12.05.2022 – Kategorie: Handel

Einzelhandel verzeichnet trotz Digitalisierung Umsatzrückgänge

Der „Digitalisierungsindex Mittelstand 2021/2022“ hat untersucht, wie weit die Digitalisierung im Einzelhandel fortgeschritten ist. Händler investieren derzeit vor allem in digitale Sicherheit, Datenschutz und Nachhaltigkeit.

  • Laut dem „Digitalisierungsindex Mittelstand 2021/2022“ der Deutschen Telekom investiert der Einzelhandel weiter in die digitale Transformation.
  • IT-Sicherheit und Nachhaltigkeit sind weiterhin wichtige Themen im Handel.
  • Für 73 Prozent der befragten Handelsunternehmen spielen Nachhaltigkeit und Umweltschutz eine wichtige Rolle

Die Corona-Pandemie hat dem deutschen Einzelhandel 2021 zugesetzt. Größere Betriebe ab 50 Mitarbeitenden verloren im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich 25 Prozent ihres Umsatzes. Kleinere Betriebe mehr als 37 Prozent. Aber die wirtschaftlichen Einbußen hielten Unternehmen nicht davon ab, weiter in die Digitalisierung im Einzelhandel zu investieren. Auch im Krisenjahr 2021 kletterte der Indexwert nach oben. Er liegt jetzt bei 55 Punkten und damit einen Punkt höher.

Höhere Investitionen für die Digitalisierung im Einzelhandel

Im Vergleich mit anderen Branchen bleibt der Indexwert für die Digitalisierung im Einzelhandel unter dem Durchschnitt von 59 Punkten. Aktuell im Fokus der Händler sind Investitionen in digitale Sicherheit, Datenschutz und Nachhaltigkeit. Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds will die Mehrheit der Händler auch künftig die Digitalisierung im Blick behalten: 93 Prozent planen, ihre Investitionen hier aufrecht zu halten oder zu erhöhen. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Digitalisierungsindex Mittelstand 2021/2022“ der Deutschen Telekom.

„Ein hoher Digitalisierungsgrad erhöht die Resilienz von Händlern. Das hilft dem Handel, fehlende Absätze am POS durch Online-Umsätze zu kompensieren, oder im Lieferanten- und Preismanagement agiler zu handeln. Viele haben in der Pandemie schnell und pragmatisch digitalisiert. Jetzt nutzen sie die Zeit, um es ganzheitlich weiter zu entwickeln und zu betreiben“, erklärt Thomas Spreitzer, der den Geschäftskundenvertrieb bei der Telekom Deutschland verantwortet.

Kunden und Angestellte profitieren von digitaler Technologie

Digitalisierung im Einzelhandel: In 49 Prozent der Ladenlokale sind Services wie kontaktloses Bezahlen verfügbar. Freies WLAN ist in 37 Prozent der Geschäfte vorhanden. Selbstbedienungskassen setzen aktuell zwar erst 13 Prozent der Unternehmen ein. Weitere 20 Prozent planen aber, sie in den nächsten zwölf Monaten einzuführen. Sie haben den mehrfachen Nutzwert der Technologie erkannt: Durch Self-Scanning wird der Einkauf für Kunden komfortabler. Das Personal kann sich währenddessen anderen Aufgaben widmen.

Aber die Bedeutung des Online-Geschäfts wächst nach wie vor. Mehr Kunden erwarten, dass Händler auch über das Internet erreichbar sind. Zwei von drei Unternehmen planen daher, mit Kunden verstärkt auf digitalen Kanälen zu kommunizieren. Auf der anderen Seite der Ladentheke unterstützen digitale Technologien auch Angestellte im Alltag. Durch mobile Barcode-Scanner und Handhelds können sie sich zum Beispiel freier bewegen. 32 Prozent der Betriebe setzen solche Lösungen ein.

