07.03.2022 – Kategorie: eCommerce
Krieg in der Ukraine: Mit diesen Auswirkungen muss der E-Commerce rechnen
Seit fast zwei Wochen sind wir geschockt von der Brutalität des Krieges in der Ukraine. Dass dieser Konflikt deutliche Spuren hinterlässt, ist nicht zu vermeiden. Gerade die ohnehin durch die Corona-Pandemie noch gespannten Lieferketten werden jetzt erst recht nicht zur Ruhe kommen. Worauf sich der Online-Handel einstellen muss.
Krieg vor unserer europäischen Haustür – das Ausmaß des Ukraine-Kriegs unfassbar. Und die täglichen Schreckensmeldungen und -Bilder lassen nicht auf ein schnelles Ende hoffen. Das macht Angst und lässt und sorgenvoll in die Zukunft schauen. Waren wir noch vor wenigen Wochen sicher, dass uns das Corona-Virus endlich aus seinem Würgegriff entlässt und wir wieder unbekümmert weiterleben könnten.
Krieg in der Ukraine ändert Kaufverhalten
Nun sieht die Realität völlig anders aus. Es agiert wieder die Angst – die Angst, dass der Krieg in der Ukraine eskalieren und auf Europa übergreifen könnten. Das zeigt sich am Kaufverhalten der Konsumenten sehr deutlich. Jetzt zieht die Nachfrage nach Produkten, an die nötig sind, um sich in Schutzräume zurückzuziehen. Dies hat das Preisvergleichsportal billiger.de in einer Umfrage herausgefunden.
Hamsterkäufe nehmen zu
Wir erinnern uns: Als Corona ausbrach, begannen Kunden mit Hamsterkäufen – auf einmal waren beispielsweise Toilettenpapier, Nudeln und Mehl Mangelware. Jetzt ist die Bedrohungslage zwar eine andere. Doch Hamsterkäufe sind wohl schon vorprogrammiert. Die Nachfrage nach Artikeln wie Schlafsäcken, Hygieneartikeln, Heizstrahler und Heizgeräte, Generatoren sowie Radios steigt. So ist das Nachfrageaufkommen zwischen den 23. Februar und dem 1. März 2022 nach Schlafsäcken um 1.558 Prozent gewachsen.
Bei Hygieneartikel ist ein Anstieg von 666 Prozent zu verzeichnen, bei Funkgeräten 475 Prozent und bei Campingkochern 333 Prozent. Viele befürchten offensichtlich auch den Ausfall von Heizungen. Die Nachfrage nach Heizstrahlern schoss um 226 Prozent nach oben. Und nicht viel anders sieht es bei Heizstrahlern und Generatoren aus. Offensichtlich rechnen viele Bürger mit einer weiteren Eskalation des Konfliktes in der Ukraine. Eine Forsa-Umfrage bestätigt die Angst: 69 Prozent der Deutschen befürchten, dass die NATO in den Ukraine-Konflikt hineingezogen werden könnte.
Steigendes Malware-und Online-Betrugs-Aufkommen
Unternehmen, die bisher die Absicherung Ihrer IT-Landschaft auf die leichte Schulter genommen haben, sollten spätestens jetzt agieren. Nicht erst durch den Ukraine-Krieg ist die Cyberbedrohung von Online-Händlern und weiteren Organisationen hoch. Nun verstärkt sich die Bedrohung weiter. Die in den Krieg involvierten Staaten bekämpfen sich auch online. Das ruft auch Spam-Trittbrettfahrer auf den Plan. Die Bitdefender Labs haben beispielsweise in den vergangenen Tagen eine erhöhtes Phishing-Mail-Aufkommen festgestellt. Besonders perfide: Die Kriminellen nutzen die große Hilfsbereitschaft, die durch die humanitäre Krise ausgelöst wurden, gezielt für Online-Betrug und Malware-Versand.
Volles Programm: Trojaner, Spam, Phishing
So greifen Hacker laut Bitdefender etwa Unternehmen aus der Produktionsbranche mit dem Trojaner Agent Tesla Remote Access an. Der Malware-as-a-Service-Remote-Access-Trojaner wird über einen Zip-Anhang versendet. E-Mail-Empfänger sollen über ihre Backup-Pläne angesichts des Ukraine-Kriegs Auskunft geben. Von einem Discord-Link wird der bösartige Trojaner auf das System heruntergeladen und implementiert. Zur Ablenkung kommt eine Chrome-Version gleich mit. Das ist nur ein Beispiel für die Methoden der Hacker. Die Liste der Attacken ließe sich natürlich noch erweitern. Hacker schrecken auch nicht vor gefakten Spendenaufrufen zurück und geben vor, für die ukrainische Regierung, UNICEF, Act vor Peace und weiteren Organisationen zu sammeln. Auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bestätigt, dass das Internet zunehmend zum Kriegsschauplatz wird. Es hat auch für Deutschland eine erhöhte Bedrohungslage ausgemacht, auf die sich Unternehmen einstellen müssen. Wachsamkeit und Absicherung sind also momentan äußerst wichtig.
