08.11.2023 – Kategorie: Logistik, Recht

EU-Verpackungsverordnung – weiterhin im Widerspruch zu Nachhaltigkeitszielen

EU-VerpackungsverordnungQuelle: Verband der Wellpappen-Industrie e. V.

Am 24. Oktober hat der Umweltausschuss im Europäischen Parlament seinen Bericht zur geplanten EU-Verpackungsverordnung vorgelegt. Der Verband der Wellpappen-Industrie e. V. (VDW) ist der Auffassung, dass auch die veränderte Verordnung im Widerspruch zu den Nachhaltigkeitszielen der Europäischen Kommission steht.

Der federführende Umweltausschuss (ENVI) im Europäischen Parlament hat am 24. Oktober seinen Bericht zur geplanten EU-Verpackungsverordnung (PPWR) vorgelegt. Die darin enthaltenen Änderungsvorschläge reichen jedoch für den Verband der Wellpappen-Industrie e. V. (VDW) bei Weitem nicht aus, um die Widersprüche zwischen der EU-Verpackungsverordnung und den erklärten Nachhaltigkeitszielen der Europäischen Kommission aufzulösen. Zwar seien erste positive Signale zu verzeichnen, der Verband lehne jedoch verpflichtende Mehrwegquoten nach wie vor als nicht zielführend ab. Ein neuer Vorstoß von ENVI gefährde außerdem die Chance, Lieferketten künftig noch effizienter und umweltschonender zu gestalten.

„Auch wenn wir im Bericht des Umweltausschusses positive Signale verzeichnen: Insgesamt bedeutet diese Position noch nicht die grundlegende Kurskorrektur, die im Interesse der Nachhaltigkeitsziele nötig wäre“, erklärt Dr. Steffen P. Würth, Vorsitzender des Verbands der Wellpappen-Industrie e. V.  Der VDW werte es im Rahmen des Entscheidungsprozesses zwar als Fortschritt, dass der Umweltausschuss die laut EU-Verpackungsverordnung ab 2030 geplante Mehrwegquote für Transportverpackungen von Haushaltsgroßgeräten auf 50 Prozent absenken und die ab 2040 vorgesehenen Quoten in nicht bindende Ziele umwandeln wolle.

Verpackungsverordnung
Steffen P. Würth ist Vorsitzender des Verbandes der Wellpappen-Industrie e.V. (Bild: Straub-Verpackungen)

EU-Verpackungsverordnung: Quotenregelung ist nicht zielführend

„Grundsätzlich möchte der Umweltausschuss jedoch am Vorhaben verpflichtender Mehrwegquoten ab 2030 festhalten – und diesen Ansatz lehnen wir weiterhin als nicht zielführend ab“, stellt Würth klar. Untersuchungen konkreter Verpackungsfälle hätten gezeigt, dass Mehrweglösungen sich im Vergleich zu Wellpappe keineswegs immer als die ökologischere Option durchsetzen könnten. „Deswegen bleibt die geplante Quotenregelung unserer Auffassung nach ein ungerechtfertigter Markteingriff. Dieser kann sich sogar negativ auf Nachhaltigkeitsbilanzen auswirken“, mahnt der Verbandsvorsitzende.

Neu eingebracht hat der Umweltausschuss in seinem Bericht zudem einen Punkt, den der Verband äußerst kritisch bewertet. „Die EU-Kommission wollte nach eigenem Bekunden Verpackungen minimieren und Overpackaging den Kampf ansagen. Das sind beides Ziele, die die Wellpappenindustrie voll unterstützt und auch schon längst vorlebt mit immer effizienteren Verpackungslösungen,“ betont Würth. Nun solle jedoch nach dem Willen des Umweltausschusses Mehr-weg von der geplanten maximalen Leerraumquote in Höhe von 40 Prozent ausgenommen werden.

Einsatz von Standardformaten bei Mehrwegsystemen

„Mehrwegsysteme sind ohnehin auf wenige Standardformate angewiesen und somit alles andere als maßgeschneidert. Wenn man ihnen nun noch über eine Ausnahmeregelung unbegrenzte Freiheiten beim Leerraum zugesteht, könnte dies fatale Auswirkungen haben. Dieser Vorschlag läuft außerdem allen Anstrengungen entgegen, die andere Marktteilnehmende für ressourcenschonenden Materialeinsatz, optimal angepasste Verpackungen und schlanke Lieferketten unternehmen,“ warnt der VDW-Vorsitzende

Als Erfolg hingegen bewerte es die Wellpappenindustrie, dass der Umweltausschuss sich gegen das Verbot kleinerer Wellpappenverpackungen bis 1,5 Kilogramm ausgesprochen habe. Diese kommen unter anderem bei Obst und Gemüse zum Einsatz. „Der Einzelhandel könnte also druckempfindliche Ware auch in Zukunft mit nachhaltigen Wellpappenverpackungen schützen und die Verschwendung wertvoller Lebensmittel verhindern“, betont Würth.

Der Verband der Wellpappen-Industrie e. V. (VDW) vertritt als Sprachrohr der Wellpappenindustrie die Interessen von derzeit 31 Mitgliedsunternehmen mit rund 100 Werken und über 18.000 Beschäftigten in ganz Deutschland. Damit repräsentiert der Verband über 80 Pro-zent der deutschen Wellpappenproduktion. 2022 setzten die im VDW organisierten Unternehmen 8.029 Millionen Quadratmeter Wellpappe ab. Über zwei Drittel aller Waren in Deutschland werden in Verpackungen aus Wellpappe transportiert. Im E-Commerce liegt der Anteil der Wellpappenverpackungen bei 90 Prozent. (sg)

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