06.07.2020 – Kategorie: eCommerce
E-Commerce-Umsatz: Onlinehandel wieder auf Wachstumskurs nach Corona-bedingtem Einbruch
Nach einem Einbruch im 1. Quartal ist der E-Commerce-Markt im 2. Quartal 2020 überdurchschnittlich gewachsen, meldet der bevh. So lag das Plus mit 9,2 Prozent im ersten Halbjahr 2020 wieder in gewohnten Bahnen. Besonders stark sind die Umsätze mit Waren des täglichen Bedarfs gestiegen.
- Nach der Stagnation im 1. Halbjahr 2020 lag das Umsatzplus im E-Commerce im 2. Halbjahr bei 16,5 Prozent.
- Mit einem Zuwachs von 51,2 Prozent im zweiten Quartal sind die Waren des täglichen Bedarfs am stärksten gewachsen.
- Der Umsatz mit digitalen Dienstleistungen wie elektronische Tickets, Downloads oder Hotelbuchungen ist aufgrund der Corona-Krise um 71,6 Prozent gesunken.
Gemäß der Verbraucherstudie des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) für das 2. Quartal 2020 beträgt das Wachstum beim deutschen E-Commerce-Umsatz 16,5 Prozent, nach einer Corona-bedingten Stagnation von 1,5 Prozent im 1. Quartal 2020. Mit einem Plus von 51,2 Prozent im zweiten Quartal und 35,7 Prozent im 1. Halbjahr 2020 sind die Waren des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel, Tierbedarf, Medikamente oder Drogerie am stärksten gewachsen.
E-Commerce-Umsatz steigt im 2. Quartal auf 20,22 Milliarden Euro
Im Zeitraum April bis Juni 2020 gaben die Verbraucher im Online-Handel 20,22 Milliarden Euro inklusive Umsatzsteuer (2. Quartal 2019: 17,36 Milliarden Euro inkl. USt) aus. Im gesamten ersten Halbjahr summierten sich die Erlöse auf 36,70 Milliarden Euro und damit 9,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum (33,60 Milliarden Euro inkl. USt). Die digitalen Dienstleistungen wie elektronische Tickets, Downloads, Hotelbuchungen etc. verzeichnen im 2. Quartal 2020 einen Umsatz von nur noch 1.364 Millionen Euro (2. Quartal 2019: 4.810 Millionen Euro) und damit einen Einbruch um 71,6 Prozent. Hier zeigen sich die Auswirkungen des Lockdowns auf Reisen und kulturelle Events auch im E-Commerce in voller Härte.
„E-Commerce hat sich im zweiten Quartal nachhaltig als zusätzliche Versorgungs-Infrastruktur etabliert. Das zeigt sich nicht nur an den absoluten Zahlen, sondern auch am erklärten Willen der Konsumenten, auch künftig mindestens so viele, wenn nicht mehr Güter des täglichen Bedarfs und Medikamente online zu kaufen“, erklärt Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des bevh.
Steigendes Interesse an Onlineshopping
„In einer Zusatzbefragung unter rund 2.500 Konsumenten gab gut jeder Zweite der Befragten (54 Prozent) an, dass er aufgrund der Erfahrungen in der Corona-Krise künftig mehr online bestellen werde. Konkret nach Warengruppen gefragt, gaben 22 Prozent der Befragten an, mehr Lebensmittel online bestellen zu wollen; nur 11,6 Prozent gaben an, ihre Online-Ausgaben hier reduzieren zu wollen.
Auch im Hinblick auf Medikamente, Drogerieprodukte und Tierbedarf äußerten deutlich mehr Befragte die Absicht, ihre Online-Einkäufe künftig zu steigern als sie zu verringern. Abseits der Waren des täglichen Bedarfs wollen die Konsumenten hauptsächlich bei Bekleidung und gedruckten oder elektronischen Büchern künftig eher mehr Geld im Internet ausgeben als weniger.
