline-Ware über Online-Kanäle verkaufen

In der Krise gilt: Cash is King. Daher sollten Händler, die ihre Ware stationär nicht mehr an den Kunden bringen können, verschiedene Online-Kanäle nutzen. Kleine Händler ohne eigenen Webshop beginnen damit, Hinweise in die Schaufenster zu hängen, dass ihre Ware auf Instagram zu sehen ist und telefonisch oder per E-Mail bestellt werden kann. Bestehende Kundendaten sind natürlich noch vorteilhafter. Eine gute Portion Pragmatismus ist in der Krise gefragt, um die Bestände in Cashflow zu verwandeln. Auch hier sind Marktplätze ein potenzieller Absatzkanal.

6. Konzepte wie Ship from Store oder Collect from Store prüfen

Wer über stationäre Bestände verfügt, sollte diese auch für den Online-Handel nutzen und aus der Filiale an den Kunden verschicken. Zudem können Omnichannel-Händler, die lokale Verfügbarkeiten anzeigen können, ihren Kunden anbieten, die Ware im Store abzuholen – und dafür beispielsweise feste Termine mit ihnen vereinbaren. Wer noch keine entsprechenden Prozesse hierfür hat, sollte schnellstens ein passendes Projektteam zusammenstellen.

7. Quarantäne für Waren aus Krisengebieten

Die Studienlage ist zwar nicht eindeutig, aber offenbar ist es denkbar, dass sich das Virus auch über Verpackungen beim Wareneingang verbreiten kann. Sollte sich der Verdacht erhärten, muss zumindest Ware, die aus kritischen Regionen über den Luftweg nach Deutschland gelangt, in Quarantäne genommen werden können.

8. E-Commerce-Logistik: Auf Nachfrage-Peaks vorbereiten

Aktuell verkaufen sich Lebensmittel, aber auch IT-Produkte für die Homeoffice-Ausstattung online wie geschnitten Brot, während der Online-Handel für Mode 20 bis 30 Prozent Umsatzeinbruch vermeldet und der Geschenke-Markt online komplett eingebrochen ist. Doch dieses Bild kann sich schnell drehen. Wenn beispielsweise bis Ostern die stationären Läden geschlossen bleiben, wird der Run auf Ostergeschenke online erfolgen. Auf diesen Peak müssen sich Händler prozessseitig vorbereiten. Dazu zählt übrigens auch, ausreichend Verpackungsmaterial in den Lägern zu haben.

9. E-Commerce-Logistik langfristig planen

Die aktuellen Mitteilungen der Bundesregierung lassen immer noch hoffen, dass der Corona-Spuk schnell vorübergeht. Viele Händler, die aktuell noch nicht ausreichend auf die Krise vorbereitet sind, könnten versucht sein zu glauben, dass es sich jetzt auch nicht mehr lohnt, zu reagieren. Doch ein Blick auf China zeigt, dass die Krise nicht nur in Fünf-Wochen-Szenarien, sondern auch in Zehn-Wochen-Szenarien gedacht werden sollte. Es ist also definitiv noch Zeit, zu handeln. Wer weiter abwartet, wird womöglich untergehen.

10. Für die nächste Krise besser gewappnet sein

Die Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig Transparenz in der Supply-Chain ist. Multioptionalität ist King. Nur wer über mehrere Handlungsoptionen verfügt, kann erfolgreich durch die rauhe See navigieren. Spätestens jetzt sollten Händler erkennen, wie wichtig es ist, Know-how und Prozesse entsprechend anzupassen. Wer hier in der Vergangenheit seine Hausaufgaben gemacht hat, kann jetzt Wettbewerbsvorteile aus der Lage ziehen.

ecom consulting Lucas

Über den Autor: Oliver Lucas ist Mitgründer der Unternehmensberatung ecom consulting und berät Firmen beim Aufbau der richtigen E-Commerce Strategie. Zuvor hat er in verschiedenen Unternehmen, unter anderem bei der UDG United Digital Group, JCL eCommerce und bei Dohmen Solutions, Kunden in E-Commerce und Multichannel-Themen betreut. Die 2015 gegründete Unternehmensberatung ecom consulting unterstützt Unternehmen aus B2B- wie B2C-Bereichen dabei, Strategien und digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln und umzusetzen. Hierzu zählen die Beratung zu Vertriebs- und Marketing-Themen, die Gestaltung von Logistik-Prozessen, E-Commerce-Systemen, das ERP-Setup und die Anbindung an Marktplätze wie Amazon.

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