Erfolgsfaktoren im Mobile Commerce: 10 Tipps zur Usability-Optimierung
1. Online-Shop mobil machen
Der häufigste Fehler im M-Commerce besteht darin, die Besonderheiten der mobilen Endgeräte zu verkennen. Eine Version für alles funktioniert nicht. Wer davon überzeugt ist, dass die normale Desktop-Ansicht auch für Smartphones oder Tablets ausreichend ist, der wird auf Dauer keinen Erfolg haben. Egal ob Shopping-App oder responsive bzw. mobile Webseite: Der Online-Shop muss für die Nutzung auf mobilen Endgeräten optimiert werden. Welche Variante die Passende ist, muss im Einzelfall entschieden werden, denn beides hat Vor- und Nachteile. In jedem Fall sollten mobile Browser automatisch erkannt werden. Auf vorhandene Apps sollte verwiesen werden und ein direkter Link zum App-Store integriert sein.
Empfehlung: Sorgfältig zwischen App und mobil optimierter Webseite abwägen. Eine Universallösung gibt es nicht, vielmehr gilt es die eigenen Anforderungen hinsichtlich u.a. Funktionalitäten und Entwicklungsbudget zu spezifizieren und das bisherige Nutzungsverhalten der Kunden zu analysieren.
2. Anwendungsfälle genau definieren
Nicht alle Funktionalitäten, die auf der normalen Seite vorhanden sind, müssen auch in der mobilen Version angeboten werden. Was sind die Kernfunktionen? Welche werden im normalen Online-Shop am häufigsten genutzt? Es gilt genau festzulegen, was die App oder mobile Webseite in jedem Fall können muss – und was nicht. Primäre Inhalte müssen in den Mittelpunkt gestellt werden. Weiterführende Infos oder Funktionalitäten gehören in die zweite Reihe und sollten nur bei Bedarf geladen werden.
Empfehlung: Weniger ist oftmals mehr. So wird nicht nur die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche gelenkt, auch die Ladezeiten können verkürzt werden, wenn nicht zu viele Funktionen gleichzeitig laufen.
3. Struktur und Übersichtlichkeit sind entscheidend
Die Bildschirme von Smartphones und Tablets sind deutlich kleiner und bieten damit weniger Platz für Content. Auch wenn der Trend hin zu immer größeren Bildschirmen mit sehr hoher Auflösung geht, so sind diese nicht vergleichbar mit den Screens, die man vom Arbeitsplatz oder dem heimischen PC gewöhnt ist. Bei Anwendungen für mobile Endgeräte ist es aufgrund des besagten Platzmangels besonders wichtig darauf zu achten, dass die Seiten nicht zu überladen sind. Außerdem müssen Klickverläufe und Menüführung noch intuitiver gestaltet werden, um dem Nutzer die Bedienung so einfach wie möglich zu machen.
Empfehlung: Apps oder Webseiten bereits in einem frühen Entwicklungsstadium von einer kleinen Gruppe potentieller Nutzer testen lassen um herauszufinden, ob die Applikationen intuitiv und leicht bedienbar sind.
4. Textinhalte auf den Prüfstand stellen
Das Leserverhalten im Web ist generell sehr selektiv. Lange Texte werden lediglich überfolgen, Überschriften oder Hervorhebungen zur Orientierung genutzt und oft nur die Anfänge von einzelnen Absätzen gelesen. Das führt dazu, dass komplexe Texte und Sachverhalte deutlich schlechter verstanden und erinnert werden. Je kleiner die Bildschirme, desto schwieriger wird es, die Inhalte aufzunehmen. Daher ist es bei mobilen Anwendungen umso wichtiger den Content auf das Wesentliche zu reduzieren.
Empfehlung: Überflüssige Wörter bzw. Füllwörter weglassen, Texte radikal kürzen und den Content präzise und verständlich formulieren.
5. Die Optik ist (auch) wichtig
Für den Spaß beim Einkaufen ist die Optik mit ausschlaggebend. Das Design sollte funktional sein und die Botschaft des Shops unterstreichen. Unabhängig von persönlichen Geschmacksfragen ist auf hohe Kontrastverhältnisse zu achten. Klar und nicht zu verspielt sollte das Design sein. Der Skeumorphismus von Apple kann hier als Vorbild dienen. Dabei werden Objekte auf dem Bildschirm den Eigenschaften materieller Objekte angeglichen, z.B. ein Bief als Symbol für Nachrichten.
Empfehlung: Markenbotschaften definieren und Design daraus ableiten. Bilder in Großansicht sparsam einsetzen sofern sie nicht zu den primären Inhalten gehören, da sie die Ladezeiten erheblich verlängern.