Lieferkettenschwierigkeiten hören nicht auf
Während der Corona-Krise haben wir bereits gelernt, was bedeutet, wenn Sand ins Getriebe der Lieferketten gerät. Sinnbildlich dafür ist, als vor knapp einem Jahr der Frachter „Ever Given“ mit einer Ladung von 18.000 Containern im Suez-Kanal feststeckte. Auf dem Wasserweg herrschte Stau, Produktlieferungen kamen wochenlang nicht an. Corona sorgte zudem für Hafenschließungen und Entlassungen des Personals. Als die Häfen wieder öffneten fehlten sie, was die Abfertigung der Schiffe noch zusätzlich verzögerte. Noch immer nagen wir daran, denn die Lieferketten laufen noch lange nicht rund. Jetzt kommt die nächste Herausforderung: Durch den Krieg in der Ukraine gerät wieder alles ins Stocken – die Lage ist angespannt. Zudem drohen Preiserhöhungen und eine weiter steigende Inflation.
Christian Paechter, Chief Sales Officer bei Logistiker PVS Europe erklärt dazu: „Auch nach dem Jahresendgeschäft und der High Season beschäftigen Materialknappheit und unterbrochene Lieferketten immer noch viele Unternehmen. Die Situation hat sich jetzt mit dem Konflikt in der Ukraine verschärft. Logistik-Engpässe, eingestellte Warentransporte und ein gesperrter Luftraum werden unmittelbar Auswirkungen auf den E-Commerce haben, so dass nicht alle Kundenwünsche erfüllt werden können. Für Online-Shopper bedeutet das unter Umständen höhere Kosten und längere Wartezeiten. Davon sind verschiedene Branchen unterschiedlich stark betroffen. Auf leere Regale müssen sich Verbraucherinnen und Verbraucher jedoch noch nicht einstellen.“
Sich auf stockende Lieferketten einstellen
Auch hier gilt, was schon in der Pandemie galt. Unternehmen, die sich rechtzeitig auf stockende Lieferketten einstellen, können vieles abfedern. Ob das aber auch beim Krieg in der Ukraine funktionieren wird, kann jetzt noch keiner vorhersehen. Tatsache aber ist: Je länger der Krieg dauert, desto stärker werden der E-Commerce, Unternehmen vieler Branchen und auch Konsumenten die Auswirkungen zu spüren bekommen.
Krieg in der Ukraine: Was tun?
Wie schon in der Pandemie heißt es jetzt einen kühlen Kopf zu bewahren. Gerade der E-Commerce sollte sich auf Nachfrage-Peaks einstellen. Dafür muss nicht nur das Waren-Angebot verfügbar sein, sondern auch die unternehmensinternen Abläufe müssen funktionieren. Online-Händler, die das bereits während der Corona-Krise digitalisiert haben, profitieren sicherlich. Anderen sollten ihre IT-Systeme auch gerade in puncto Security auf den Prüfstand stellen.
Große Hilfsbereitschaft
Viele Unternehmen werden zudem aktiv, unterstützen in der Krise, und bieten Hilfe an. Nicht nur durch Sachspenden, Sammelaktionen oder Spendenaufrufe. Sie helfen beispielsweise auch mit einem kostenlosen Datendienst. Der Hamburger Datendienstleister Team Drive stellt seinen Cloudservice für den Datenaustausch der Hilfsorganisation Ukraine Hilfe, allen Menschen mit ukrainischen Pass und allen privat organisierten Ukraine-Hilfsorganisationen kostenlos zur Verfügung. Eine E-Mail am ukraine(at)teamdrive.de genügt. Die Unternehmen Outtra und Joe Nimble sowie weitere dagegen haben unter #sport4ukraine eine Spendeninitiative ins Leben gerufen. Akteure der Sportindustrie sowie Privatpersonen können sich unter https://www.sport4ukraine.de/ daran beteiligen.
Aufmacherbild: Osterland/Adobe Stock
Christiane Manow-Le Ruyet
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