27.05.2010 – Kategorie: Handel, IT, Management, Technik, eCommerce
Interview mit Kay Oberbeck
Viel wurde über Google gesprochen und geschrieben. Im e-commerce magazin wollten wir aus erster Hand wissen, wie die Ziele und Pläne von Google aussehen und hat mit Kay Overmeck, dem Pressesprecher von Google Deutschland gesprochen.
ECM: Derzeit wird Google in Deutschland durchaus kontrovers diskutiert. Einer der Kritikpunkte ist, dass Daten ausschließlich in den USA gespeichert werden. Gibt es Pläne für europäische Datencenter?
Kay Oberbeck: Der Erfolg von unseren Produkten basiert wesentlich auf dem Vertrauen, das unsere Nutzer uns entgegen bringen, insofern hat Datenschutz definitive Priorität bei Google. Wir halten uns in allen Ländern, in denen wir aktiv sind, an die jeweiligen Landesgesetze. Zudem sind wir „Safe Harbour“ zertifiziert. Safe Harbour bezeichnet strenge Datenschutzkritieren, die vom US-Handelsministerium aufgestellt worden sind. Unternehmen, die sich diesen Regelungen unterwerfen, gewährleisten nach Auffassung der EU ein dem Datenschutzniveau in Europa vergleichbaren Standard. An diese strengen Vorgaben hält sich Google. Google betreibt zudem Rechenzentren über den Globus verteilt, so zum Beispiel auch in Belgien.
ECM: Einer der Diskussionspunkte derzeit ist der Datenschutz. Wie unabhängig darf Google Deutschland von der amerikanischen Muttergesellschaft agieren und würde eine Compliance-Überprüfung von Google Deutschland nach den Vorgaben der deutschen Gesetzgebung standhalten?
Kay Oberbeck : Bereits vor drei Jahren haben wir uns verpflichtet, dass unsere Regeln zu Datenschutz und Privatsphäre auch den europäischen Richtlinien entsprechen. Generell müssen aber Standards entwickelt werden, die weltweite Geltung haben.
ECM: Was denkt Google über Suchmaschinenoptimierer (SEO)?
Kay Oberbeck: Die Entscheidung für einen SEO bedarf einer sorgfältigen Prüfung. Potenziell können Webmaster damit zwar ihre Website verbessern, aber es besteht auch die Möglichkeit, dass der Website und ihrem guten Ruf Schaden zugefügt wird. Wichtig ist es, sich sowohl über die potenziellen Vorteile als auch über die Nachteile, die sich durch einen nicht verantwortungsvoll handelnden SEO für die Website ergeben können, zu informieren. Viele SEOs wie auch andere Agenturen und Berater bieten praktische Services wie beispielsweise die Überprüfung der Inhalte und Struktur der Website an. Es sollte dabei aber immer die Verbesserung für den Nutzer im Fokus stehen und nicht die bessere Positionierung in einer Suchmaschine.
ECM: Was ist für Google eine gelungene Webseite?
Kay Oberbeck: Eine gelungene Website gibt den Besuchern die Information, nach der sie suchen. Wenn die Website qualitativ hochwertige Inhalte aufweist, werden nicht nur die Nutzer wieder kommen, sondern auch andere Webseitenbetreiber auf die Website verlinken. Eine gute Bedienbarkeit ist ebenfalls unabdingbar, da sie die Navigation für den Nutzer erheblich vereinfacht und somit ein besseres Erlebnis mit der Website vermittelt.
ECM: Wenn ein Unternehmen Google Analytics nutzt, kann der Surfer, der auf die Webseite kommt, nicht erkennen, dass seine IP-Adresse gespeichert wird. Deswegen kann dieser Surfer eigentlich ja auch nicht in die Speicherung einwilligen, weil man nicht in etwas einwilligen kann, von dem man nichts weiß. Wie steht Google dazu? Welche Gründe hat Google, die IP-Adresse so lange zu speichern?