Von den höheren Umsätzen im Internet haben insbesondere die Internet Pure Player mit einem Wachstum von 13,3 Prozent im 1. Halbjahr und 20,8 Prozent allein im zweiten Quartal 2020 profitiert. Die Umsätze auf Online-Marktplätzen wuchsen im gleichen Zeitraum um 19,1 Prozent (Quartal) bzw. 12,1 Prozent (Halbjahr). Die Onlineumsätze der stationären Händler konnten demgegenüber im zweiten Quartal mit 4,7 Prozent nur unterdurchschnittlich am Wachstum partizipieren; auf das Halbjahr bezogen verloren sie sogar 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
„Auch wenn diese Zahlen ernüchtern, haben viele stationäre Händler in der Krise erstmals konsequent mit dem Onlinehandel begonnen. Dadurch wachsen die Chancen, dass Multichannel-Anbieter künftig wieder Boden gut machen.“
Christoph Wenk-Fischer, bevh
E-Commerce-Umsatz: Warengruppen-Cluster „Täglicher Bedarf“
Obwohl Drogerie- und Supermärkte, Delikatessenhändler und Haus- und Heimtierbedarfsgeschäfte in der Corona-Krise geöffnet blieben, verzeichneten diese Kategorien auch im Onlinehandel ein unerwartetes Wachstum. Selbst nach der akuten Phase der „Hamsterkäufe“ und auch nach Ende der scharfen Corona bedingten Kontakt-Beschränkungen blieb die Nachfrage nach Gütern des täglichen Bedarfs im E-Commerce im zweiten Quartal 2020 deutlich erhöht, was eine dauerhaft positive Wachstumsprognose für dieses Segment nahelegt.
Das Gesamtvolumen des Warengruppen-Clusters stieg von April bis Juni um insgesamt 51,2 Prozent auf einen Gesamtumsatz von 1.888 Millionen Euro inkl. USt (2. Q. 2019: 1.249 Millionen Euro inkl. USt). Dabei bescherte das 2. Quartal 2020 dem Lebensmittel-Onlinehandel einen Umsatzrekord von 772 Millionen Euro (2. Q. 2019: 407 Millionen Euro) und damit ein Wachstum um 89,4 Prozent. Der Verkauf von Drogerie-Produkten im Internet legte um 44,6 Prozent auf 715 Millionen Euro zu (2. Q. 2019: Millionen Euro). Tierbedarf steigerte das Wachstumstempo mit 15,7 Prozent im Vergleich dazu fast moderat und erreichte 402 Mio. EUR inkl. USt, nach 347 Mio. EUR inkl. USt im 2. Quartal 2019.
E-Commerce-Umsatz: Warengruppen-Cluster „Einrichtung“
Das gesamte Cluster wuchs um 18,7 Prozent auf 3.041 Millionen Euro, getrieben von einem starken Wachstum bei Haushaltswaren und -geräten (+25,6 Prozent auf 1.339 Millionen Euro gegenüber 1.066 Millionen Euro im 2. Quartal 2019). In der Kategorie Möbel, Lampen und Dekoration zeigte sich nachhaltig hohes Wachstumspotential. Hier stieg der Online-Umsatz im 2. Quartal 2020 um 13,8 Prozent auf 1.412 Millionen Euro (2. Q. 2019: Millionen Euro).
E-Commerce-Umsatz: Warengruppen-Cluster „Freizeit“
Das 2. Quartal bescherte der Kategorie „DIY und Blumen“ einen Online-Umsatz von 862 Millionen Euro (2. Q. 2019: 720 Millionen Euro) und damit einen Anstieg um 19,7 Prozent. Hobby und Freizeitartikel wuchsen im 2. Quartal 2020 um 20,9 Prozent auf 901 Millionen Euro (2. Q. 2019: Millionen Euro). Der gesamte Online-Umsatz des Warengruppen-Clusters stieg im 2. Quartal 2020 auf 2.588 Millionen Euro (2. Q. 2019: 2.209 Millionen Euro) um 17,1 Prozent.
E-Commerce-Umsatz: Warengruppen-Cluster „Bekleidung inklusive Schuhe“
In der Kategorie Bekleidung hatte die Corona-Krise zu einer deutlichen Kaufzurückhaltung im März und erst einer leichten Erholung im April geführt. Im zweiten Quartal 2020 verzeichnet die Branche nun mit einem Wachstum von 15,3 Prozent wieder ein deutliches Plus gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz erhöhte sich dabei auf 3.697 Millionen Euro (2. Q. 2019: Millionen Euro inkl. USt).
Der Einbruch der Verkaufszahlen zu Beginn der COVID-19-Pandemie konnte auf Halbjahresbasis allerdings noch nicht voll kompensiert werden. Das Wachstum im Halbjahr liegt bei 6,4 Prozent auf 6.743 Millionen Euro. Im Vorjahr erreichte der Bekleidungssektor im E-Commerce im Vergleichszeitraum noch ein Wachstum von 14,0 Prozent auf damals 6.388 Millionen Euro.
