01.03.2023 – Kategorie: Recht

ESG-Reporting: Das Ende von „Nice-to-have“ kommt

ESG-ReportingQuelle: Pcess609 - Adobe Stock

Die neue „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) der EU-Kommission macht das ESG-Reporting ab 2025 zur Pflicht. Damit stehen mittelständische Unternehmen vor der Frage, ob dies eine Pflichtübung zum Selbstzweck oder wertvolle Ergänzung für die Unternehmenssteuerung ist.

Mit der ab 2025 zur Pflicht werdendem ESG-Reporting (Environmental-Social-Governance) stehen rund 15.000 mittelständische Unternehmen in Deutschland vor einer zentralen Frage. Stellt die Richtlinie eine jährliche Pflichtübung zum Selbstzweck oder eine wertvolle Ergänzung für die Unternehmenssteuerung dar? Ab 2026 müssen auch kapitalmarktorientierte KMU jährlich über ihre ESG-Kennzahlen Auskunft geben. Dies sieht die neue „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) der EU-Kommission vor. Anhand von sieben Leitfragen können Unternehmen ein Datenprojekt für das ESG-Reporting erfolgreich angehen.

ESR-Reporting: Chancen durch Datenstrategie und Automatisierung

„Wir müssen also schon jetzt Daten generieren, auswerten und verarbeiten“, erklärt Jens Siebertz, Senior Vice President des Inform DataLab. Den immensen manuellen Aufwand für das ESG-Reporting werden zahlreiche Unternehmen wie schon bei der Einführung der DSGVO unterschätzen, befürchtet der Experte. Ein mögliches Szenario: Eine einzelne Person erhebt händisch für jeden einzelnen Mitarbeitenden einer 500-köpfigen Belegschaft, welche CO2-Emmissionen diese Person auf dem Arbeits- und Heimweg und bei weiteren Geschäftstätigkeiten über das Jahr hinweg verursacht hat. Der Aufwand wäre absurd und würde nur eine einzelne Kennzahl von vielen bedienen.

  1. Wann werden Sie in welchem Umfang berichtspflichtig? Mit der Klärung dieser Frage lässt sich die Roadmap eines ESG-Analytics-Projekts sinnvoll ausrichten.
  2. Wer ist verantwortlich? Wer ist intern und extern einzubiehen? Eine Definition der Verantwortlichkeiten (zum Beispiel CFO, CDO, Datenspezialisten, Nachhaltigkeitsexperten, eine externe Audit-Gesellschaft, etc.) verhindert, dass das Projekt ins Stocken gerät.
  3. Welche ESG-Kennzahlen sind für Ihr Unternehmen relevant? Es gilt, branchenspezifische und individuelle Anforderungen zu klären. Eine Orientierung an bestehenden GRI-Standards empfiehlt sich, doch die Vervollständigung der „European Sustainability Reporting Standards“ (ESRS) im Frühling 2023 wird finale Klarheit schaffen.
  4. Wie sieht Ihr Data Maturity Index aus? Also welche Daten und Datenquellen stehen bereits zur Verfügung, um den Bericht zu füllen? Welche Daten fehlen und bei welchen KPIs ist es noch unklar, ob sie sich aus den Daten ableiten lassen? Nach erfahrungsgemäß rund fünf Stunden systematischer Analyse lässt sich abschätzen, wie umfangreich das Projekt werden wird. Und was dafür zu tun ist. So entsteht ein Maßnahmen- und Zeitplan.
  5. Wie werden die Daten verarbeitet? Grundsätzlich sollten allen Daten in einer Single-Source-of-Truth integriert zusammenlaufen, etwa in einem standardisierten ESG-Analytics Data Warehouse. Einige Daten müssen manuell erfasst werden. Doch es gilt, so viele Prozesse wie möglich zu automatisieren, um den jährlich wiederkehrenden Aufwand zu minimieren.
  6. Wie werden die Daten aufbereitet? Aus der Single-Source-of-Truth speist sich nicht nur der jährliche ESG-Report, sondern eine integrierte BI-Umgebung in der Cloud. So kommen die Daten überall genau dort hin im Unternehmen, wo sie diese benötigen. Und zwar in konfigurierbaren Dashboards, wie von der jeweiligen Anwendergruppe benötigt. Es empfiehlt sich, finanzielle und nicht-finanzielle KPIs nicht zu trennen, sondern zu integrieren
  7. Wie lassen sich mit ESG-Daten Mehrwerte im Unternehmen generieren? Der Aufwand scheint zu hoch, um mit den Daten lediglich einen jährlich einmaligen Bericht zu erstellen. Mit welchen Daten lassen sich auch im alltäglichen Betrieb Verbesserungen erzielen? Wie wird das Unternehmen nachhaltiger, aber damit auch resilienter und attraktiver für Bewerber, Kunden und Investoren?

Anforderungsprofil für ESG-Reporting erstellen

„Es ist gut denkbar, dass viele Unternehmen neben ihrem Stromverbrauch heute noch keine der Kennzahlen messen, über die sie schon in Kürze berichten werden müssen“, warnt Siebertz. Auch wenn viele Details noch offen sind, zeichnet sich ein Anforderungsprofil ab. Im Bereich Umwelt wird es unter anderem um die Messung von Energieverbräuchen, Abfällen, Industrieabwässern und CO2-Emissionen gehen. Im Sozialen um Datenschutz, Gleichberechtigung, eine ethische Wertschöpfungskette und Arbeitsschutz. Und im Bereich der Unternehmensführung um Managementgehälter, Transparenz, Geschäftsethik sowie die Vermeidung von Korruption. „Wenn wir nicht nur versuchen, eine Pflicht zu erfüllen, haben wir jetzt die Chance, einen ganz neuen Datenschatz zu heben und für die alltägliche Entscheidungsfindung nutzbar zu machen“, so Siebertz.

Jens Siebertz ist Senior Vice President des Inform DataLab. (Bild: Inform DataLab)

Das Inform DataLab umfasst Services und Lösungen für Data Management, Data Analytics, Data Science und Datenstrategie. Unternehmen können heutzutage nur erfolgreich sein, wenn sie datengetriebene, effiziente Entscheidungen treffen. Inform bündelt im DataLab die Datenexpertise von Data Scientists, Softwareentwicklern und Consultants. Diese entwickeln innovative Lösungen rund um die Wertschöpfung von Daten.

Lesen Sie auch: ESG-Risiken: Unternehmen setzen verstärkt auf digitale Lösungen


Teilen Sie die Meldung „ESG-Reporting: Das Ende von „Nice-to-have“ kommt“ mit Ihren Kontakten:


Scroll to Top