6. Finger sind keine Mauszeiger
Die Bedienung mittels Touch-Screen geht mit einigen Besonderheiten einher, denn Fingerspitzen sind nie so treffsicher wie der Mauszeiger. Nur weil eine Schaltfläche gut sichtbar ist, muss sie nicht auch gut bedienbar sein. Hinzu kommt, dass Nutzer an Besonderheiten wie das Swipen, also dem horizontalen Wischen zum Wechseln zwischen Elementen, gewöhnt sind.
Empfehlung: Darauf achten, dass Symbole ausreichend groß sind, um sie nicht zu verfehlen und sogar mit dem Daumen bedienen zu können. Links sind generell nur schwer anzuklicken, daher sollte ihr Einsatz vermieden werden.
7. Dem Nutzer helfen
Die Nutzung sollte so einfach wie möglich sein. Kein Kunde möchte lange suchen, sich durch unzählige Kategorien klicken oder lange Formulare ausfüllen. Der Nutzer sollte stets wissen, wo er sich gerade befindet, mit welchem Element er in Interaktion treten kann und mit welchem nicht. Es ist dabei sinnvoll auf bereits erlernte und bekannte Bedienprinzipien und -elemente zu setzen, wie etwa den „Burger Button“ zur Menüführung.
Empfehlung: Intelligente Filter und Suchfunktionen machen den Unterschied in der Benutzerfreundlichkeit. Autovervollständigungen oder „Click to Call Buttons“, um bspw. mit dem Kundenservice verbunden zu werden, können als hilfreiche Komponenten zum Einsatz kommen.
8. Gerätespezifische Besonderheiten bei Apps sinnvoll einsetzen
Smarthones und Tablets sind nicht nur klein und mobil, sondern weisen auch gerätespezifische Besonderheiten auf, die sich Online-Shops zu Nutze machen können. Ist der Shop beispielsweise auch im stationären Handel präsent, so empfiehlt sich eine automatische Standorterkennung via GPS, die den Weg zur nächsten Filiale anzeigt. Auch eine Trackingfunktion kann ein nützliches Feature darstellen, denn wer mobil einkauft, möchte gerne auch von unterwegs mit Smartphone oder Tablet verfolgen, wo sich die Lieferung gerade befindet und ob der Postbote in Kürze vor der Tür steht.
Empfehlung: Im realen Umfeld mit echten Nutzern testen, ob die Funktionen auch im Alltag tatsächlich bestehen.
9. Den Warenkorb optimieren
Ein zentrales Element jedes Online-Shops ist der Warenkorb. Diesen sollte der Nutzer stets im Blick behalten können und ihm über mehrere Tage erhalten bleiben. Bereits gewählte Produkte müssen jederzeit aus dem Warenkorb gelöscht oder getauscht werden können. Ist ein Produkt nur mit Zeitverzögerung lieferbar, so sollte diese Information idealerweise nicht erst im Warenkorb sichtbar sein.
Empfehlung: Warenkorb mit dem Desktop synchronisieren. So kann der Kunde seinen unterwegs begonnenen Einkauf problemlos auch zu Hause fortsetzen.
10. Bezahlfunktionen und einfache Registrierung
Die Bezahlfunktion ist das Herzstück eines Online-Shops. Die Kunden müssen enstprechend ihrer Präferenzen zwischen verschiedenen Arten der Bezahlung wählen können. Je mehr Auswahl desto besser. Richtet sich ein Online-Shop an Kunden mit eher niedriger Kauftkraft bzw. Kreditwürdigkeit, so könnte sich auch die Variante des Barzahlens positiv auf die Kaufabschluss-Rate auswirken. Der Kaufprozess sollte sich dabei möglichst einfach gestalten. Lange Registrierungsprozesse oder umfangreiche Formulare führen schnell zu Abbrüchen.
Empfehlung: Sicherheitsaspekte und Usability-Vorteile in Einklang bringen. Verkürzte Registrierungsprozesse, Kauf ohne Anmeldung oder automatische Log-Ins mit hinterlegten Zahlungsinformationen für Bestandskunden können sinnvoll sein, dürfen aber nicht zu Lasten der Datensicherheit erfolgen.
Fazit
Usability ist eines der entscheidenden Qualitätsmerkmale im M-Commerce. Auch wenn es für Unternehmen viele Herausforderungen bei der Entwicklung von benutzerfreundlichen mobilen Angeboten zu meistern gilt, so wird sich die Mühe am Ende doch auszahlen. Die Verbreitung von mobilen internetfähigen Endgeräten wächst weiter rasant. Die Umsätze im M-Commerce konnten in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert werden – und ein Ende dieser Entwicklung ist derzeit nicht in Sicht. Jetzt liegt es an den Händlern selbst sich mit Qualität und benutzerfreundlichen Angeboten ein Stück vom Kuchen zu sichern.
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