12.10.2020 – Kategorie: Recht
Mehrwertsteuer-Berechnung: eClear startet EU-Mehrwertsteuermaschine
Was weder die europäische Kommission noch andere Institutionen derzeit bei der Mehrwertsteuer-Berechnung vorweisen können, ist jetzt dem in Berlin ansässigen Start-up eClear AG mit seiner EU-Mehrwertsteuermaschine gelungen. 8.000 E-Commerce-Händler aus ganz Europa haben sich bereits angeschlossen.
- Deutsches Start-up löst das Problem innergemeinschaftlicher Lieferungen in der EU für Handel und E-Commerce.
- Erste und einzige zertifizierte und ständig aktualisierte Datenbank mit sämtlichen in der EU geltenden Steuersätzen.
- Full-Service-Clearinghouse für automatisierte Mehrwertsteuer-Zahlungen in allen EU27-Ländern.
- Rechtssicherheit für europäische Händler und einfacher Zugang zum europäischen Binnenmarkt.
Jan Griesel, Peer Steinbrück, Roman Koidl haben jetzt die neue Mehrwertsteuermaschine vorgestellt. „Daran hat sich die europäische Politik seit mehr als zehn Jahren erfolglos versucht“, erklärte Peer Steinbrück auf der Bühne des plentymarkets Online-Händler-Kongress in Kassel, bevor er gemeinsam mit Gastgeber Jan Griesel und eClear-Gründer Roman Maria Koidl das Ergebnis mehrjähriger Entwicklungsarbeit symbolisch in Betrieb nahm. Was weder die europäische Kommission noch andere Institutionen zum gegenwärtigen Zeitpunkt bei der Mehrwertsteuer-Berechnung vorweisen können, ist jetzt dem in Berlin ansässigen Start-up eClear AG (vormals ClearVAT AG) mit seiner EU-Mehrwertsteuermaschine gelungen. Zum Start haben sich bereits 8.000 große E-Commerce-Händler aus ganz Europa angeschlossen.
Mehrwertsteuer-Berechnung für den grenzüberschreitenden Onlinehandel
Innerhalb der nächsten zwölf Monate plant eClear, rund 300.000 Händlern die technische Integration bereitzustellen. „eClear ist ein einzigartiges Infrastrukturprojekt zur vollautomatisierten Berechnung, Einziehung und Abfuhr der Mehrwertsteuer im grenzüberschreitenden E-Commerce-Handel in der EU“, so Gründer Roman Koidl. „Man glaubt es kaum, aber nicht einmal eine vollständige Liste der Steuersätze und Ausnahmeregelungen existierte in der EU, von den Möglichkeiten, die geschuldeten Steuern an einem Punkt zentral zu entrichten, ganz zu schweigen“, ergänzt Peer Steinbrück.
Mehr als 550.000 Steuersatzanwendungen für Millionen Produkte
Mit der Mehrwertsteuermaschine wird eine Datenbank zur Anwendung gebracht, die Herstellern und Händlern in der Europäischen Union fortwährend aktualisierte Steuersätze bereitstellt. Bei 27 Mitliedstaaten kann das so viel nicht sein, denken Sie? Weit gefehlt: „Jedes EU-Land entscheidet selbst, wann welcher Mehrwertsteuersatz für welches Produkt gilt. Zu den Regelsätzen kommen die ermäßigten Sätze hinzu. Es existieren tausende von Ausnahmen, Ermäßigungen, Befreiungen und Sonderregelungen“, so Koidl.
Mehrwertsteuer-Berechnung: Über 550.000 zertifizierte Steuersatzanwendungen
Zudem gibt es regionale Besonderheiten und Vorschriften. Man denke nur an die Kanarischen Inseln, Helgoland, Monaco, San Marino, die Azoren oder gar die französischen Überseegebiete. Mit allen Sonderregelungen und Ausnahmen bringt es eClears einzigartige Datenbank auf mehr als 550.000 zertifizierte Steuersatzanwendungen für Millionen von Produkten, die sogenannten Steuerkennzeichen. Der Clou: Ein Netzwerk aus Umsatzsteuer-Spezialisten in allen EU-Mitgliedsstaaten erfasst sofort jede gesetzliche Änderung in einem zertifizierten Update-Prozess. Zusammengenommen für Peer Steinbrück „eine einfache, praktische und faire Lösung, die Händlern nicht nur Rechtssicherheit verschafft, sondern Händlern faktisch den EU-Markt überhaupt erst öffnet“.
