08.04.2021 – Kategorie: eCommerce
E-Commerce-Markt in DACH überspringt erstmals die 100-Milliarden-Euro-Grenze
Der E-Commerce-Markt in Deutschland, Österreich und der Schweiz hat mit dem Warenverkauf an Endverbraucher im Jahr 2020 erstmals ein konsolidiertes Volumen von mehr als 100 Milliarden Euro erreicht. Damit setzt der E-Commerce im DACH-Raum mehr um als jeder andere Sprachraum in Europa.
Pro Kopf wurde in den drei Ländern in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Durchschnitt für rund 1.000 Euro im Jahr bestellt – deutlich mehr als beispielsweise in Frankreich (67 Millionen Einwohner und etwa 46,4 Milliarden Euro vergleichbares E-Commerce-Volumen), aber noch erheblich weniger als in England (82,6 Milliarden Euro Marktvolumen, rund 1.233 Euro pro Kopf und Jahr). Zusammen bringen es der deutschsprachige E-Commerce-Markt auf ein Viertel des E-Commerce-Warenumsatzes in den USA.
E-Commerce-Markt wächst in der Schweiz am stärksten
Prozentual am stärksten fiel das Wachstum 2020 in der Schweiz mit einem Plus von 27,9 Prozent aus, gefolgt von Österreich (plus 17,4 Prozent) und Deutschland (plus 14,6 Prozent). Der Anteil des E-Commerce am Einzelhandel steigt in allen drei Märkten weiterhin konstant an. Dabei unterscheiden sich Deutschland, Österreich und die Schweiz im Einkaufsverhalten durchaus. Um die Unterschiede in den Ländern darzustellen, haben die Branchenverbände Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh), Handelsverband – Verband österreichischer Handelsunternehmen und Handelsverband.swiss die Ergebnisse miteinander verglichen.
Mobile Commerce wächst in Österreich am stärksten
Die Verbraucherinnen und Verbraucher in der Schweiz kauften 2020 Waren für 13,1 Milliarden CHF (umgerechnet 11,84 Milliarden Euro, plus 27.2 Prozent) online ein. Die Online-Einkäufe haben sich somit innerhalb von sechs Jahren verdoppelt. Die Branche in Österreich konnte im Vorjahr erstmals mehr als 8,5 Milliarden Euro im E-Commerce erwirtschaften. Der über mobile Endgeräte generierte Umsatz hat sich um mehr als 50 Prozent erhöht – mehr als in Deutschland, wo das Volumen nur um 11,1 Prozent stieg. Allerdings liegt der Anteil von Mobile Commerce am gesamten E-Commerce-Umsatz hierzulande mehr als doppelt so hoch wie in Österreich.
In Deutschland liegen die Online-Umsätze mit Waren für 2020 bei 83,3 Milliarden Euro. Dies ergibt einen prozentualen Anstieg von 14,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2019. Obwohl während der gesamten Corona-Krise in allen drei Ländern der Lebensmittelhandel niemals geschlossen hatte, legte dieser im Onlinehandel in allen drei Ländern prozentual am stärksten zu.
Der E-Food-Sektor ist nirgends stärker als in der Schweiz: Mit 1,5 Milliarden Euro liegt er zwar deutlich unter dem deutschen Onlinehandel für Lebensmittel (2,3 Milliarden Euro, plus 43,75 Prozent). Aber bei annähernd vergleichbarer Bevölkerungsgröße ist der E-Commerce-Markt doppelt so hoch wie in Österreich (693 Millionen Euro, plus 20,9 Prozent). Pro Kopf gab jeder Deutsche wiederum nicht einmal 33 Euro für Lebensmittel im Internet aus (insgesamt 2,7 Milliarden Euro, plus 67 Prozent). In der Schweiz waren es mehr als 175 Euro, in Österreich immerhin mehr als 78 Euro.
E-Commerce-Markt in der Schweiz erreicht Dreijahressprung
„Der Onlinehandel hat 2020 in der Schweiz einen Dreijahressprung gemacht. Wir sind positiv beeindruckt wie Händler als auch die nachgelagerte Zustellung über Monate solche Leistungen auf hohem Niveau erbringen konnte. Selbst während der Weihnachtszeit hat alles fast perfekt funktioniert. Interessant zu beobachten war, dass insbesondere Omni-Channel Anbieter in den Schließungsphasen Wachstumsquoten von Faktor fünf bis zehn absorbieren konnten“, erklärt Patrick Kessler, Geschäftsführer des Handelsverband.swiss.
