06.09.2022 – Kategorie: eCommerce

Green Supply Chain Management: Wie sich aktiv Emissionen einsparen lassen

Green Supply Chain ManagementQuelle: supriyantos riyantos/EyeEm – stock.adobe.com

Durch den wachsenden Druck von Konsumenten und Gesetzgebung gewinnt die Frage nach dem eigenen ökologischen Fußabdruck für Unternehmen zunehmend an Relevanz. Doch wo gilt es anzusetzen? Wo sind CO2-Einsparungen möglich? Und welche Bedeutung haben Kompensationsmaßnahmen für die eigene Strategie?

Nicht nur das neue Lieferkettengesetz, auch Verbraucher fordern Handel und Unternehmen dazu auf, Prozesse nachhaltiger und umweltverträglicher zu ­gestalten. Unternehmen haben in der Folge die Wettbewerbsvorteile, die langfristig mit einer nachhaltig gestalteten Lieferkette einhergehen, erkannt. So sind fast drei Viertel (74 Prozent) der für das 15. Hermes-Barometer „Green Supply Chain Management“ befragten 200 Logistikverantwortlichen der Meinung, dass Unternehmen für eine dauerhafte Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit ökologische und soziale Kriterien in ihre Zielsysteme und ihre Entscheidungen integrieren müssen. 56 Prozent der Befragten haben sich für die Zukunft ambitionierte Ziele zur Reduktion der CO2-Emissionen gesetzt und 31 Prozent gaben an, bereits eine nachhaltige Strategie für ihre Lieferkette entwickelt zu haben.

In der Praxis fehlt es jedoch häufig an konkreten Ansatzpunkten, um Emissionen aktiv zu reduzieren und Ressourcen zu schonen. So sind emissionsintensive Abschnitte der Lieferkette, wie etwa der Transportweg, noch viel zu selten Teil der Nachhaltigkeitsstrategie. Woran liegt das?

Mit Datentransparenz zu mehr Nachhaltigkeit

E-Commerce-Verantwortlichen fehlt häufig das Wissen über ressourcenschonende Alternativen, auch wird die Etablierung CO2-sparender Prozesse als zu große Hürde wahrgenommen – oft zu Unrecht. Unternehmen, die einen transparenten Einblick in die Abläufe innerhalb ihres Liefernetzwerkes haben, können diesen vielfältig und gewinnbringend einsetzen. Die aktive Nutzung vorhandener Daten und die Transparenz in idealerweise alle logistischen Abläufe, bilden die Grundlage, um Prozesse innerhalb der eigenen Lieferkette nachhaltiger zu gestalten. Eine SCM-Software (Supply Chain Management) oder weitere moderne Tools können Unternehmen hier maßgeblich unterstützen: Auf einen Blick ist klar ersichtlich, mit welchen Verkehrsträgern die Ware ihren Zielort erreicht hat und wieviel CO2 dabei freigesetzt wurde. So können Verantwortliche Optimierungspotentiale identifizieren, Maßnahmen zur Dekarbonisierung entwickeln und schließlich erfolgreich umsetzen.

Emissionen in der Praxis reduzieren: So gelingt Green Supply Chain Management

Die Hürden für einen nachhaltigeren Transport sind in der Realität dabei viel niedriger als häufig angenommen. Wir bei Hermes International beraten unsere Kunden im Rahmen unseres Drei-Phasen-Modells hinsichtlich ihrer individuellen Möglichkeiten: Zunächst verschaffen wir allen Beteiligten auf Basis eines Business Intelligence Tools einen transparenten Einblick in die laufenden Prozesse. Im Anschluss folgt die Entwicklung eines geeigneten Maßnahmenkatalogs zur Reduktion von CO2-Emissionen. Das kann zum Beispiel die intelligente Steuerung über eine SCM-Plattform zur bestmöglichen Wahl von Verkehrsträgern oder die Neugestaltung bestehender Prozesse sein.

Große Handelsketten fordern teilweise strenge Lieferzusagen bei Lieferanten ein. Da scheint Luftfracht häufig der einzige Ausweg zu sein, um mögliche Konventionalstrafen zu vermeiden. Beim Transport per Luftfracht muss die Ware im schlechtesten Fall sogar noch ein paar Tage im Lager untergebracht werden, bis sie an ihrem Bestimmungsort ankommt. Hier lohnt es sich zu prüfen, ob bereits fertig gestellte Ware mit der Schiene auf den Weg gebracht werden kann. Die Bahn dient in diesen Fällen als rollendes Lager – so können sowohl Kosten als auch CO2 gespart werden.

Green Supply Chain Management
Bild: Hermes International

Kompensation: Effektive Maßnahme oder Greenwashing?

Wurden die Steuerungsmöglichkeiten aus Phase zwei ausgeschöpft, prüfen wir hochwertige Kompensationsmöglichkeiten, um im besten Fall auch die letzte Tonne CO2 zu neutralisieren. Kompensationsmaßnahmen können eine wichtige Ergänzung sein, um nicht vermeidbare CO2-Esmissionen auszugleichen – und können zeitgleich der Einstieg in ein grünes Supply Chain Management sein. So oder so ist die Kompensation eine effektive Maßnahme, den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verbessern – wenn die Qualität der Kompensation stimmt. Unternehmen sollten auf zertifizierte Kompensationsverfahren mit Gold-Standard setzen, bei denen 100 Prozent der ausgewiesenen CO2-Emissionen auch tatsächlich ausgeglichen werden. Zudem sollte das gewählte Kompensationsverfahren regelmäßig, beispielsweise vom TÜV, geprüft werden und Siegel wie „Geprüftes Zertifikate-Management“ (TN-CC 002) tragen. Wir von Hermes International arbeiten beispielsweise mit Arktik, einer etablierten und unabhängigen Klimaschutzagentur aus Hamburg, zusammen. Hier können Verantwortliche passend zur Unternehmensstrategie und nach Gold-Standard in verschiedene Projekte weltweit investieren, um ihre Nachhaltigkeitsstrategie sinnvoll voranzutreiben.

Green Supply Chain Management: Kleine Schritte, große Wirkung

Der Druck auf Unternehmen wächst. Wer sich langfristig erfolgreich am Markt behaupten möchte, sollte zeitnah eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln und diese zielgerichtet realisieren. Bereits kleine Schritte können eine große Wirkung haben – mit deutlichen Vorteilen für die Unternehmens­performance. Auch der Handel sollte sein Agieren kritisch hinterfragen: Wie viele Modekollektionen braucht es im Jahr? Welche Produkte benötigt der Markt? Auch hier gilt es, ein nachhaltigeres Bewusstsein zu entwickeln. Neben der generellen Ressourcenschonung gehen mit einem moderaten Kollektionstempo auch die Möglichkeiten einer nachhaltigeren Supply Chain Planung einher.

Green Supply Chain Management
Bild: Hermes International

Die Autorin Anna Schuldt ist Business Analystin bei Hermes International und brennt für das Thema Green Supply Chain Management. Sie deckt Optimierungspotential auf und berät Unternehmen im Hinblick auf die nachhaltige Ausgestaltung ihrer Lieferkette.

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