26.02.2020 – Kategorie: eCommerce
Künstliche Intelligenz: Warum die Technologie den E-Commerce beflügelt
Auf fruchtbaren Boden fällt künstliche Intelligenz immer dort, wo es Daten gibt, aus denen sie lernen kann. Dabei lassen sich mit der neuen Technologie detailreichere Schlussfolgerungen ziehen, als es Menschen ohne sie könnten. Warum der E-Commerce mit seiner hoher Datendichte besonders stark von KI profitieren kann, erklärt Carsten Kraus in seinem Gastbeitrag.
E-Commerce funktioniert – verkürzt formuliert – in zwei Schritten: Zunächst müssen Anbieter potenzielle Kunden auf ihre Seiten locken, also Traffic generieren. Haben die Besucher es in den Onlineshop geschafft, müssen sie zu Kunden konvertiert werden. Im Online-Marketing ist künstliche Intelligenz bereits omnipräsent. Immer intelligentere Algorithmen binden die Aufmerksamkeit von Onlineshop-Besuchern und verlocken dazu, auf ein besonderes Angebot zu klicken.
Auch der zweite Schritt – den Besucher zum Kunden zu konvertieren – wird immer mehr von KI durchdrungen. Doch wie genau lassen sich Conversion-Raten steigern? Und wie kann künstliche Intelligenz die vermeintlich rationale Entscheidung von Onlineshop-besuchern für einen Kauf beeinflussen?
Produktempfehlungen: Das passende Angebot für jeden Nutzer
Der Algorithmus hinter den Video-Vorschlägen bei Youtube ist inzwischen so präzise, dass Nutzer gar nicht mehr merken, wie aus dem einen Video, das sie anschauen wollten, schnell auch mal fünf werden. Im E-Commerce ist das ähnlich: Wer seinen Kunden im richtigen Moment das passende Produkt vorschlägt, kann die Warenkörbe massiv vergrößern. Der beste Beweis: Amazon baut konsequent in jeden Schritt seiner Customer Journey Produktvorschläge ein. Dank künstlicher Intelligenz kann sowohl die Vorschlagsqualität als auch der Zeitpunkt des Vorschlags optimiert werden. Beispielsweise kann es mehr Sinn machen, hedonistisch motivierte Vorschläge am Monatsanfang zu platzieren, da Kunden dann in der Regel mehr Geld zur Verfügung haben als am Monatsende.
Künstliche Intelligenz: Einkauf darf kein Zeitfresser sein
Bei bestimmten Produkten wie Lebensmitteln oder Dingen des täglichen Bedarfs ist der Einkauf eher Routine als Erlebnis, erledigen muss man ihn aber trotzdem. Bisher mussten Kunden im Onlineshop jedes Produkt einzeln suchen, auswählen und in den Warenkorb legen. Studien bestätigen: Es dauerte häufig länger, einen Online-Warenkorb zu befüllen, als der Einkauf im Supermarkt – selbst, wenn man die Anfahrt miteinrechnet.
Hinzu kommt, dass zu umfangreiche Angebote die Kunden überfordern. Das Phänomen der zu umfangreichen Auswahl wird als „Paradox of Choice” bezeichnet und wurde vom US-amerikanischen Psychologie-Professor Barry Schwartz erforscht. Möglichst viele Wahlmöglichkeiten zwischen unterschiedlichen Produkten bedeuten Schwartz zufolge keinesfalls zwingend einen Mehrwert für Kunden. Vielmehr vermindern zu viele Optionen die Fähigkeit, eine Auswahl zu treffen – aufgrund der Angst, sich falsch zu entscheiden. Schwartz fand heraus, dass die Angst vor einer falschen Kaufentscheidung signifikant reduziert werden kann, wenn die Wahlmöglichkeiten für Kunden im sinnvollen Maße geringgehalten werden.
Predictive Baskets beschleunigen den Einkaufsprozess
KI-basierte Predictive Baskets schaffen hier Abhilfe. Sie analysieren das individuelle Einkaufsverhalten und spüren zusätzlich automatisch Trends im Verhalten aller Kunden auf. Daraus werden Vorhersagen darüber getroffen, was der jeweilige Kunde heute kaufen will. Kauft ein Kunde beispielsweise alle zwei Wochen Grillkohle, wird diese in entsprechendem Rhythmus vorgeschlagen. Beginnt aber der Herbst und immer weniger Kunden kaufen Grillkohle, wird das Produkt von der KI nicht mehr angezeigt. Die Einkaufszeit kann so auf ein Drittel reduziert werden. Ein positiver Nebeneffekt: Die Warenkörbe werden größer, da keine Produkte vergessen werden.
Künstliche Intelligenz hebt Customer Centricity auf ein neues Level
Wegen seines Reichtums an Interaktionsdaten ist der E-Commerce das ideale Anwendungsfeld für KI. Einige Anwendungen sind bereits Praxis, zahlreiche weitere dürften aber künftig noch folgen. Sie alle tragen dazu bei, das Einkaufserlebnis für den Kunden weiter zu verbessern. Egal, ob diese Verbesserung bewusst wahrgenommen wird oder unbewusst geschieht: Langfristig entsteht dadurch eine Bindung an denjenigen Shop, der den Kunden am besten „versteht“. Hier liegt die Chance für Onliner, KI als Wachstumshebel zu erkennen, gezielt zu nutzen und somit den Wettbewerb hinter sich zu lassen.
Über den Autor: Carsten Kraus ist Gründer und Geschäftsführer der Omikron Data Quality GmbH. Bereits in seiner Schulzeit wurde er in den Mensa-Verein für Hochbegabte aufgenommen und gründete das Unternehmen. 1988 lizenzierte Atari die Programmiersprache Omikron-Basic und legte sie mehr als 700.000 Atari-Computern in acht Ländern bei. Seine Faszination gilt seither Algorithmen und Künstlicher Intelligenz, die den Omikron-Technologien Data Quality und Fact-Finder zugrunde liegen. Er hat seit 2016 drei Patente zu neuen KI-Verfahren angemeldet und ist Experte und Sprecher in den Bereichen Datenqualität, E-Commerce und Künstliche Intelligenz.
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