28.08.2023 – Kategorie: Logistik

Lieferkette: Klimawandel führt zu mehr Störungen und höheren Logistikkosten

LieferketteQuelle: Brian J. Tromp/unsplash

Dürren wie aktuell in Panama führen zu Verzögerungen bei der Lieferkette und treiben Logistikkosten nach oben. Die SCM-Experten von Setlog empfehlen daher Politik und Unternehmen, Vorkehrungen bei der Infrastruktur zu treffen.

Verzögerungen bei der Lieferkette, Warenengpässe, höhere Sicherheitsbestände, wachsende Logistikkosten: Der Klimawandel wird künftig zu mehr Lieferkettenstörungen und negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft als bisher führen. Das prognostizieren anlässlich der aktuellen Durchfahrtbeschränkungen für Schiffe im Panamakanal die SCM-Experten von Setlog. Auch wenn die Situation in Mittelamerika keine spürbaren Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft hat, raten die Fachleute der Politik und Unternehmen, Vorkehrungen für die Zukunft zu treffen. Unter anderem für den Rohstoff- und Warentransport auf Wasserstraßen bei Niedrigwasser.

Der Hintergrund: Aktuell stauen sich Dutzende Frachtschiffe an beiden Seiten des Panamakanals. Denn wegen einer langen Dürre in Mittelamerika fehlt Wasser für die Schleusenprozesse der wartenden Schiffe. Die zuständige Behörde beschränkte daher von Ende Juli bis Anfang September die täglichen Durchfahrten auf 32 Schiffe. Normalerweise dürfen jeden Tag 36 Frachter die Wasserstraße befahren. Der Tiefgang ist auf 13,41 Meter beschränkt. Die Folge: Es bilden sich Staus, Medien berichten von Wartezeiten von bis zu drei Wochen.

Bedeutung des Panama-Kanals für die Lieferkette

Für jede Schiffsdurchfahrt werden laut Fachleuten für die zwölf Schleusen im 80 Kilometer langen Panama-Kanal insgesamt 200 Millionen Liter Wasser benötigt. Weil es in der Region rund um den Gatunsee, der unter anderem die Schleusen mit Wasser speist, dieses Jahr aber nur halb so viel regnete als normalerweise, hat sich die Kanalbehörde Panamas zu den Maßnahmen entschlossen.

Die Wasserstraße spielt für die Versorgung der US-amerikanischen Wirtschaft eine wichtige Rolle. Daher schlugen einige Unternehmen bereits Alarm. Der Grund liegt im Anstieg der Preise für Container als auch für den Transport bei bestimmten Relationen auf dem Spotmarkt. Das kann auch der Setlog-Kooperationspartner Shippeo bestätigen. Da aktuell keine Hochsaison ist und genug Kapazitäten zur Verfügung stehen, gehen die Transportverfolgungs-Experten in Paris davon aus, dass viele Firmen, die noch Zeit für Lieferungen haben, das Problem umschiffen werden. Sie ändern Transportrouten und Verkehrsträger.

Auswertung der Supply-Chain-Management-Software

Dies kann auch Ralf Düster, Vorstandsmitglied der Setlog GmbH, bestätigen, nachdem er die Warenströme von US-amerikanischen Kunden in der SCM-Software OSCA von Setlog ausgewertet hat. Demnach wurde rund 20 Prozent des Volumens, das ursprünglich an der Ostküste entladen werden sollte, an die Westküste umgebucht. Vor allem auf die großen Häfen von Long Beach und Los Angeles. Von dort geht es dann per Bahn oder Lkw in Richtung Osten oder, wenn die Flexibilität besteht, in andere Distributionslager. Dabei handelt es sich vorwiegend um Konsumgüter. Auf Deutschland hingegen haben der Stau im Panamakanal und seine Folgen laut Düster so gut wie keine Auswirkungen. „Nicht einmal zwei Prozent des Exports aus den deutschen Häfen sind für die Pazifikküste in Nord- und Südamerika bestimmt“, so Düster.

Frachtraten Setlog
Ralf Düster ist Geschäftsführer der Setlog GmbH. (Bild: Setlog)

Er nimmt den Stresstest für die Logistik- und Lieferkette in Panama aber zum Anlass, Politik und Unternehmen darauf aufmerksam zu machen, dass Extremwetterereignisse wie Dürren oder Stürme die Supply Chains künftig öfter und heftiger als bisher stören  werden. „Der Klimawandel ist in der Logistik angekommen. Die Prognosen der Klimaforscher zeigen, dass es höchste Zeit für Politik und Firmen ist, Vorkehrungen zu treffen“, betont Düster.

Auswirkungen von Niedrigwasser für die Binnenschifffahrt

In Deutschland muss man sich Düster zufolge vermehrt auf Niedrigwasser-Situationen in der Binnenschifffahrt einstellen. Besonders im Fokus der Politik müsse beispielsweise der Rhein stehen. Allein in Duisburg, Europas größtem Binnenhafen, wurden 2022 rund 42 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen. Düster erinnert in diesem Zusammenhang an die schwierigen Situationen im Rhein in den Sommern 2018 und 2022. Zwar werden hierzulande nur fünf Prozent der Güter per Binnenschiff transportiert. „Analysen des Kiel Institut für Weltwirtschaft haben die Folgen niedriger Rhein-Pegel untersucht. Demnach sinkt die Industrieproduktion in Deutschland in einem Monat mit 30 Tagen Niedrigwasser um rund ein Prozent. Für einige Branchen, etwa die Chemieindustrie, ist die Versorgung per Binnenschiff existenziell“, führt Düster an.

Digitalisierung der Lieferkette ist notwendig

Unternehmen rät Düster, zum einen auf die Digitalisierung der Lieferkette zu setzen, zum anderen auch Transportalternativen wie die Landbrücke, also die Umladung von Waren von Schiff auf Bahn oder Lkw, als Alternative in der Hinterhand zu halten. Seiner Ansicht nach müssen auch innovative Schiffe eingesetzt werden. In diesem Zusammenhang verweist er auf das im Mai 2023 in von der BASF in Betrieb genommenen Schiff „Stolt Ludwigshafen“, das selbst bei extremem Niedrigwasser den Rhein passieren kann.

Damit die Wirtschaft ohne Bedenken weiter auf das Binnenschiff setzen kann, ist Düster zufolge die Politik angehalten, die Forderungen aus den Firmen zügig umzusetzen – vor allem die Verbesserung der Wasserstands-Vorhersagen sowie die Bereitstellung von aktuellen Tiefendaten, die Prüfung wasserbaulicher Alternativen und die Optimierung von Abladestellen am Mittel- und Niederrhein.

Die Setlog Holding AG ist Anbieter von Supply-Chain-Management-Lösungen. Hauptprodukt ist die Cloud-basierte Software OSCA (Online Supply Chain Accelerator) mit den Anwendungen Procurement, SRM, Global Logistics, CSR und Quality Control. Die Software ermöglicht es Unternehmen, sich mit ihren Lieferanten und Dienstleistern zu vernetzen, um ihre Lieferkette optimal aufeinander abzustimmen, Prozesse zu beschleunigen und Supply Chains effizient zu managen. Die Setlog GmbH mit Hauptsitz in Bochum ist eine 100-prozentige Tochter der Setlog Holding AG. (sg)

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