17.06.2021 – Kategorie: eCommerce
E-Commerce-Trends: Welche Chancen bieten KI und AR?
Beim Thema KI und AR denken wir an Roboter, selbstfahrende Autos oder virtuelle Welten, die mit einer VR-Brille erschaffen werden. Doch was abstrakt klingt, eröffnet dem Onlinehandel in Wirklichkeit viele Möglichkeiten – und ist sogar schon bei zahlreichen Händlern im Einsatz. Wie genau sieht das aus?
Woran denken wir, wenn wir uns eine futuristische Welt ausmalen? Sind Siri und Alexa bereits unsere Zukunft – sind sie der Inbegriff von der künstlichen Intelligenz, von der alle sprechen? Oder haben wir Scarlett Johanssons Stimme aus dem Film „Her“ im Ohr, die uns intuitiv an jedem erdenklichen Ort Dinge verkauft, erklärt und in 3D visualisiert? In der Realität ergeben sich vor allem für den Handel und für Unternehmen viele spannende Möglichkeiten. Wie sehen diese E-Commerce-Trends aus? Eins vorweg: Ganz so futuristisch wie im Science-Fiction-Film ist die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) und Augmented Reality (AR) im E-Commerce zwar nicht, aber es geht in eine ähnliche Richtung, erklärt Thomas Kasemir, CPO von Productsup.
E-Commerce-Trends: Künstliche Intelligenz im Online-Handel
Mit der steigenden Anzahl an Commerce-Endpunkten (traditionelle Webshops, Markenshops, Marktplätze, Social Media und so weiter) sind Datenfeeds, also Produkte, Bestellungen oder der Versandstatus, und eine nahtlose Integration von verschiedenen Systemen der Schlüssel für den Erfolg. Machine Learning hilft dabei, die Einrichtung dieser Integrationen zu automatisieren und zu skalieren sowie menschliche Fehler zu vermeiden. Dies umfasst nicht nur technische Anbindungen wie Datenformate und APIs. Insbesondere der automatische Abgleich von Kategorien, die Überprüfung von Datenformaten und das Mapping zwischen verschiedenen Klassifizierungssystemen sind betroffen. Außerdem betrifft es den intelligenten Abgleich und die Gruppierung von Fehlermeldungen, um auf solche zu reagieren und die Produktdaten und Geschäftsergebnisse zu verbessern. In Zukunft wird die KI-basierte Rich-Media-Erstellung die Möglichkeit eröffnen, kanalspezifische Marketingkampagnen und Produktdaten-Feeds in nahezu Echtzeit für jede Region und Zielgruppe auszuspielen. Die Rich-Media-Erstellung sind erweiterte Funktionen wie Video, Audio oder andere Elemente, die Nutzer dazu bewegen, mit dem Content zu interagieren.
Künstliche Intelligenz zur Analyse der Geschäftsergebnisse
Neben der Verwaltung von Produktdaten-Feeds ist die Analyse von Geschäftsergebnissen ein weiterer wichtiger Einsatz von KI. Sie generiert für Marketer wichtige Erkenntnisse, mit denen diese ihre KPIs messen und entsprechend verbessern können. Unternehmen wie Netflix sind hier ganz vorne mit dabei. Sie personalisieren Empfehlungen und optimieren das Nutzererlebnis auf Basis der tatsächlichen Interessen der Kunden.
Social Media und der Handel werden mit der Zeit zunehmend verschmelzen – Social Commerce lautet das Stichwort. Wir werden den „Kaufen“-Knopf drücken, wo immer wir uns gerade befinden, Filme schauen oder soziale Interaktionen durchführen. Die korrekte Vorhersage des nächsten Kaufs und das Präsentieren der richtigen Produkte für jede Zielgruppe wird eine geschäftsentscheidende Fähigkeit sein. Die Nutzer bekommen viele Empfehlungen, die keinen wirklichen Mehrwert bringen, zum Beispiel für Produkte, die erst kürzlich gekauft wurden. Die Technologie leistet zwar schon sehr viel mehr. Datenschutzbestimmungen und legale Möglichkeiten des Trackings sind aber die zentralen Herausforderungen von heute für den datengetriebenen Handel. Darüber hinaus erschwert der Zugang zu aussagekräftigen Daten über die Zielgruppe den Handel.
E-Commerce-Trends: Augmented Reality im Online Handel
Augmented Reality ist eine – vordergründig visuelle – Erweiterung der Realitätswahrnehmung mit Hilfe von computergestützten Methoden. Für den Handel stellt AR eine große Chance unter den E-Commerce-Trends dar, denn es eröffnet eine ganz neue digitale Einkaufswelt für die Kunden. Bereits heute setzen vor allem Möbelhäuser AR in ihren Apps für die Visualisierung von Möbeln in Wohnungen ein. Prominente Beispiele hierfür sind IKEA, Otto, Home Depot oder Wayfair.
Unternehmen wie Sephora, Douglas oder Pinterest haben Technologien, um virtuell Make-up auf das Gesicht aufzutragen. Somit ist es möglich, neue Farben und Stile zu testen. Auch das Videokonferenz-Tool Zoom hat hier einen spannenden Beta-Test im Laufen: Die Teilnehmenden können sich zum Beispiel Lippenstift auftragen oder einen Bart tragen. Das sorgt immer für einen Schmunzler – und hilft auch bei Spontanterminen im Homeoffice zu einem frischeren Aussehen. Wer sich nicht für eine neue (Sonnen-)Brille entscheiden kann, kann sie zum Beispiel bei Ace&Tate oder auch Mister Spex gemütlich vom Sofa aus anprobieren. Das ist erst der Anfang, denn das Scannen und Vermessen eines 3D-Raums oder eines Menschen ist bereits eine ziemlich ausgereifte Technologie.
„Die Technologie muss noch den nächsten Schritt machen“
Generell gilt: Weil sich das Einkaufserlebnis häufig in die sozialen Medien verlagert, müssen Marken ihre Omni-Channel-Strategien erweitern, um die nächste Generation junger Käufer auf allen Social-Media-Kanälen mit authentischen und kanalspezifischen Botschaften zu erreichen. Weitere interessante Formate wären dann Immersive Shopping, Augmented-Reality-Brillen für Virtual-Reality-Erlebnisse und Echtzeit-Conversational-Shopping-Events auf sozialen Medien.
Es steht fest, dass Künstliche Intelligenz und Augmented Reality schon lange keine reinen Nerd-Themen aus dem Gaming-Bereich mehr sind. Die Möglichkeit, virtuelle Einkäufe in echtem 3D und in der heimischen Umgebung zu erleben, wird für den gesamten Handel einen enormen Wert besitzen und zu einem Must-Have werden. Neben Gaming, dem Handel und den sozialen Medien wird das Nutzererlebnis auch im Bereich Business User Interfaces Einzug erhalten. Die Pandemie hat vieles beschleunigt, was es an E-Commerce-Trends und Lösungen gab, aber sie hat auch Mängel und Herausforderungen sichtbarer gemacht. Deshalb muss – und wird – die Technologie noch den nächsten Schritt machen.
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Über den Autor: Thomas Kasemir ist CPO von Productsup und leitet das länderübergreifende Engineering- und Produktmanagement-Team. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung auf seinem Gebiet. Zuvor war er im Raum Stuttgart in leitenden Produktpositionen bei IBM oder Heiler Software tätig.
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