02.08.2011 – Kategorie: Fertigung, Kommunikation, Management, eCommerce

KMUs in Baden Württemberg: Weiterbildungsbedarf bei netzorientierter Unternehmenskommunikation

Das Forschungsprojekt „Open Innovation by 3D Collaboration“ wurde vom Studiengang Electronic Business der Hochschule Heilbronn unter der Leitung von Prof. Dr. Sonja Salmen in Zusammenarbeit mit der MFG Baden-Württemberg und Sympra (GPRA) Agentur für Public Relations durchgeführt. Ein Teilaspekt dieses Projektes war die Erhebung eines Branchenbarometers Open Innovation für KMUs im April/Mai 2011 im Geschäftsbereich der MFG Baden Württemberg.


Globalisierung, verschärfter Wettbewerb, kürzer werdende Produktzyklen sind treibende Faktoren des stetig steigenden Innovationsdrucks. In diesem Kontext sind folgende Fragestellungen von steigender Relevanz insbesondere für KMUs.


-Ist Open Innovation, d.h. die Öffnung des klassischen Innovationsprozesses für externe Quellen wie Kunden, Lieferanten, Interessenten, öffentliche Bildungseinrichtungen zur Generierung von neuen Produkten und Dienstleistungen sowie Geschäftsmodellen eine für KMUs realisierbare Alternative im internationalen Kampf um Wettbewerbsvorteile? 


-Wird Open Innovation bereits in mittelständischen Unternehmen am Innovationsstandort Baden Württemberg genutzt? 


-Besteht derzeit ein Weiterbildungsbedarf rund um die Thematik Open Innovation insbesondere für KMUs? 


Um diese Fragestellungen fundiert beantworten zu können, wurden 3.700 Unternehmen aus dem Medienpool der MFG angeschrieben, wovon 142 aus dem Bereich Dienstleistung, IT und Werbung/ Medien an der Online-Befragung der Hochschule Heilbronn teilnahmen. Die Auswertung der Studie wurde auf Basis von 84 vollständig ausgefüllten Fragebögen vorgenommen.


Ein wesentlicher Aspekt der Online-Umfrage bestand darin, dass der Mittelstand über den Einsatz von Open Innovation befragt werden sollte. Der Großteil der befragten Unternehmen (40 Prozent) hat weniger als 50 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von 1-10 Millionen Euro. Hingegen 16 Prozent der Unternehmen beschäftigen mehr als 50 Mitarbeiter und weisen einen jährlichen Umsatz über 10 Millionen Euro aus.


21 Prozent der befragten Unternehmen geben an, Open Innovation bereits zu nutzen. Weitere 11 Prozent planen den Einsatz von Open Innovation in der Zukunft. Jedoch 68 Prozent der Befragten nutzen die innovative Form des Wissensgenerierens derzeit nicht und planen auch nicht dies in naher Zukunft zu tun. Da immerhin 65 Prozent der teilnehmenden Firmen älter als zehn Jahre sind, liegt die Vermutung nahe, dass insbesondere aufgrund hierarchischer Unternehmensstrukturen kollaborative Kommunikationsstrukturen nicht ad hoc implementierbar sind.


  Diese Vermutung wird bestätigt, denn es zeigt sich ein Zusammenhang zwischen dem Unternehmensalter und dem Einsatz von Open Innovation. Demnach setzen Unternehmen, mit einem Alter zwischen 1-10 Jahren, signifikant mehr den Prozess Open Innovation ein (33 Prozent) bzw. befinden sich in der Planungsphase für den Einsatz von Open Innovation (15 Prozent). Ältere Unternehmen verhalten sich zu 76 Prozent ablehnend dem Einsatz von Open Innovation gegenüber und wenden nur zu 16 Prozent diesen Prozess an.


Prof. Dr. Sonja Salmen gibt zu bedenken: „ Die mit den Wandlungsprozessen einhergehenden notwendigen Umstrukturierungen können von vielen Unternehmen noch nicht eingeschätzt werden, daher wird häufig nach dem Motto agiert „diese Modeerscheinung sitzen wir aus, es wird uns sicherlich nicht wirklich betreffen“.


Eine weitere positive Erkenntnis aus der Umfrage-Studie konnte mit dem Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Open Innovation und dem Erfolgskurs des Unternehmens in den letzten fünf Jahren dargestellt werden. Setzen Unternehmen Open Innovation ein bzw. planen sie den Einsatz, befanden sie sich in den letzten fünf Jahren zu 29 Prozent bzw. 28 Prozent im Aufschwung. Unternehmen ohne den Einsatz von Open Innovation befinden sich ebenfalls im Aufschwung (19 Prozent), jedoch befanden sie sich zu einem höheren Anteil in der Phase der Stagnation 13 Prozent.   


