18.07.2022 – Kategorie: Logistik
Lieferkette: Warum Unternehmen trotz Krisen expandieren wollen
Die wirtschaftlichen Entwicklungen haben Fragen nach einer Deglobalisierung aufgeworfen. Digitale Unternehmen widersprechen dem jedoch: IT-Entscheider möchten keineswegs zu einer weniger vernetzten Welt zurückkehren und wollen trotz gestörter Lieferkette in neue Märkte expandieren, zeigt eine neue Umfrage von Equinix.
- Laut der Studie von Equinix geben 60 Prozent der deutschen IT-Führungskräfte an, dass ihr Unternehmen plant, im nächsten Jahr in neue Regionen, Länder und Städte zu expandieren.
- Lieferkette bleibt eine Herausforderung: 59 Prozent der Befragten gaben an, ihr Unternehmen habe mit globalen Lieferkettenproblemen zu kämpfen, während 58 Prozent den weltweiten Mangel an Mikrochips als Gefahr für ihr Unternehmen ansehen.
- Bedenken hinsichtlich Cybersicherheit bleiben: Nach Meinung von IT-Spezialisten sind die am meisten gefürchteten Bedrohungen Cyberangriffe, Sicherheitsverletzungen und Datenlecks (jeweils 70 Prozent).
Gestützt auf die in der Pandemie gewonnenen Erfahrungswerte planen Unternehmen auf der ganzen Welt hohe Investitionen in digitale Technologien, um ihre ehrgeizigen Pläne der Expansion voranzutreiben. Neue Erkenntnisse aus der jährlich veröffentlichten „2022 Global Tech Trends Survey“ von Equinix, Inc. deuten darauf hin, dass digital führende Unternehmen weltweit trotz gestörter Lieferkette keineswegs zu einer weniger vernetzten Welt zurückkehren möchten. Trotz der Sorge über eine möglicherweise drohende Rezession und ungeachtet der Diskussionen auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos über das Ende der Globalisierung, zeigen sich Unternehmen weiterhin optimistisch hinsichtlich ihrer weiteren globalen Expansionspläne.
Im Rahmen der Umfrage wurden 2.900 IT-Entscheider zu globalen Technologietrends 2022 weltweit befragt. 72 Prozent der befragten Unternehmen planen in den nächsten zwölf Monaten eine Expansion, entweder in eine neue Stadt (31 Prozent), ein neues Land (33 Prozent) oder in eine neue Region (38 Prozent).
Deutsche Unternehmen planen Expansion in neue Regionen
IT-Führungskräfte in Deutschland sind besonders zuversichtlich hinsichtlich der globalen Expansion ihrer Geschäfte. So geben 60 Prozent an, dass ihr Unternehmen plant, in neue Märkte zu expandieren. Die Pläne der Expansion bezogen sich am häufigsten auf eine neue Region (36 Prozent), gefolgt von einem neuen Land (25 Prozent) oder einer neuen Stadt (21 Prozent). Insgesamt zeigten sich Technologieentscheider in EMEA jedoch weniger ehrgeizig in Bezug auf Pläne zur Expansion. So planen 59 Prozent der Befragten, im nächsten Jahr in einen neuen Markt zu expandieren. Eventuell ist diese erhöhte Vorsicht auf eine unsichere lokale Wirtschaftslage zurückzuführen. Im Gegensatz dazu waren die IT-Führungskräfte in der APAC-Region und in Nord-, Mittel- und Südamerika in dieser Hinsicht optimistischer: 82 Prozent beziehungsweise 78 Prozent beabsichtigten, geografisch zu expandieren.
Die Unternehmen nannten eine Reihe von Faktoren, die das globale Wachstum beeinträchtigen, wobei Herausforderungen in der Lieferkette als besonders besorgniserregend hervorgehoben wurden. 59 Prozent der Befragten gaben an, ihr Unternehmen habe mit globalen Problemen und Engpässen bei der Lieferkette zu kämpfen, während 58 Prozent den weltweiten Mangel an Mikrochips als Gefahr für ihr Unternehmen ansehen.
