08.03.2022 – Kategorie: Kommunikation
Es ist nicht genug – zum Weltfrauentag
Heute ist Weltfrauentag. Der Tag an dem daran erinnert, wird, dass es – überspitzt gesagt – auch uns Frauen gibt, die mindestens genauso erfolgreich sind, wie Männer. Vorausgesetzt, Mann lässt uns.
Bevor die männlichen Leser aufschreien und sofort monieren: „ Das trifft auf mich aber nicht zu.“ Stimmt, inzwischen gibt es zum Glück auch viele Männer, die verstanden haben, dass das Miteinander zählt und nicht das Gegeneinander. Dennoch werden Frauen noch immer viele Steine in den Weg gerollt. Sei es auf der Karriereleiter oder wenn Frauen das Kunststück, Familie und Arbeit, wie selbstverständlich bravourös jonglieren, ernten sie dafür anstatt Lob meistens Tadel. „Na, das bisschen Haushalt und Kindererziehung ist doch nicht weiter schlimm, oder?“ Zugegeben, ein blöder Spruch, leider aber noch immer weit verbreitet. Schlimmer noch, die vielen Varianten dazu, die es nur zu diesem Thema gibt, will ich gar nicht ansprechen. Wer das kumuliert, stellt schnell fest, dass es höchste Zeit ist, mit dem Bashing aufzuhören.
Weltfrauentag soll aufrütteln
Eigentlich ist der Weltfrauentag uralt. Der erste Weltfrauentag wurde am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich, Ungarn und der Schweiz gefeiert. Sozialistische Organisationen haben ihn vor dem Ersten Weltkrieg ins Leben gerufen, im Kampf um Gleichberechtigung, Frauenwahlrecht sowie Emanzipation von Arbeiterinnen. 1921 wurde er auf den 8. Mail verlegt – durch einen Beschluss in Moskau der Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen. 1975 wählten die Vereinten Nationen das Datum zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“. Der Weltfrauentag ist also schon allein historisch gesehen, ein Tag, an dem wachgerüttelt werden soll.
Viel und wenig erreicht
In den vielen Jahren, in denen der Weltfrauentag begangen wird, hat sich viel getan. Und doch entsteht der Eindruck, dass Frauen auf der Stelle treten. Das zeigt sich besonders deutlich an der Frauenquote von 24,1 Prozent in Führungspositionen. Der Informationsdienstleister CRIF hat dazu knapp 2,5 Millionen Führungspositionen in 1,2 Millionen Unternehmen ausgewertet. Ein Jahr zuvor lag die Quote bei 24,6 Prozent. Sie ist gesunken. Traditionell liegt die Frauenquote in ostdeutschen Bundesländern höher als in den westlichen. Sie erreicht 29,6 Prozent – als Vergleich in Hamburg liegt sie bei 22,9 Prozent, in Baden-Württemberg bei 22,3 Prozent. Je nach Bundesland besetzen mehr als 70 Prozent der Führungspositionen Männer.
Je größer, desto weniger
Auch die Unternehmensgröße spielt hat Einfluss auf die Frauenquote in Organisationen. Es gilt die einfache Regel: Je größer das Unternehmen, desto deutlicher nimmt der Anteil von Frauen in Spitzenpositionen ab. In Großunternehmen dagegen steigt er wieder an. Einen positiven Kontrast dazu bilden kleine Unternehmen. Bei Firmen mit bis zu zehn Mitarbeitern ist mehr als jede vierte Führungskraft eine Frau. Die Quote liegt bei 27,6 Prozent und sinkt bei Unternehmen mit 101 bis 500 Mitarbeitern auf 12,3 Prozent. Großunternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern kommen auf einen Frauenanteil in Führungspositionen von 16,9 Prozent.
Hoher Umsatz, wenig Frauen
Auch in puncto Umsatz gilt die gleiche Faustregel wie bei der Unternehmensgröße. Firmen mit einem Umsatz unter einer Million Euro – 25,9 Prozent – weisen den höchsten Frauenanteil auf. Liegt der Umsatz über 100 Millionen Euro sinkt er auf 12,4 Prozent. Geht es jedoch um Bonität und Zahlungsfähigkeit liegen frauengeführte Unternehmen an der Spitze. Führen Frauen Unternehmen auf Entscheiderebene ist das Risiko einer Insolvenz mit 7,3 Prozent geringer, als bei männergeführten Unternehmen (8,9 Prozent). Auch wenn es um Bonität geht, stehen Unternehmen mit weiblichen Chefs besser da. Der durchschnittliche Bonitätsindex liegt bei 2,47 – bei Männern bei 2,55. Ein niedrigerer Bonitätsindex bedeutet eine niedrigere Ausfallwahrscheinlichkeit. Und ist damit positiver zu bewerten.
Hohe Frauenquote im Handel
Die Analyse von CRIF zeigt, dass vor allem im Gesundheitswesen 36,9 Prozent) und im Handel (26,2 Prozent) die Frauenquote in Führungspositionen am höchsten ist. Gerade im E-Commerce zählen Frauen zu den Treiberinnen. Auch im Verlagswesen erreicht sie mit 24,4 Prozent einen verhältnismäßig hohen Wert. Wenig Frauen in Entscheiderpositionen sind dagegen in Branchen wie dem Baugewerbe (9,7 Prozent), im Maschinenbau (9,8 Prozent) und in der Energieversorgung (11,2 Prozent) zu finden.
Wenig Frauen in Aufsichtsräten
Ein eher düsteres Bild zeichnen die Zahlen bei Aufsichtsräten. Frauen sind dort unterrepräsentiert. Nur knapp mehr als jeder zehnte Aufsichtsratsvorsitz ist von einer Frau besetzt (11,3 Prozent). Auch hier macht sich das Ost-West-Gefälle in Deutschland wieder deutlich sichtbar. In Mecklenburg-Vorpommern liegt der Frauenanteil bei 26,4 Prozent. Baden-Württemberg, Niedersachen und Bayern bilden dagegen mit 8,4; 8,9 und 9,3 Prozent die Schlusslichter in der Auswertung. Nicht viel anders ist die Verteilung bei Aktiengesellschaften. Gerade mal 10,4 Prozent der weiblichen Führungskräfte bekleiden Vorstandsposten. Immerhin Berlin erreicht einen Anteil von 12,5 Prozent.
Fazit zum Weltfrauentag:
Die Auswertung von CRIF zeigt deutlich: Noch immer sind Frauen in Führungspositionen, gerade in Deutschland unterrepräsentiert. Durch die Corona-Pandemie hat die Quote sogar wieder mehr gelitten. Das zeigt, dass trotz guten Willen wie viele Männer gerne vorgeben, noch ein großes Stück Arbeit vor uns liegt, bis die Beschäftigungsstruktur bei Führungskräfte auch nur annähernd ins Gleichgewicht kommen kann. Es braucht vor allem Mut, angestaubte Arbeitsmodelle und klischeebehaftetes Denken über Bord zu werfen, um Platz für innovative, kreative Beschäftigungsmodelle zu machen. Für alle wäre das aber eine Bereicherung.
Aufmacherbild: Franz Pfluegl / Adobe Stock
Christiane Manow-Le Ruyet
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