Im 2. Quartal 2020 lag das Wachstum für den Bereich Schuhe sogar bei nur 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und erwirtschaftete einen Online-Umsatz von 1.062 Millionen Euro (2. Q. 2019: 1.015 Millionen Euro). Das gesamte Cluster „Bekleidung inkl. Schuhe“ erreichte damit im zweiten Quartal dieses Jahres 4.759 Millionen Euro, ein Wachstum von 12,7 Prozent (2. Q. 2019: 4.222 Millionen Euro).
E-Commerce-Umsatz: Warengruppen-Cluster „Unterhaltung“
Die im Cluster enthaltene Warengruppe Computer, Zubehör und Spiele verzeichnete im 2. Quartal 2020 Umsätze von 1.763 Millionen Euro (2. Q. 2019: 1.526 Millionen Euro) und stieg um 15,5 Prozent. Der Bereich Elektronikartikel und Telekommunikation wuchs online um 6,3 Prozent und verzeichnete einen Umsatz von 3.571 Millionen Euro (2. Q. 2019: 3.359 Millionen Euro). Die Online-Umsätze bei Büchern und E-Books stiegen um 6,6 Prozent und liegen bei 978 Millionen Euro (2. Q. 2019: 917 Millionen Euro). Das gesamte Cluster „Unterhaltung“ erreichte 7.025 Millionen Euro, ein Zuwachs um 9,1 Prozent gegenüber dem 2. Quartal 2019 (6.438 Millionen Euro).
Starkes Wachstum bei Internet Pure Playern und Online-Marktplätzen
Im 2. Quartal konnten die Multichannel-Versender nur durch das starke Wachstum der klassischen Versandhändler und der Versandapotheken mit 10,6 Prozent knapp zweistellig auf 6.871 Millionen Euro wachsen (2. Q. 2019: 6.251 Millionen Euro). Einen Boom erlebten die Versandapotheken mit einem Plus von 67,1 Prozent auf 267 Millionen Euro (2. Q. 2019: 160 Millionen Euro).
Unter den Multichannel-Anbietern wuchsen die klassischen Versandhändler mit einem Plus von 12,6 Prozent auf 3.666 Millionen Euro (2. Q. 2019: 3.277 Millionen Euro) am stärksten. Die Versender mit Herkunft aus dem stationären Geschäft verzeichneten ein deutlich unterdurchschnittliches Plus von 4,7 Prozent. Die Umsätze lagen bei 2.818 Millionen Euro (2. Q. 2019: 2.691 Millionen Euro).
„Lokomotiven“ des E-Commerce waren im zweiten Quartal die Internet Pure Player, die 3.076 Millionen Euro umsetzen und damit 20,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zulegten (2.547 Millionen Euro). Mit einem weiteren Wachstum von 19,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr und einem Umsatz von 9.550 Millionen Euro (2. Q. 2019: 8.020 Millionen Euro) besetzten die Online-Marktplätze wieder fast die Hälfte des Gesamtumsatzes.
„Wir sehen gute Chancen, dass der E-Commerce-Umsatz in 2020 trotz der Corona-Krise bis zu 80 Milliarden Euro brutto erreichen kann“, prognostiziert Christoph Wenk-Fischer. Für den Bereich der „Digitalen Dienstleistungen“ ist die ursprüngliche Prognose infolge von Corona nicht zu erreichen. Bei Waren und Dienstleistungen zusammengenommen rechnet der bevh daher mit einem Wachstum deutlich unterhalb der ursprünglich erwarteten 100 Milliarden Euro brutto.
Über die Studie: In der Verbraucherbefragung „Interaktiver Handel in Deutschland“ werden von Januar bis Dezember 40.000 Privatpersonen aus Deutschland im Alter ab 14 Jahren zu ihrem Ausgabeverhalten im Online- und Versandhandel und zu ihrem Konsum von digitalen Dienstleistungen befragt. Das Endergebnis der Studie wird Anfang 2021 nach Abschluss der Umfrage veröffentlicht. Die heute vorgestellten Zahlen basieren auf der Auswertung der Monate April bis Juni 2020. Die Studie wird durch die Beyondata GmbH durchgeführt.
Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) ist die Branchenvereinigung der Online- und Versandhändler. Neben den Versendern sind dem bevh auch namhafte Dienstleister angeschlossen. Der bevh vertritt die Brancheninteressen aller Mitglieder gegenüber dem Gesetzgeber sowie Institutionen aus Politik und Wirtschaft. Darüber hinaus gehören die Informationen der Mitglieder über aktuelle Entwicklungen und Trends, die Organisation des gegenseitigen Erfahrungsaustausches sowie eine fachliche Beratung zu den Aufgaben des Verbands.
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