Probleme mit der Lieferkette verstärken Bedarf an Virtualisierung
Die anhaltenden Schwierigkeiten mit der Lieferkette scheinen dem Bedarf an mehr Virtualisierung Auftrieb zu verleihen: Die Wachstumserwartungen werden durch signifikante geplante Investitionen in die digitale Infrastruktur untermauert. Neben dem Bau eines eigenen Rechenzentrums (37 Prozent) gaben mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Befragten in Deutschland (im Vergleich zu 47 Prozent weltweit) an, ihre globalen Expansionspläne durch eine virtuelle Bereitstellung über die Cloud unterstützen zu wollen, wobei fast ein Drittel (30 Prozent in Deutschland im Vergleich zu 26 Prozent weltweit) hierfür auf eine Bare-Metal-Lösung zurückgreifen möchte.
Fast die Hälfte (45 Prozent in Deutschland, 47 Prozent weltweit) der Befragten gab an, höhere Ausgaben für Carrier-neutrale Colocation-Lösungen vorzusehen, um die geplante Zunahme digitaler Implementierungen zu erleichtern, und sogar noch mehr (51 Prozent in Deutschland, 59 Prozent weltweit) gaben an, ihre Investitionen in Interconnection-Services aufstocken zu wollen, um die digitale Transformation voranzutreiben und die Ausfallsicherheit ihrer Systeme zu erhöhen.
Digitale Infrastruktur unterstützt stabile Lieferkette
Die Pandemie beeinflusst auch weiterhin erheblich die digitalen Strategien der Unternehmen. Etwa die Hälfte der lokalen und globalen IT-Führungskräfte (48 Prozent bzw. 52 Prozent) gaben an, die digitale Entwicklung ihres Unternehmens aufgrund der Covid-19-Krise schneller vorantreiben zu wollen. Mehr als die Hälfte (55 Prozent in Deutschland, 54 Prozent weltweit) bestätigten, ihre IT-Budgets als direkte Folge der Pandemie aufgestockt zu haben.
Dies unterstreicht die inzwischen allgemein anerkannte Notwendigkeit einer robusten digitalen Infrastruktur, die sich in kürzester Zeit an veränderte Geschäftsanforderungen anpassen lässt. Darüber hinaus ist die Mehrheit der Befragten weltweit (61 Prozent) der Meinung, dass die während der Pandemie vollzogenen technologischen Veränderungen und Investitionen von Dauer sein werden. In Deutschland äußerten sich die IT-Verantwortlichen in dieser Hinsicht verhaltener, obgleich nach wie vor eine große Zahl (41 Prozent) der Meinung ist, dass die technologischen Veränderungen, die sie während der Pandemie eingeführt haben, langfristig bestehen bleiben werden.
Erhöhtes Potenzial für Innovationen und neue Technologien
„In den vergangenen zwei Jahren haben wir die digitale Entwicklung um etwa ein Jahrzehnt vorangebracht. Tatsächlich ist nahezu jede zweite IT-Führungskraft in Deutschland der Meinung, die digitale Transformation ihres Unternehmens als Folge der Covid-19-Pandemie vorangetrieben zu haben. Dieser Trend deckt sich mit der Einschätzung vieler Unternehmen, dass ein erhöhtes Potenzial für Innovationen und neue Technologien vorhanden ist“, kommentiert Jens-Peter Feidner, Geschäftsführer bei Equinix in Deutschland, die Ergebnisse.