Alle Teilnehmer der Umfrage wurden gebeten, eine Einschätzung über die Kopierbarkeit ihrer Produkte und den Grad der Fortschrittlichkeit des Unternehmens vorzunehmen. Bei der Auswertung wurden die Antwortmöglichkeiten „trifft vollkommen zu“ und „trifft etwas zu“ aggregiert betrachtet. Der Anteil der tendenziell schwer zu kopierenden Produkte beträgt mit der Verwendung von Open Innovation 67 Prozent. Im Gegensatz dazu sind es bei Unternehmen, die auf Open Innovation verzichten, nur 44 Prozent. Die Auswertung über den Grad der Fortschrittlichkeit lässt Unternehmen mit Open Innovation-Einsatz geringfügig moderner dastehen. Jedoch liegt die Vermutung nahe, dass alle Unternehmen unabhängig vom Einsatz von Open Innovation als fortschrittlich gelten möchten.


Prof. Dr. Salmen: „Der Einsatz von Open Innovation bewahrt vor einer Stagnation bzw. einem Abschwung, da z. B. Geschäftsmodelle, Dienstleistungen, Produkte und Prozesse so einzigartig sind, dass Sie einen echten komparativen Wettbewerbsvorteil darstellen.“


Auf die Frage, welche externen Akteure als Partner für Kooperationen im Hinblick auf den Einsatz von Open Innovation in Frage kommen, wurden Bildungseinrichtungen sowie Kunden (je 74 Prozent), Forschungsinstitute (59 Prozent), Lieferanten (52 Prozent) gefolgt von Vertriebspartnern (41 Prozent) und Wettbewerbern (33 Prozent) als die absoluten Favoriten genannt. Das komplette Ranking repräsentiert die Abbildung 9 und wurde von Unternehmen beantwortet, die Open Innovation einsetzen oder den Einsatz von Open Innovation planen.


Vor dem Hintergrund der Faktoren, die den Unternehmenserfolg mit der Benutzung von Open Innovation beeinflussen, wurde eine Reihenfolge erstellt. Somit sind die Hauptmotivatoren „Die Erschließung neuer Märkte und Marktsegmente“ (21 Prozent), „Die Ausdehnung der Wissensbasis“(20 Prozent) sowie „Die Festigung und Stärkung der eigenen Position am Markt“ (15 Prozent) den Unternehmen am Bedeutendsten.


Die Möglichkeiten „Social Media Monitoring“ (28 Prozent), „Ideenwettbewerbe im Social Web“ (28 Prozent), sowie „Broadcasting“ (11 Prozent) sind die präferierten Zugangswege, um sich die Intelligenz der Masse im Mitmach-Web zu eigen zu machen. Prof. Sonja Salmen: „ Es konnte eindeutig belegt werden, dass alle Unternehmen die sich derzeit eines Open-Innovation-Ansatzes bedienen diesen auch in Zukunft weiter für ihre Unternehmensziele optimiert wissen wollen.“


Fazit


Open Innovation ist für viele KMUs am Innovationsstandort Baden Württemberg noch absolutes Neuland. Zum einen gaben ca. zwei Drittel der Unternehmen an, Open Innovation nicht einzusetzen und zum anderen ist auch der Kenntnisstand dieser Unternehmen bezüglich der Thematik noch sehr gering. Unternehmen, die bereits Open Innovation betreiben, setzen in erster Linie auf Social Media Monitoring, Ideenwettbewerbe im Social Web sowie Broadcasting.


Prof. Dr. Sonja Salmen: „Damit sich offene Innovationen im Mittelstand etablieren können, gilt es in der ersten Innovationsphase im ersten Schritt interne Unternehmenskommunikation basierend auf Social-Media-Applikationen zu implementieren. Im zweiten Schritt ist eine proaktive Initiierung und Unterstützung der Wandlungsprozesse durch die Unternehmensleitung unabdingbar. Im dritten Schritt bedarf es der Ermutigung und Qualifizierung der Belegschaft zum verantwortungsvollen Mitgestalten sowie eines attraktiven Employer Branding, da es gilt die Impulsgeber des Social Web, die Digital Natives“ anzulocken.“ Das Motto im Zeitalter des Mitmach- Web lautet „Nur wer mitmacht, gewinnt“!.


Kontakt:


Hochschule Heilbronn


Prof Dr. Sonja Salmen


Mail: [email protected]


 


 


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