Kay Oberbeck: Google Analytics ist ein kostenloser, gehosteter Webanalyse-Service, mit dem Website-Inhaber und -Betreiber das Besucherverhalten besser verstehen können. Die Informationen, die Google Analytics sammelt, sind anonym und in aggregierter Form. Man kann sich das ähnlich wie Fußspuren im Sand vorstellen – man sieht sie zwar, aber man weiß nicht, von wem sie stammen. Google Analytics zeigt Webseitentrends auf, ohne dabei individuelle Nutzer zu identifizieren. Das Webanalyse-Tool nutzt anonyme und aggregierte IP-Adressen, um messen zu können, aus welchen Regionen die Besucher kommen.
ECM: Vor kurzem kursierte die Meldung, dass Google in Erdwärme investiert. Sind das Versuche, das etwas angekratzte Image zu polieren? Hat Google noch weitere soziale bzw. umweltaktive Engagements?
Kay Oberbeck: 2004, als die Google Gründer Larry Page and Sergey Brin angehenden Aktionären ihre Vision des Unternehmens darlegten, haben sie skizziert, dass sie signifikante Ressourcen in Form von ein Prozent des Firmenkapitals und Gewinns als auch Mitarbeiter ivestieren wollen, um einige der dringendsten Probleme zu adressieren. Aus dieser Festlegung wurde Google.org.
So investiert Google beispielsweise in innovative Projekte wie Hybridautos (Plug-Ins), damit umweltfreundlichere Technologien schneller wettbewerbsfähig werden; ist Mitbegründer der Initiative „Climate Savers Computing“, die eine erhöhte Computerleistungsfähigkeit bei gleichzeitiger Senkung der Kohlenstoffdioxidemissionen bis zum Jahr 2010 um 54 Millionen Tonnen jährlich zum Ziel hat; ermöglicht Nutzern durch Produkte wie Google Earth und Google Transit, die Welt über Energiebelange und Themen zum Klimawandel zu informieren und sie dahingehend in die Pflicht zu nehmen und unterstützt Veränderungen in den allgemeinen Verhaltensweisen, z. B. die Einführung von Energieeffizienzsnormen, Preissignale für den Treibhausgasausstoß und höhere öffentliche Ausgaben für Energieeffizienz sowie Forschung und Entwicklung erneuerbarer Energien.
Außerdem hat sich Google zum Ziel gesetzt, ein Gigawatt erneuerbare Energiekapazität zu erzeugen, die billiger ist als Kohle, und dies innerhalb weniger Jahre anstatt Jahrzehnte. Die Initiative, bekannt unter dem Kürzel RE<C, wurde im November 2007 ins Leben gerufen und wird sich zu Beginn auf moderne thermische Solarenergie, Windkrafttechnologien, verbesserte geothermische Anlagen und andere potenziell bahnbrechende Technologien konzentrieren.
ECM: Google ist immer sehr restriktiv mit seiner Medienpolitik. Es dringt nur nach außen, was auch wirklich nach außen soll. Wäre nicht eine etwas offenere Medienpolitik zuträglicher?
Kay Oberbeck: Wir haben eine Grundregel, die besagt, dass wir über neue Produkte erst dann sprechen, wenn sie tatsächlich live und damit online erlebbar sind. Das ist darin begründet, dass wir eben nicht durch spektakuläre Ankündigungen überzeugen wollen, sondern durch Taten.
ECM: Und zum Schluss: Welche Pläne für weitere B2B-Anwendungen hat Google derzeit in Deutschland?
Kay Oberbeck: Wir haben beispielsweise gerade erst Google Site Search gelauncht. Mit diesem Produkt können kleinere Unternehmen und Organisationen aller Art einfach und kostengünstig die Google Suche auf ihrer eigenen Webseite einsetzen. So finden Kunden und Besucher schnell für sie relevante Inhalte auf den Webseiten. Und um bei relevanten Suchbegriffen auch gefunden zu werden, ist Suchmaschinenmarketing nach wie vor eine effiziente Möglichkeit, Kunden auf sein Angebot aufmerksam zu machen.
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