„Die meisten IT-Entscheider in Deutschland gehen davon aus, dass das Web3 innerhalb der nächsten ein bis fünf Jahre das Web2 ablösen wird. Dennoch gibt es nach wie vor auch Stolpersteine: Veraltete unternehmenseigene IT und ein Mangel an Fachkräften sind die größten Herausforderungen für Unternehmen auf ihrem Weg in die digitale Welt. Equinix unterstützt seine Kunden und Partner bei der Bewältigung dieser Probleme, steigert die unternehmerische Innovation und hilft ihnen, die Vorteile unseres vernetzten digitalen Ökosystems voll auszuschöpfen.“
Absicherung der Expansion durch robuste digitale Modelle
Gleichzeitig bestehen jedoch nach wie vor erhebliche Bedenken hinsichtlich der Cybersicherheit. Gerade in Zeiten zunehmender Volatilität und neuer globaler Bedrohungen ist es von entscheidender Bedeutung, dass eine Expansion durch robuste digitale Modelle abgesichert werden. Bezüglich ihrer digitalen Strategien bestätigten 85 Prozent der weltweit Befragten, dass die Verbesserung der Cybersicherheit eine ihrer wichtigsten Prioritäten ist. 84 Prozent gaben an, dass die Einhaltung lokaler Datenvorschriften von entscheidender Bedeutung ist, während 83 Prozent die Notwendigkeit betonten, ihr Unternehmen zukunftssicher zu machen. Nach Meinung von IT-Spezialisten sind die am meisten gefürchteten Bedrohungen Cyberangriffe, Sicherheitsverletzungen und Datenlecks (jeweils 70 Prozent).
Die wichtigsten Herausforderungen für deutsche Unternehmen
Die Umfrageergebnisse der IT-Verantwortlichen in deutschen Unternehmen:
Kunden- und Mitarbeitererlebnis hat Vorrang: 71 Prozent (83 Prozent weltweit) der IT-Führungskräfte gaben an, der Verbesserung des Kundenerlebnisses Priorität einzuräumen, da sie den Zusammenhang zwischen Digitalisierung und der Endbenutzererfahrung erkannt haben. 72 Prozent der Unternehmen (81 Prozent weltweit) gaben an, dass sie die Verbesserung des Mitarbeitererlebnisses für ihre Transformation und die Mitarbeiterbindung als entscheidend betrachten.
Die Cloud-Migration geht weiter: 56 Prozent (71 Prozent weltweit) der IT-Führungskräfte in Deutschland gaben an, einen größeren Anteil ihrer Geschäftsfunktionen in die Cloud verlagern zu wollen. Von diesen Befragten planen 43 Prozent, mehr ihrer geschäftskritischen Anwendungen in die Cloud zu verlagern, und nahezu die Hälfte (45 Prozent im Vergleich zu 49 Prozent weltweit) beabsichtigt, Sicherheitsfunktionen in die Cloud zu verlagern.
Die hybride Cloud gibt den Ton an: Hybride Cloud-Modelle wurden von 35 Prozent (38 Prozent weltweit) der Befragten bevorzugt, aber ein Fünftel (19 Prozent im Vergleich zu 22 Prozent weltweit) der digitalen Führungskräfte in Deutschland greift nur auf einen einzigen Cloud-Anbieter oder gar keinen zurück. Hier kann Interconnection helfen: Fast ein Viertel (22 Prozent im Vergleich zu 35 Prozent weltweit) der Befragten ist der Meinung, dass durch Interconnection eine flexiblere Konnektivität erreicht wird, während 24 Prozent (30 Prozent weltweit) angaben, auf Grundlage dieser Technologie ihre hybride Multi-Cloud zu betreiben.
Investitionen in Innovationen stärken Lieferkette
Investitionen in Innovation: Viele IT-Führungskräfte möchten ihr Unternehmen zukunftssicher machen und die Vorteile neuer Technologien wie 5G, das Internet der Dinge (IoT) und Web3 voll ausschöpfen. Fast zwei Drittel (64 Prozent im Vergleich zu 71 Prozent weltweit) der Befragten gaben an, auf ein „Everything as a Service“-Modell (XaaS) umsteigen zu wollen. Als Hauptgründe wurden die Vereinfachung der IT-Infrastruktur (55 Prozent im Vergleich zu 65 Prozent weltweit), die Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit (47 Prozent im Vergleich zu 54 Prozent weltweit) und die Senkung der Kosten (39 Prozent im Vergleich zu 49 Prozent weltweit) genannt.