Starke Kooperationspartner im Boot: SAP, Deloitte und BDO
Bei der Entwicklung unterstützten die Steuerberatergesellschaften Deloitte und AWB mit ihren internationalen Büros. BDO und SAP sind Partner im Bereich Zertifizierung und Technologie. Für die Abwicklung von Milliarden Transaktionen baut eClear auf die In-Memory Datenbank SAP HANA und SAP S/4HANA, der neuesten Generation von SAP-Unternehmenssoftware.
„Auf dem Weg in eine neue Realität zeigt sich, dass Flexibilität in jeder Branche das A und O ist. eClear muss sehr hohe Volumina bewältigen und sehr schnell im Check-out des Händlers zur Verfügung stehen. Dabei helfen intelligente Technologien von SAP und das Expertenwissen von Partnern wie Uniorg“, berichtet Christian Mehrtens, Leiter Partner- und Mittelstandsvertrieb und Mitglied der Geschäftsleitung der SAP Deutschland.
„Die temporäre Mehrwertsteuersenkung in Deutschland hat gezeigt, mit welchem Aufwand sich Händler konfrontiert sehen, selbst wenn es nur um nationales Mehrwertsteuerrecht geht. Wer den Erfolg seines Unternehmens auf dem europäischen Markt nachhaltig sichern möchte, muss sich sowohl um revisionssichere als auch ökonomisch sinnvolle Lösungen für den innergemeinschaftlichen Handel bemühen“, ergänzt Stephanie Alzuhn, Partner bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte in Berlin.
Mehrwertsteuer-Berechnung: Zugang zum europäischen Binnenmarkt
Nicht nur die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze stellen für Händler eine Herausforderung bei der Mehrwertsteuer-Berechnung dar. Administrative Aufwände wie Registrierungen in den Bestimmungsländern, erforderliche Meldungen oder auch die Kommunikation mit lokalen Steuerbehörden sorgen für hohen Zeit- und Kostenaufwand oder machen gar einen Strich durch die Expansionspläne. Ein beträchtlicher Teil der 20 Milliarden Euro Steuern, die nach Schätzung der EU-Kommission pro Jahr im Onlinehandel verkürzt werden, findet seine Ursache in der Komplexität der Anforderungen.
Dem stellt eClear sein automatisiertes Umsatzsteuer-Clearing entgegen: eine registrierungsfreie Alternative für B2C-Warenlieferung innerhalb der EU-Staaten. Händler installieren eine kleine Software in ihrem Shop. Sodann wird die im Bestimmungsland geltende Mehrwertsteuer nicht nur korrekt berechnet, sondern die Umsätze werden auch an die jeweilige Steuerbehörde gemeldet und die Steuern direkt durch eClear zentral abgeführt. Roman Maria Koidl erklärt dazu: „Unser Full-Service-Ansatz befreit Händler von den steuerrechtlichen Pflichten und vor allem auch von den zahlreichen Haftungsrisiken im Ausland, wie zum Beispiel einer lokalen Betriebsprüfung.“
Partnerschaft von eClear mit plentysystems AG
Seine Premiere feiert die Datenbank im onlinebasiertem E-Commerce ERP-System plentymarkets. Durch eine Vollintegration stehen die Umsatzsteuerlösungen den angeschlossenen Händlern ab sofort zur Verfügung und der europäische Binnenmarkt damit offen. „Der Anteil an grenzüberschreitenden Warensendungen von plentymarkets-Händlern in Europa steigt weiter signifikant. Mit der eClear AG haben wir einen strategischen Partner gewonnen, der unseren Kunden bezogen auf die steuerliche Betrachtung eine einzigartige Lösung anbieten kann”, erläutert Jan Griesel, Gründer und CEO plentysystems AG.
Gründer Roman Koidl versteht das Unternehmen als „Europa-Start-up“. Denn anders als üblich wird nicht ein deutsches Konzept in andere EU-Länder exportiert, sondern ist die Lösung von eClear von Beginn an in der gesamten EU verfügbar. 2016 als ClearVAT AG gegründet, ging das Unternehmen 2019 mit seiner Testphase online. In seiner „Series A Funding Round“ sammelte das Start-up 15,0 Millionen Euro Venture Capital ein. Die Valuation der gegenwärtig laufenden „Series B“ liegt bei 300 Millionen Euro. Eine strategische Partnerschaft mit der plentysystems AG markierte im März 2020 den offiziellen Markteintritt. Seit dem 1. Oktober firmiert das mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Unternehmen unter dem Namen eClear AG. (sg)
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