07.08.2022 – Kategorie: eCommerce
Energieeffizienz verbessern: Sind Multilevel-Logistikzentren die Lösung für das Klima?
Die Kosten für Energie steigen rasant. Das trifft energieintensive Branchen wie die Logistik besonders. Die nachhaltige Ausstattung von Logistikzentren und innovative Ansätze wie mehrgeschossige Logistikimmobilien helfen, die Situation zu entschärfen – und gleichzeitig CO2-Emissionen zu verringern.
Energieeffizienz verbessern: Die Logistikbranche ächzt unter den dramatisch gestiegenen Energiepreisen. Ein Beispiel sind die Strompreise für Gewerbekunden: Die Kosten für 10.000 kWh stiegen laut dem Vergleichsportal Verivox von 1.524 Euro im Jahre 2004 auf 2.512 Euro im Jahre 2020. Dabei legten sie in den Jahren 2018 bis 2020 besonders stark zu – um 187 Euro.
Anders die Gaspreise – waren sie in den Jahren bis 2021 recht stabil schnellten sie in diesem Jahr nach oben. Laut Verivox hat sich der Gaspreis im Vergleich zum Vorjahr bereits mehr als verdoppelt. Der Grund liegt in der Einschränkung der Versorgung mit Gas aus Russland.
Energiesparende Maßnahmen ein Muss
Logistikunternehmen sollten daher alle Register ziehen, ihren Energieverbrauch nachhaltig zu senken. Die Verminderung des Dieselverbrauches etwa über die Optimierung der Routenplanung liegt dabei auf der Hand. Aber auch die nachhaltige Ausstattung von Logistikzentren bietet vielfältige Möglichkeiten.
Energieeffizienz verbessern: LED-Beleuchtung bringt große Einsparungen
So macht die Beleuchtung der Hallen einen maßgeblichen Anteil des Energieverbrauchs aus. Oft werden als Leuchtmittel noch Halogenlampen oder gar Leuchtstoffröhren eingesetzt. Hier empfiehlt sich die Umstellung auf LED-Beleuchtung, die zudem deutlich wartungsärmer ist.
Die Effizienz von LED-Leuchten ist enorm und so auch das Sparpotenzial. Mit modernen LED-Leuchten werden gegenüber alten Anlagen auf Stand der 80er-Jahre etwa 60 Prozent Energie eingespart – werden sie mit einer professionellen Steuerung kombiniert steigt der Wert auf 80 Prozent.
Der reine Austausch der Leuchtmittel genügt dazu nicht, es sollte ein umfassendes Konzept für das Lichtmanagement entwickelt werden. So sollten die Leuchten dimmbar sein, um die Beleuchtung an die jeweils aktuelle Bedarfssituation anpassen zu können. Präsenzsensoren dimmen die Beleuchtung oder schalten sie automatisch aus, wenn keine Bewegung in der Halle erkennbar ist. Wichtig sind auch All-off-Schalter, mit denen die gesamte Beleuchtung zentral ausgeschaltet werden kann.
In der Planung neuer Objekte werden diese Forderungen heute natürlich automatisch berücksichtigt. Aber auch die entsprechende Nachrüstung bestehender Gebäude lohnt sich – die Investitionen amortisieren sich angesichts der heutigen Strompreise in wenigen Jahren. Bei Goodman praktizieren wir das seit Jahren erfolgreich, aktuelle Beispiele sind unsere Standorte in Pforzheim, Eppertshausen, Langenbach und Stuttgart.
Energieeffiziente Heizung über Wärmepumpen
Auch die Heizung bietet Einsparpotenziale. Die heute noch branchenübliche Heizung der Hallen mittels so genannter Gasdunkelstrahler ist zwar technisch ausgereift und energieeffizient – sie ist aber nicht klimaneutral. Außerdem unterliegt der Gasmarkt starken Preisschwankungen und die Versorgung ist, zumindest aktuell, nicht sicher.
Eine energieeffiziente und zukunftssichere Lösung sind Wärmepumpen. Diese nutzen Wärme aus der Umwelt – beispielsweise aus der Luft oder dem Erdreich. Diese Basiswärme wird über einen stromgetriebenen Verdichtungsprozess auf ein höheres Temperaturniveau gebracht. Damit können Wärmepumpen ein Vielfaches der Energie des eingesetzten Stromes in Form von Wärme bereitstellen.
Wir haben dieses Konzept beispielsweise an unserem Standort in Hamburg Seevetal umgesetzt. Dort startet gerade der zweite Bauabschnitt, der völlig ohne die Nutzung von Gas betrieben werden kann.
Energieeffizienz verbessern durch Elektromobilität: Vorbereitung auf E-Lkw
Apropos Zukunftssicherheit – Elektromobilität wird auch in der Logistik immer bedeutender. Das gilt nicht nur für intern genutzte Fahrzeuge wie strombetriebene Gabelstapler sowie Transporter für die citynahe Logistik. Auch die Lkw-Flotten werden mittelfristig elektrifiziert werden und dies gilt es heute schon vorzubereiten.