Digitalisierung im Einzelhandel
Der Digitalisierungsindex im Handel liegt bei 55 Punkten. (Grafik: Deutsche Telekom)

Handel sichert Remote-Arbeitsplätze ab

Auch im Handel arbeiten seit Ausbruch der Corona-Pandemie viele Angestellte teilweise oder nur im Homeoffice. IT-Sicherheit außerhalb der klassischen Büroräume ist daher ein zentrales Thema für die Digitalisierung im Einzelhandel. Aktuell sagen 59 Prozent, dass ihre mobilen Arbeitsplätze nicht genug gesichert sind. Um Einfallstore für Cyberkriminelle zu schließen, planen sie verschiedene Maßnahmen. 42 Prozent wollen ihre E-Mail-Systeme überarbeiten. Systeme zur Authentifizierung für die Mitarbeitenden oder ein Identitäts-Management möchte ein Viertel der Firmen einführen. 41 Prozent wollen künftig Dateien, Laufwerke und Mails verschlüsseln.

Digitalisierung im Einzelhandel
93 Prozent der Handelsunternehmen planen gleiche oder höhere Investitionen in die Digitalisierung. (Grafik: Deutsche Telekom)

Nachhaltiges Handeln wird wichtiger

Der Trend zum Homeoffice kommt auch der Umwelt zugute: Viele Geschäftsreisen und der tägliche Arbeitsweg erübrigen sich. Für Händler ein wichtiger Aspekt. 73 Prozent legen großen Wert auf Nachhaltigkeit. Fast jeder vierte Betrieb reduziert geschäftliche Reisen und fördert die Arbeit zu Hause. 70 Prozent möchten künftig Präsenztermine wie Schulungen digital abhalten. Durchschnittlich sollen Angestellte in der Branche nach der Pandemie 11 Prozent mehr Arbeitszeit am heimischen Schreibtisch verbringen. Dies betrifft vor allem Beschäftigte aus der Verwaltung und vergleichbaren Bereichen. Denn sie sind weniger an Präsenzarbeit im Geschäft oder Lager gebunden. Die Digitalisierung macht das Homeoffice auch mit neuen Tools für die Kommunikation möglich. Ein weiteres in Zukunft geplantes Nachhaltigkeits-Projekt im Bereich der Mobilität: vernetzte Ladesäulen für Mitarbeitende und Kunden.

An anderer Stelle treibt der Handel seine Umweltbemühungen ebenfalls voran: Viele Unternehmen wollen verstärkt auf nachhaltige Verpackungen setzen. Die Auswahl der Lieferanten soll vermehrt mithilfe von definierten Mindestkriterien erfolgen. Und nachhaltige Logistik ist für die Branche ebenfalls ein Thema: Hier kommt beispielsweise die digital unterstützte, effizientere Planung von Routen zum Einsatz.

Fördermittel für Digitalisierung im Einzelhandel wenig abgerufen

Zwar kann die Digitalisierung im Einzelhandel durch Fördermittel beschleunigt werden. 53 Prozent der Händler kennen die Möglichkeiten zur Förderung aber nicht. Ebenso halten sich Betriebe zurück, die über solche Optionen informiert sind. Zum Beispiel, da Förderprogramm und eigene Pläne nicht zusammenpassen. Das sagen 25 Prozent. 22 Prozent ist der bürokratische Aufwand zu groß. Und 19 Prozent wissen nicht, wie sie das richtige Programm finden und welche Regeln gelten.

Zur Methodik der Studie: Der „Digitalisierungsindex 2021/22“ untersucht den Grad der Digitalisierung im Einzelhandel bei deutschen Unternehmen mit mehr als 2.000 Mittelständlern. Die analysierten Handlungsfelder: Beziehung zu Kunden, Produktivität im Unternehmen, digitale Geschäftsmodelle sowie IT-Sicherheit und Datenschutz. Maximal möglich ist ein Indexwert von 100 Punkten über alle Kriterien hinweg. Die Befragung wurde von August bis September 2021 durchgeführt. (sg)

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Aufmacherbild: Funtap – Adobe Stock


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