Holpriger Start für Apple Pay auf europäischem Festland
Seit einem Monat kann Apple Pay nun in der Schweiz genutzt werden, seit drei Wochen auch in Frankreich. Bisher machen dort nur wenige Banken mit. Aber mit der bis Ende 2016 geplanten Integration in den Bezahlprozess von E-Commerce-Systemen könnte sich das Blatt wenden. Denn für den Online-Handel bedeutet das komfortable Zahlungssystem neue Chancen, die es zu nutzen gilt.
Seit einem Monat kann Apple Pay nun in der Schweiz genutzt werden, seit drei Wochen auch in Frankreich. Bisher machen dort nur wenige Banken mit. Aber mit der bis Ende 2016 geplanten Integration in den Bezahlprozess von E-Commerce-Systemen könnte sich das Blatt wenden. Denn für den Online-Handel bedeutet das komfortable Zahlungssystem neue Chancen, die es zu nutzen gilt.
Ob in der Schweiz die Discounter Aldi, Lidl, Spar und Avec oder Luxusmarken wie Louis Vuitton, Hublot und TagHeuer: Die Liste der Einzelhandelspartner von Apple Pay ist lang. Auch in Frankreich zieren mit der Supermarktkette Carrefour, den Sandwichläden von Pret a Manger, der Elektronikhändler Fnac oder Total-Tankstellen-Kette bekannte Namen die Übersicht. „Doch das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Start des Bezahldienstes für iPhone, iPad und die Apple Watch bei uns mit einigen Hindernissen begonnen hat“, sagt Robert Thöne, Managing Director der Performance-Marketing-Agentur metapeople in Zürich.
Nur wenige Geldinstitute unterstützen Apple Pay
Zwar gebe es landesweit rund 100.000 Kassenterminals, die kontaktlose Kreditkarten unterstützen. Aber die Alternative zur Geldbörse funktioniere derzeit nur mit Mastercard- und Visa-Karten von Cornèrcard, Bonus Card, Swiss Bankers und demnächst vom deutschen Anbieter Wirecard, der seinen Markteintritt in der Schweiz angekündigt hat. Auch in Frankreich unterstützen derzeit nur wenige Geldinstitute und Finanzdienstleister den Dienst, zum Beispiel Banque Populaire, Caisse d’Epargne, Carrefour Banque sowie Ticket Restaurant. Boon und Orange Cash sollen in Kürze folgen.
Schweiz: konkurrierender mobiler Bezahldienst angekündigt
In der Schweiz haben die fünf größten Banken Credit Suisse, Postfinance, Raiffeisen, UBS und ZKB, das Finanzinfrastrukturunternehmen SIX, der Telefonnetzbetreiber Swisscom sowie die Handelsriesen Migros und Coop für diesen Herbst mit Twint einen konkurrierenden mobilen Bezahldienst angekündigt, dies erklärt auch die Zurückhaltung gegenüber Apple Pay. Trotzdem hat die digitale Geldbörse in dem Land laut Thöne „das Potenzial für eine Erfolgsgeschichte“.
Denn Jahr für Jahr werden in allen Landesteilen der Schweiz mit immer mehr Kreditkarten immer mehr Transaktionen getätigt. Eine Studie der Universität St. Gallen erwartet, dass bereits Ende 2017 jede erwachsene Person im Land eine Kreditkarte besitzen wird. Aktuell liegt deren Zahl laut der Schweizerischen Nationalbank bei 6.3 Millionen. 5.5 Millionen davon verfügen über eine kontaktlose Zahlungsfunktion – die Voraussetzung für Apple Pay. Mit einem iPhone-Anteil von etwas über 50 Prozent rangiert das Alpenland in Europa zudem auf Platz eins.