Das Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg geht in einer Studie davon aus, dass batterieelektrische Lkw in zehn Jahren für fast alle Anwendungen deutlich günstiger und klimafreundlicher sein werden als Neufahrzeuge mit Diesel-Antrieb.
Daraus folgt, dass Logistikzentren schon heute über Ladeinfrastrukturen für E-Autos und -Transporter verfügen müssen. Außerdem sollten auch die Kabelwege für den Aufbau einer E-Lkw-Flotte vorgerüstet werden. Wir werden in den kommenden Jahren unser gesamtes Immobilienportfolio in Deutschland mit Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge jeder Art ausstatten. Das Ziel: Von der An- und Abfahrt der Mitarbeitenden per E-Bike oder Elektroauto bis hin zum eigentlichen Logistikverkehr soll der Betrieb unserer Standorte so umweltverträglich wie möglich sein.
Strombedarf über Photovoltaik decken
Die Beleuchtung, die Heizung über Wärmepumpen und die E-Mobilität steigern natürlich den Strombedarf von Logistikzentren. Deren meist unbeschattete Dächer bieten sich glücklicherweise für die Installation von Photovoltaik-Anlagen an. Damit kann der benötigte Strom zumindest größtenteils selbst erzeugt werden.
Energieeffizienz verbessern: Erfolgskontrolle über Energy Tracker
Für die Erfolgskontrolle der Maßnahmen sollten Betreiber von Logistikzentren in der Lage sein, den Energieverbrauch möglichst in Echtzeit zu verfolgen. Dazu müssen die Gebäude mit so genannten Energy Trackern ausgestattet sein.
Diese intelligenten Zähler messen und optimieren fortlaufend den Strom-, Gas- und Wasserverbrauch. Sie begünstigen nicht nur kosten- und emissionssparende Gewohnheiten, sondern vereinfachen auch die Erstellung der heute erforderlichen Umweltberichte.
Nachhaltige letzte Meile über Multilevel-Logistikzentren
Auch wenn sich der E-Commerce Boom mit dem Abklingen der Corona-Pandemie derzeit etwas abschwächt – die Zahl der im urbanen Bereich auszuliefernden Sendungen wird auf Dauer wohl kaum abnehmen.
Logistikzentren sollten daher so verbrauchernah wie möglich angesiedelt sein. Die „letzte Meile“ ist schließlich entscheidend für die Servicequalität von Logistikunternehmen, ganz zu schweigen von der CO2-Bilanz.
Somit benötigt die Logistik immer mehr Platz möglichst nahe an Stadtzentren. Dort stehen aber immer weniger Flächen zur Verfügung. Dies stellt die Kommunen vor große Herausforderungen, wenn es darum geht, das wachsende Logistikaufkommen möglichst verkehrsverträglich und umweltschonend zu bewältigen.
Eine Lösung sind mehrgeschossige Logistikimmobilien. Mit solchen „Multilevel“-Logistikgebäuden kann je Grundstück mehr Nutzfläche generiert werden.
Basierend auf unseren Erfahrungen aus der Entwicklung zahlreicher citynaher Multilevel-Objekte weltweit bringen wir diesen Trend jetzt auch nach Deutschland. Da solche Projekte hierzulande noch Neuland sind tauschen wir uns intensiv mit den Gemeinden und politischen Entscheidungsträgern aus.
Ein Beispiel ist der Goodman-Standort in Hamburg Billbrook, eine der gefragtesten Lagen für Logistik in Hamburg. Dort sind 25.000 m2 Lagerfläche, 2.500 m2 Bürofläche sowie ausreichend Parkplätze für Pkws und Transporter auf mehreren Etagen geplant. Dank der citynahen Lage ist der Standort der optimale Hub für die ebenso effiziente und nachhaltige innerstädtische Logistik.
Nachhaltigkeit wissenschaftlich kontrolliert
Alle genannten Maßnahmen zur Energieeffizienz von Logistikzentren sind in unserer Nachhaltigkeitsstrategie GreenSpace+ festgeschrieben. Dabei orientieren wir uns an den von der Science Based Target Initiative (SBTi) vorgegebenen wissenschaftsbasierten Zielen für die Reduktion von CO2-Emissionen. Diese sind ein verbindlicher und transparenter Weg für Unternehmen, die Brücke zwischen ihren Klimaschutzmaßnahmen und den neuesten Erkenntnissen der Klimawissenschaft zu schlagen.
Der Autor Markus Meyer ist Vertriebsleiter Nord bei Goodman Deutschland.
Teilen Sie die Meldung „Energieeffizienz verbessern: Sind Multilevel-Logistikzentren die Lösung für das Klima?“ mit Ihren Kontakten: