30.11.1999 – Kategorie: IT, Marketing, Technik

Ethno-Marketing eröffnet großes Umsatzpotenzial

„Um neue Zielgruppen zu erschließen, müssen Unternehmen innovative Wege gehen und Kunden direkt ethnospezifisch ansprechen. Obwohl dieses sogenannte Ethno-Marketing hierzulande noch eher selten gebraucht wird, eröffnet sich dadurch ein großes Umsatzpotenzial“, sagt Sebastian Kosog, verantwortlich für Marketing und Produktentwicklung beim deutschen Stromversorger Wemag.Angesichts der vom Statistischen Bundesamt erhobenen Zahl von 15 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland wird die Kaufkraft allein von Türken im konsumfreudigen Durchschnittsalter von knapp 35 Jahren auf 20 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Wer sich aber nicht oder zu wenig über die jeweilige Kultur informiert, kann sogar Kunden vergraulen, statt diese zu gewinnen.

Erst am Donnerstag gab beispielsweise Stromversorger Wemag offiziell bekannt, dass sein wemio.de-Kundenportal ab sofort auch in türkischer Sprache verfügbar sein wird. Türkischstämmigen wird unter die Möglichkeit geboten, sich in ihrer Muttersprache über das Internetstromangebot zu informieren. „Mit unserem Service stellen wir auch sicher, dass Anfragen, die Interessierte auf Türkisch stellen, in ihrer Muttersprache beantwortet werden“, fügt Kosog hinzu.

Laut dem Projektverantwortlichen können sich Migranten in ihrer eigenen Muttersprache häufig besser verständigen. Dies sei vor allem für die Kundenbeziehung ein groß;er Vorteil. Die Erkenntnisse von zielgruppenspezifischem Marketing geben der Wemag Recht. So vermeiden Firmen nicht nur das Risiko, durch mangelnde Sensibilität Sympathien zu verspielen. Sie erhöhen auch die Chancen umsatzträchtige Kundenkreise zu erschließ;en.

Einem Bericht der Financial Times Deutschland nach lassen sich Wettbewerbsvorteile erzielen, die gerade in Zeiten von Rezession und Wirtschaftskrise wichtig sind. „Wir haben uns vor der Einführung bei Türken erkündigt, auf was bei der Umsetzung zu achten ist. Bei einer weiteren Analyse kamen wir zu dem Schluss, dass das Markenbewusstsein auch in Hinblick auf die Qualität bei Türken sehr ausgeprägt ist“, unterstreicht Kosog. Gegenwärtig haben in der Bundesrepublik 14,2 Prozent aller Zugewanderten ihre familiären Wurzeln in der Türkei. Obwohl die Gruppe der Konsumenten aus der ehemaligen Sowjetunion größ;er ist, will Wemag seine Erfahrungen erst einmal in der türkischen Sprache machen. Eine Ausweitung auf weitere Sprachen sei zumindest jetzt noch nicht geplant. Auch wurde ermittelt, dass verschiedene Ethnien ein sehr spezifisches Kaufverhalten aufweisen.

Während Türken schneller als Deutsche auf neue Konsumtrends reagieren und Einwanderer aus Russland überdurchschnittlich am Bau ihres eigenen Hauses interessiert und damit eine wichtige Zielgruppe für die Bauindustrie sind, zählen Familien arabischer Herkunft zu den besten Kunden der Stromzulieferer. Weil in den Haushalten Letztgenannter häufig mehr Personen als in deutschen leben, wird demzufolge auch mehr Strom verbraucht. Ein groß;es Umsatzpotenzial eröffnet sich auch für deutsche Telefondienstleister. Schließ;lich halten viele Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft einen intensiven Kontakt zu den Verwandten in der Heimat. Das groß;e Marktpotenzial hat beispielsweise auch der Autoriese Volkswagen für sich entdeckt. VW-Spots laufen in türkischer Sprache auf türkischen (Parallelgesellschafts-)Sendern, die über Satellit und Kabel empfangen werden.

Info: http://www.wemag.de/


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