Neues Betriebssystem macOS Sierra
Das könnte von großem Vorteil sein, wenn der Service – wie von Apple angekündigt – neben dem Einkauf in Ladengeschäften noch in diesem Jahr auch bei Online-Einkäufen im Safari-Browser eingesetzt werden kann – mit dem neuen Betriebssystem macOS Sierra. Dieses „WEB Payment“ wird dabei statt mit Passwort oder PIN-Code per Fingerabdruck auf einem verbundenen iPhone 5 oder höher bestätigt. Weltweit hat das in den USA gestartete Bezahlsystem laut Apple inzwischen „mehrere zehn Millionen Nutzer“, gegenüber dem Vorjahr gab es einen Zuwachs von 450 Prozent. Diese Kunden – so Tests – hätten doppelt so häufig etwas gekauft wie User, die anders im Netz bezahlen.
Zunahme der Spontankäufe in E-Commerce-Systemen
„Vor allem eine Zunahme der Spontankäufe in E-Commerce-Systemen bei Beträgen bis zu 150 Franken Bestellwert“, erwartet auch Robert Thöne für die Schweiz. Denn eine Beseitigung der Conversion-Hürde „Eingabe der Bezahldaten“ durch die einfache Authentifizierung per Fingerabdruck steigere die Kauflust der Konsumenten – bei gleichzeitig verbesserter Sicherheit. Noch – so der Managing Director von metapeople in Zürich – haben viele Einzelhändler die Auswirkungen von Apple Pay und insbesondere von WEB Payment nicht in ihrem Fokus.
Doch insbesondere im Online-Handel und bei spontanen inApp-Käufen werde dieser Dienst die Spielregeln verändern. „Wer als E-Commerce-Anbieter nicht kurz- bis mittelfristig Apple Pay als Bezahloption in sein Shopsystem integriert und dem Verbraucher damit eine weitere einfach zu nutzende Option für den Einkauf anbietet, kann sehr schnell relevante Marktanteile an Wettbewerber aus dem In- wie aus dem Ausland verlieren“, warnt der Experte.
In Deutschland nicht vor 2017
Aus Deutschland werden die allerdings eher nicht kommen, hier soll der Dienst wahrscheinlich nicht vor 2017 eingeführt werden. Grund dafür sind auf der einen Seite technische Belange: Bis vor kurzem waren lediglich rund 60.000 der deutschlandweit 800.000 Bezahlterminals für kontaktloses Bezahlen vorbereitet. Doch seitdem Aldi & Co. Anfang des Jahres eingestiegen sind, steigt die Zahl der Akzeptanzstellen sprunghaft an. Aber auch bei den Endgeräten hat Apple in Deutschland nur einen Marktanteil von rund 12 Prozent.
Nicht profitabel genug für die Finanzwirtschaft
Gravierender dürften jedoch strategische Entscheidungen innerhalb der Finanzwirtschaft sein, der das von Apple praktizierte Geschäftsmodell nicht profitabel genug erscheint. Denn nach einer geplanten Verordnung der EU-Kommission sollen die Gebühren bei bargeldlosem Zahlungsverkehr auf maximal 0,3 Prozent der Gesamtsumme begrenzt werden. Das macht auch Apple Pay deutlich unattraktiver.
In den USA verlangt der Konzern von den kartenausgebenden Banken 0,15 Prozent für einen Zahlvorgang, die bei diesem Modell in Deutschland also die Hälfte ihres möglichen Gewinns abgeben müssten. „Aber unabhängig davon, wie die Verhandlungen mit den Banken hier ausgehen, wird sich das bequeme bargeldlose Bezahlen ohne Dateneingabe und PIN längerfristig im E-Commerce durchsetzen“, ist Robert Thöne überzeugt. Die Schweiz und Frankreich seien in Mitteleuropa erst der Anfang.
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Die EU-Verordnung wurde
Die EU-Verordnung wurde bereits beschlossen. Sie muss auch ins nationale Recht umgesetzt werden. Einzig bei einigen Kreditkartenanbieter gibt es noch vereinzelt Schlupflöcher.