Rainer Will, Geschäftsführer des österreichischen Handelsverbands, erklärt: „Der Onlinehandel ist im Corona-Jahr 2020 in Österreich mit 17,4 Prozent so stark gewachsen wie nie zuvor. Damit hat die Pandemie den E-Commerce hierzulande noch weit stärker befeuert als in Deutschland. Mittlerweile shoppen alle Altersklassen im Internet und das wird auch nach Covid so bleiben. Der Trend zum regionalen Einkauf hält ebenfalls an – eine große Chance für die Webshops der DACH-Region, mit europäischer Qualität zu überzeugen.“
Modehandel führt in Deutschland vor Haus- und Heimelektronik
Während in Deutschland das Fashion-Segment trotz der anfänglichen Schwäche seinen Abstand auf die ehemals führende Haus- und Heimelektronik (Braune und Weiße Ware sowie Telekommunikation) ausbauen konnte, ist in der Schweiz genau der gegenteilige Effekt eingetreten. Erneut wurde in der Schweiz online deutlich mehr in der Kategorie Heimelektronik bestellt. Ein Umsatzvolumen von über drei Milliarden CHF (plus 48 Prozent) macht diesen Bereich umsatzmäßig zum beliebtesten Handelssortiment im E-Commerce-Markt.
In Deutschland erreichten die entsprechenden Sortimente ein konsolidiertes Volumen von 20,5 Milliarden Euro, 12,6 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Bekleidung und Schuhe hingegen wurden in der Schweiz für 2,5 Milliarden CHF (plus 15 Prozent) online eingekauft. Die deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher haben online in 2020 für 21,2 Milliarden Euro (plus 13,2 Prozent) Bekleidung und Schuhe gekauft.
Die großen Online-Pure-Player haben in der Schweiz auf hohem Niveau weiterhin hohe Wachstumsquoten von bis zu 50 Prozent erzielen können. In Deutschland wurde fast jeder zweite umgesetzte Euro in 2020 auf Online-Marktplätzen und -Plattformen getätigt. Hinter dem mit mehr als 20 Prozent besonders ausgeprägten Wachstum dieser Kategorie verbirgt sich ein Zuwachs an großen und kleinen Händlern. Dabei spielten auch Marktplätze wie Amazon, Mercateo, otto.de oder Zalando eine wichtige Rolle, indem sie kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) den Einstieg in den E-Commerce-Markt erleichterten.
E-Commerce ist der Motor für den Handel
„Diese beeindruckenden DACH-Zahlen zeigen, dass – bei allen regionalen Unterschieden im Detail – E-Commerce überall der Motor für den Handel ist. Noch gar nicht enthalten sind hier zahlreiche online eingekaufte Dienstleistungen wie etwa Reisen oder Events, ebenso wenig der viel größere E-Commerce zwischen Unternehmen. Die daraus resultierenden Chancen für die Wertschöpfung und das Wirtschaftswachstum gilt es vielfach noch zu heben, wie auch unsere Studie zur Bedeutung des E-Commerce für die deutsche Wirtschaft gezeigt hat“, erklärt Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des bevh.
Zur Methodik der Erhebung: Die Zahlen gründen auf Verbraucher- und Firmenbefragungen in den drei Ländern und wurden abgestimmt zusammengeführt, so dass sowohl ein direkter Ländervergleich als auch eine Betrachtung der gesamten Region möglich ist. Da die Werte auf Verbraucherwerten basieren, handelt es sich um Bruttowerte. Die Schweiz hat mit acht Prozent einen deutlich niedrigeren Mehrwertsteuersatz als Deutschland (19 Prozent) und Österreich (20 Prozent), was sich im Gesamtvolumen widerspiegelt. Vergleichswerte für England, Frankreich und die USA wurden aufgrund der Darstellungen von ecommercedb.com errechnet.
Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) ist die Branchenvereinigung der Interaktiven Händler, also der Online- und Versandhändler). Neben den Versendern sind dem bevh auch namhafte Dienstleister angeschlossen. Nach Fusionen mit dem Bundesverband Lebensmittel-Onlinehandel und dem Bundesverband der Deutschen Versandbuchhändler repräsentiert der bevh sämtliche Unternehmen und mehr als 75 Prozent des Umsatzes der Branche im Endkundengeschäft. (sg)
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