17.10.2022 – Kategorie: Handel

Mehrwegsysteme:
Die Basis für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft

MehrwegsystemeQuelle: Dr. Victor Wong/shutterstock

Um Plastikmüll zu reduzieren und eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren, sind Mehrwegsysteme unerlässlich. Forscher des Fraunhofer UMSICHT und des Fraunhofer IML haben drei kunststoffbasierte Mehrwegsysteme unter die Lupe genommen.

Gerade mal 13 Prozent der in Deutschland produzierten Kunststoffe entstehen aus Rezyklaten. Im Bereich der Verpackungen sind es sogar nur 11 Prozent. Und davon wird nur ein sehr geringer Teil für den ursprünglichen Zweck verwendet. Es dominiert Downcycling, also die Umwandlung zu einem qualitativ schlechteren Produkt. Kein Wunder, dass Deutschland einer der größten Plastikmüll-Exporteure ist. Zwar haben EU und die Bundesregierung reagiert. Jetzt gibt es eine Rezyklatquote für PET-Flaschen, die Pfandpflicht auf Einweggetränkeflaschen ist seit 2022 auf alle Getränkearten ausgeweitet worden und mache Einwegplastikprodukte dürfen nicht mehr produziert werden. Doch es gibt ein Problem – geregelte Mehrwegsysteme müssen her.

Abfallhierarchie definiert Rangfolge

Das europäische Abfallrecht legt seit Jahrzehnten eine Hierarchie im Umgang mit Kunststoffabfällen fest. Sie besagt: Recycling kommt vor Mehrfachnutzung. „Die Umsetzung dieser Abfallhierarchie findet bislang aber kaum statt.“, erklärt Jürgen Bertling vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik Umsicht und Projektleiter der Studie. Einweglösungen überwiegen vor allem bei Kunststoffverpackungen. Nur im B2B-Bereich gibt es einige wenige Mehrwegsysteme, etwa in der Automobilindustrie oder beim Obst- und Gemüsetransport. Im B2C-Segment sind sie die Ausnahme. Ziel der Studie, im Auftrag der Stiftung Initiative Mehrweg, war daher, kunststoffbasierte Mehrwegverpackungen zu bewerten. Dazu analysierten die Forscher die drei Systeme: die bereits etablierten Obst- und Gemüsesteigen, Pflanzentrays, die sich in Vorbereitung für den großflächigen Einsatz befinden und Coffee-to-go-Becher. 17 Unterkategorien wurden als Bewertungskriterien herangezogen. Das Ergebnis: Mehrweg bietet klare Vorteile. Sie reichen von Materialeffizienz, geringe Kunststoff-Emissionen bis hin zu einem besseren Schutz für Produkte.

Mehrwegsysteme – die Lösung?

Bevor sich jedoch Mehrweg rentiert, müssen Unternehmen erst einmal investieren: in den Aufbau der Logistik, dem Rückführsystem, Lagerflächen und Reinigungstechnik. Entscheidend dabei ist die Umlaufzahl und die Distributionsstruktur. „Je höher die Umlaufzahl und je niedriger die Transportdistanzen, desto besser schneidet Mehrweg gegenüber Einweg ab. Hier sind also dezentrale Poollösungen elementar“, erläutert Kerstin Dobers vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, Mitautorin der Studie. Die Forscher empfehlen deshalb, die Abfallhierarchie konsequent zu nutzen. Einwegsysteme sollten erst dann eingesetzt werden, wenn die Möglichkeiten der Mehrfachnutzung ausgeschöpft sind. „Es sollten Anreizsysteme für Unternehmen geschaffen werden, um vermehrt Mehrweglösungen für Kunststoffe zu etablieren“, sagt Jürgen Bertling. Er fordert zudem eine Überprüfung der Abfallhierarchie durch ein Expertengremium und nachfolgend ihre strikte Umsetzung in der Praxis. Sinnvoll sei außerdem, weniger auf die Recyclingquoten zu schauen, sondern anspruchsvolle Rezyklatanteile in der Produktion vorzugeben. Dobers fordert zudem, die vorhandenen Optimierungspotenziale für Mehrweglösungen auszuschöpfen sowie innovative Ideen, gerade im Online-Handel und der Take-away-Branche, zuzulassen. Gute Lösungen würden sich dadurch auszeichnen, dass sie modular und in ihrem Volumen reduzierbar sind. Auch die Kennzeichnung zwischen Mehr- und Einweg sollte den Forschern zu folge eindeutiger sein.

Von Christiane Manow-Le Ruyet

Hier geht’s zur kompletten Studie.

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