14.11.2022 – Kategorie: eCommerce

Lieferkettenprobleme: So retten Sie das Jahresendgeschäft

LieferkettenproblemeQuelle: Spectral-Design – stock.adobe.com

Das Weihnachtsgeschäft ist eine der umsatzstärksten Zeiten für den Handel. Doch dieses Jahr bereiten Lieferkettenprobleme schon jetzt Sorgen. Logistikexperte Micha Augstein erklärt, was Händler tun können, damit das Weihnachtsgeschäft dennoch Erfolg hat.

Im vergangenen Jahr fiel das Weihnachtsgeschäft nicht so positiv aus, wie Online-Händler erhofft hatten. Die Händlerbund-Jahresstudie E-Commerce 2021 zeigt: Während 2020 fast drei Viertel der befragten Händler zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft waren, lag der Anteil 2021 nur noch bei 60 Prozent. Einer der Hauptgründe für das vergleichsweise mäßig ausgefallene Weihnachtsgeschäft waren Verzögerungen und Lieferkettenprobleme.

Lieferkettenprobleme: Black Week gefährdet?

Ein Problem, das sich 2022 weiter verschärfen wird. Die Vorbereitungen für das Weihnachtsgeschäft müssen dabei spätestens in der ersten Novemberwoche abgeschlossen sein. Sonst kann die branchenwichtige Black Week Online-Händler schnell kalt erwischen. Händler sollten daher bereits jetzt vorsorgen und geeignete Strategien entwickeln – damit die Lager zur umsatzstärksten Zeit des Jahres nicht leer bleiben.

Das eigene Lager prüfen – Prozesse und Übersicht optimieren

Lieferverzögerungen haben viele Ursachen. Sie können sowohl bei den Lieferanten liegen, aber auch in den Strukturen im eigenen Lager. Daher sollten Online-Händler nicht nur den Blick auf ihre Lieferanten richten, sondern auch auf die internen Lagerprozesse. Vieles, was hier zum Lieferverzug führt, lässt sich mit einer optimierten Intralogistik ab­federn. Auf der einen Seite gilt das für Prozesse rund um den eigentlichen Versand – die Warenentnahme, Verpackung und letztendliche Aussendung. Um hier die Effizienz zu erhöhen, können Händler beispielsweise auf Robotik und Fahrerlose Transportsysteme (FTS) zurückgreifen. Eine automatisierte Warenbeförderung entzerrt die Transportprozesse und entlastet damit nicht nur Mitarbeiter, sondern spart auch Zeit. Darüber hinaus sollten Händler die physische Lagerstruktur betrachten: Breitere Gänge und ein übersichtlicher Aufbau von Regalen, Paletten und sonstigen Stauelementen helfen, Waren schneller zu verräumen oder zu entnehmen. Besonders flexible Regalsysteme sind hier optimal.

Auf der anderen Seite sollten Händler aber auch Prozesse betrachten, die den Lagerbestand betreffen. Wie erfassen sie derzeit ihre Produktbestände? Wie läuft die Warenannahme ab? Wie schnell werden Änderungen durch Warenentnahmen erfasst? Das sind nur ein paar der wichtigen Fragen, die sich Unternehmen im Zuge der Prozessoptimierung stellen müssen. Damit das eigene Lager nicht leerläuft, brauchen Händler einen Echtzeit-Überblick über Waren-Ein- und -Ausgänge. Doch das ist oft leichter gesagt als getan.

Lieferkettenprobleme
Seit 2020 hat der Versandlogistiker Parcel.One nun das Lager im hessischen Pohlheim. Von dort aus bündelt das Unternehmen Sendungen aller verpartnerten Händler und verschickt in die ganze Welt mit über 45 Zustellpartnern. Bild: Parcel One

Lieferkettenprobleme umgehen: Intelligente Software-Systeme für die Kommissionierung

Bevor ein Kunde warten muss, weil nicht genügend Ware im Lager ist, sollten Händler die Kommissionierung optimieren. Vor allem ist es wichtig, frühzeitig mögliche Lieferkettenprobleme zu erkennen. Unterstützung bieten intelligente Software-Systeme und ein passender Ausbau des Lagers – etwa mit einer automatischen Erfassung von Warenlieferungen. Neben der Software sollten Händler auch passende Schnittstellen zu ihren Lieferanten integrieren. Nur so ist es möglich, dass Lieferanten frühzeitige Meldungen über Lieferverzögerungen nahtlos und in Echtzeit an Händler berichten können.

KI-gestützte Kommissionssoftware bietet Händlern zudem einen weiteren Vorteil. Anhand stetig wachsender Informationen über Waren-Ein- und Ausgänge „lernt“ die Software. So gibt sie auf lange Sicht Prognosen zum benötigten Warenbestand und automatisiert die Nachbestellung optimal. Händler können Warenlieferzeiten somit deutlich besser einplanen. Der Warenpuffer wird zudem optimiert, ohne dabei die Kapazitäten des Lagers zu übersteigen.

Optimierung durch Fulfillment oder in Eigenregie?

Händler können aber auch selbst entsprechende Systeme aufbauen. Mitunter dauert dieser Prozess jedoch lange. Auch kommt es nicht für jeden Online-Händler in Frage, neue Lagerstrukturen, Transportsysteme und Software-Integrationen im eigenen Lager umzusetzen. Das gilt besonders für kleinere Händler. Sie sollten daher genauso die Möglichkeit von Fulfillment-Dienstleistern in Erwägung ziehen, um vergleichsweise kostengünstig von digitalen und intelligenten Lagerinfrastrukturen zu profitieren.

Fokus: Transparente Kommunikation und schnelle Alternativen

Neben der nahtlosen Kommunikation mit Lieferanten ist es wichtig, dass Händler mögliche Lieferverzögerungen immer transparent gegenüber Kunden kommunizieren. Andernfalls kann sich eine Lieferproblematik besonders negativ auf die Customer Experience auswirken. Zudem sollten Händler bereits jetzt alternative Lieferanten und Produkte identifizieren, auf die sie zurückgreifen können. Im Fall von Lieferproblemen bei den eigentlichen Lieferanten kann das leere Lager so effektiv vermeiden.

Fazit

Das Weihnachtsgeschäft 2022 wird mit der anhaltenden Lieferproblematik anders als gewohnt verlaufen, doch muss es natürlich nicht erfolglos bleiben. Für Händler ist wichtig, sich jetzt schon mit Lösungen für eine sicherere Lieferkette auseinanderzusetzen, denn die Vorbereitungen für das diesjährige Weihnachtsgeschäft haben nur noch wenige Monate, bis sie abgeschlossen sein müssen. Wer zur Black Week im November seinen Kunden gewünschte Ware problemlos liefern möchte, sollte sicherstellen, jederzeit einen Echtzeit-Überblick der Lagerbestände zu haben – egal, ob sie dafür die Lagerprozesse in Eigenregie optimieren oder nach einem Fulfillment-Anbieter suchen. Darüber hinaus sind Alternativen bei Lieferanten und eine transparente Kommunikation zu allen Beteiligten elementar, damit die Lager zum Weihnachtsgeschäft gefüllt sind und Kunden jederzeit gut informiert sind.

Lieferkettenprobleme
Bild: Parcel One, www.kart.one

Der Autor Micha Augstein ist Gründer und Geschäftsführer von Parcel One. Das Unternehmen agiert weltweit und ist spezialisiert auf den grenzüberschreitenden Versand von B2C- und D2C-Brief- und Paketsendungen.

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