08.10.2021 – Kategorie: Handel
Lieferengpässe: Personalmangel bedroht Versorgungssicherheit der Logistik
Der Lkw-Fahrermangel in Großbritannien und fehlendes Personal entlang der globalen Lieferketten weisen auf die systemrelevante Versorgungsfunktion der Logistik hin. Auch in Deutschland fehlen Fernfahrer wie auch Fach- und Nachwuchskräfte in der Logistik. Die Initiative „Die Wirtschaftsmacher“ hat jetzt eine Umfrage zum Thema Lieferengpässe gestartet.
Der zunehmende Fachkräftemangel in der Logistik stellt die internationale Versorgung vor Herausforderungen und verursacht Lieferengpässe. Weil in Großbritannien bis zu 100.000 Lkw-Fahrerinnen und -fahrer fehlen, erhalten Tankstellen keinen Kraftstoff mehr. Der Notstand betrifft nach Angaben des Branchenverbands Petrol Retailers Association, der rund 5.500 Tankstellen vertritt, rund zwei Drittel der Mitglieder, die keinen Kraftstoff mehr haben.
Rund 50 bis 90 Prozent aller Tankstellen sind demnach bereits leer oder drohen auszutrocknen. An vielen Tankstellen in Großbritannien gibt es also derzeit Lieferengpässe bei Benzin und Diesel, es kommt zu langen Schlangen sowie zu Panikkäufen. Kurzfristig sollen Fahrer vom britischen Militär aushelfen.
Personalknappheit verursacht Lieferengpässe im Vereinigten Königreich
Neben der angespannten Versorgungslage beim Treibstoff sind längst auch andere Bereiche des täglichen Lebens im Vereinigten Königreich von der Personalknappheit in der Logistik betroffen. So klaffen in Supermärkten Lücken in den Regalen, viele Milchbauern bleiben auf ihrer Milch sitzen und müssen diese im Extremfall entsorgen, bei Möbelhäusern fehlen Matratzen und in Kläranlagen mangelt es an wichtigen Chemikalien. Insgesamt gibt es kaum noch eine Branche, die nicht Lieferengpässe meldet.
Dabei ist die Situation von Arbeitskräften in der Logistik auch entlang der gesamten internationalen Lieferketten angespannt. So richteten sich jüngst die Internationale Schifffahrts-Kammer (International Chamber of Shipping, ICS) und andere Branchenvereinigungen in einem offenen Brief an die Staatsoberhäupter der Generalversammlung der Vereinten Nationen, um vor einem „Kollaps des globalen Verkehrssystems“ zu warnen, wenn den Mitarbeitenden in der Logistik nicht Freizügigkeit gewährleistet würde. Reiseverbote und Einschränkungen sowie ein Mangel bei der Versorgung von Seeleuten mit Impfstoff hätten das Wohlergehen der Beschäftigten während der Corona-Zeit massiv beeinträchtigt.
Lieferengpässe: Systemrelevante Funktion der Logistik
„Die angespannte Versorgungslage aufgrund des Personalmangels in der Logistik macht die Öffentlichkeit noch mehr auf die systemrelevante Funktion des Wirtschaftsbereichs aufmerksam. Logistik ist für jede Volkswirtschaft und Gesellschaft von enormer Bedeutung – ohne sie funktioniert kaum etwas. Umso wichtiger ist es, das Bewusstsein für ihre Leistungen in der breiten Öffentlichkeit zu erhöhen und für ihre Vielfalt an Beschäftigungsmöglichkeiten zu werben. Denn die Beschäftigten in der Logistik sind die Basis für die Sicherstellung unserer Versorgung“, erklärt Frauke Heistermann, Sprecherin der Initiative Die Wirtschaftsmacher.
Die 2019 gegründete Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, das Image der Logistik zu verbessern und sich für den Arbeitgeber Logistik stark zu machen. Logistik ist nach Automobilbranche und Handel mit einem Gesamtumsatz von rund 272 Milliarden Euro im Jahr 2020 (Quelle: Fraunhofer Arbeitsgruppe für Supply Chain Services) und mehr als drei Millionen Beschäftigten der drittgrößte Wirtschaftsbereich Deutschlands und einer der bedeutendsten Arbeitgeber des Landes.
„Die Wirtschaftsmacher“ stellen Informationen zur Logistik bereit
Auf ihrer Initiativen-Website sowie auf den einschlägigen Social-Media-Kanälen stellen „Die Wirtschaftsmacher“ zahlreiche Informationen rund um die Logistik für interessierte Nachwuchskräfte und Wechselwillige zur Verfügung. Unter anderem „Logistik-Insights“, Berufs- und „Logistikhelden“-Profile sowie umfangreiche Themenhefte und Ratgeber zu den Themen Berufseinstieg oder Studieren in der Logistik. Mit ihrer aktuellen Kampagne „Logistik ist da, wo ich bin“ macht sie die Systemrelevanz der Logistik für Wirtschaft und Gesellschaft deutlich und wirbt für ihre Vielfalt.
Auch in Deutschland fehlen bereits mehrere Zigtausend Fernfahrer sowie weitere Fach- und Nachwuchskräfte. Damit ist der Bedarf im gesamten Wirtschaftsbereich seit Jahren hoch und dürfte auch in Zukunft weiter steigen. Grund dafür ist die Versorgungsfunktion der Logistik für Produktion, Handel und Bevölkerung sowie der wachsende Online-Handel (E-Commerce), der von einer zuverlässigen logistischen Abwicklung der Bestellungen in Form von Lagerung, Transport, Kommissionierung und Retouren-Management abhängig ist.
Kurzumfrage zum Thema Lieferengpässe und Versorgungssicherheit
In einer Umfrage greift die Initiative „Die Wirtschaftsmacher“ das Thema Lieferengpässe und Versorgungssicherheit auf. Denn die Folgen der Corona-Pandemie und des Brexit haben deutlich gemacht, wie sensibel globale Waren- und Lieferketten sind. Vorfälle wie jüngst die Blockade des Suez-Kanals durch ein Containerschiff zeigen, wie sehr Bürger, Bürgerinnen und Unternehmen von zuverlässig funktionierenden Versorgungsketten abhängig sind.
So ringen gegenwärtig viele Unternehmen mit Engpässen bei Bau- und Ersatzteilen, Mikrochips für Computer und Autos, Papier, Fahrräder, Baumaterialien wie Holz oder auch bei Transportkapazitäten. Mit der Kurzumfrage „Lieferengpässe – wie ist die Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit?“ möchte die Initiative „Die Wirtschaftsmacher“ herausfinden, ob und wie diese Engpässe auch bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern spürbar sind.
Die Umfrage umfasst insgesamt vier Fragen und steht bis 13. Oktober 2021 hier bereit.
Die Ergebnisse werden noch im Oktober veröffentlicht. Die Initiative Die Wirtschaftsmacher hat sich zum Ziel gesetzt, das Image der Logistik in der Gesellschaft zu verbessern. An der Initiative beteiligen sich rund 100 Unternehmen, logistiknahe Verbände, Vereine und Medien. (sg)
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