Fokus auf Nachhaltigkeit: Neben dem Thema Innovation haben digitale Unternehmen auch die Nachhaltigkeit ihrer IT-Infrastruktur im Blick. 56 Prozent in Deutschland (67 Prozent weltweit) gaben an, dass sie die Umweltauswirkungen ihrer IT-Ausrüstung messen und versuchen, sie durch aktive Maßnahmen zu begrenzen. Die Hälfte (65 Prozent weltweit) wird nach eigener Aussage nur mit IT-Partnern zusammenarbeiten, die wichtige Ziele zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen erfüllen. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) bezeichneten Nachhaltigkeit aktuell als eine der wichtigsten Triebfedern für ihr Unternehmen, und 62 Prozent der Befragten haben sich wissenschaftlich fundierten Zielen verpflichtet. Weltweit liegt diese Zahl sogar noch etwas höher: 69 Prozent gaben an, ihr Unternehmen habe sich zur Nachhaltigkeit verpflichtet und verbindliche Ziele festgelegt.
Unternehmen beschleunigen ihre digitalen Strategien
„Die Widerstandsfähigkeit vieler Unternehmen in EMEA ist im Zuge der Pandemie augenscheinlich stärker denn je. Wie aus der Umfrage hervorgeht, sind die technologischen Veränderungen, die die Unternehmen in der EMEA-Region während der Pandemie vorgenommen haben, größtenteils langfristiger Natur: 58 Prozent der Befragten gaben an, dass es sich um bleibende Maßnahmen handelt. Darüber hinaus haben Unternehmen heute bessere Möglichkeiten, ihre digitalen Strategien zu beschleunigen“, sagt Eugene Bergen Henegouwen, President EMEA bei Equinix.
„Dies hat die verstärkte Einführung von Cloud-Systemen und eine intensivere Vernetzung zwischen Geschäftspartnern zur Folge, und dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Nahezu die Hälfte (46 Prozent) der Befragten in der EMEA-Region gaben an, ehrgeizigere Strategien zu verfolgen, und ebenso viele gaben an, als direkte Folge von COVID-19 über höhere IT-Budgets zu verfügen. Im Rahmen dieser neuen, gut finanzierten IT-Strategien steht zu erwarten, dass Technologien wie Web 3.0, 5G und das Internet der Dinge einen höheren Stellenwert einnehmen werden als je zuvor. Gemeinsam mit unseren Kunden erweitern wir die globale Konnektivität und Cloud-Anbindungen, während wir zeitgleich ermitteln, welche digitalen Dienste ihren Anforderungen am besten entsprechen, damit sie sich ständig weiterentwickeln können und innovativ bleiben.“
Zur Methodik der Umfrage
Im Rahmen der von Equinix beauftragten Studie 2022 Global Tech Trends Survey wurden 2.900 IT-Entscheidungsträger in unterschiedlichen Unternehmen in Nord- und Südamerika (Brasilien, Kanada, Kolumbien, Mexiko, USA), dem asiatisch-pazifischen Raum (Australien, China, Hongkong, Indien, Japan, Südkorea, Singapur) und in EMEA (Bulgarien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Niederlande, Nigeria, Polen, Portugal, Südafrika, Spanien, Schweden, Schweiz, Türkei, VAE, Großbritannien) befragt. Darunter waren 100 IT-Entscheider aus Deutschland. Die Teilnehmer der Studie wurden über das Online-Panel von Dynata ausgewählt. Die Umfrage wurde vom 1. bis zum 29. März 2022 online durchgeführt.
Equinix ist Anbieter einer Plattform, die es digitalen Unternehmen ermöglicht, ihre Infrastrukturen zusammenzuführen und miteinander zu vernetzen und schafft so das Fundament für ihren Erfolg. (sg)
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