Mobile Payment: Hemmnisse und Lösungswege
Während es in Schwellenländern offenbar kaum Vorbehalte gegen das Mobile Payment gibt, bleibt es vor allem in Deutschland nach wie vor hinter dem prognostizierten Erfolg zurück. Dabei wird es wohl vorläufig auch bleiben, weil nicht zuletzt die Verbraucher dem Bezahlen mit dem Smartphone skeptisch gegenüberstehen. Die Gründe sind aber deutlich zahlreicher und nicht allein beschränkt auf die Verweigerung der (potenziellen) Nutzer. Die Frage lautet daher: Kann der Teufelskreis aus Skepsis und mangelndem Angebot durchbrochen werden?
Während es in Schwellenländern offenbar kaum Vorbehalte gegen das Mobile Payment gibt, bleibt es vor allem in Deutschland nach wie vor hinter dem prognostizierten Erfolg zurück. Dabei wird es wohl vorläufig auch bleiben, weil nicht zuletzt die Verbraucher dem Bezahlen mit dem Smartphone skeptisch gegenüberstehen. Die Gründe sind aber deutlich zahlreicher und nicht allein beschränkt auf die Verweigerung der (potenziellen) Nutzer. Die Frage lautet daher: Kann der Teufelskreis aus Skepsis und mangelndem Angebot durchbrochen werden?
(Bildquelle: fotolia.com © pressmaster) Mobiles Bezahlen, etwa per NFC-Technologie bleibt nach wie vor hinter den prognostizierten Erwartungen zurück. Die Gründe sind unterschiedlich.
Mobile Payment auf dem Vormarsch – oder nicht?
Deutsche Mobilfunknutzer tun sich offensichtlich immer noch schwer damit, ihre mobilen Geräte für Zahlungsvorgänge zu verwenden. Das Ergebnis dieser Haltung präsentierte unlängst der Global Mobile Consumer Survey von Deloitte, aufgrund des fehlenden Mehrwerts liegt die Zahl der Verweigerer bei 96 Prozent. Damit wird es vorerst kaum zu einer „FinTech“-Revolution in Deutschland kommen, in deren Folge das digitale Bezahlen Bargeldzahlungen ablösen könnte.
Dabei schienen die Aussichten noch vor zwei Jahren deutlich besser, eine Umfrage von PwC zum Thema Mobile Payment in Deutschland kam zu dem Schluss, die bargeldlose Methode befände sich gar auf dem Vormarsch. Die Befragten gaben noch 2015 an, gerade bei Buchungen von Hotels, Flug- oder Bahntickets gerne mit einem mobilen Endgerät bezahlen zu wollen (25 Prozent), ähnlich verhielt es sich bei Einkäufen von Bekleidung, wenn auch in geringerem Maße (11 Prozent). Insgesamt 25 Prozent Mobile Payment-Nutzer müssen angesichts des prognostizierten Potenzials zwar wenig erscheinen, mit dem Blick auf die aktuell vorliegenden Umfragewerte wirkt die Diskrepanz aber umso erschlagender.
Als möglicher positiver Impulsgeber stellte die damalige Umfrage die 35 Prozent Befragten heraus, die bis dahin keinen Gebrauch von der Möglichkeit des kontaktlosen Bezahlens gemacht hatten, sich das in Zukunft aber vorstellen konnten. Dazu kam ein großer Anteil, der durchaus Vorteile in der mobilen Zahlungsvariante sahen: Drei Viertel der Umfrageteilnehmer begrüßten die Möglichkeit, Geldbewegungen direkt am Smartphone überprüfen zu können, genauso wie die wesentlich geringere Notwendigkeit, Bargeld mit sich zu führen. Auch eine Vereinfachung der Bezahlverfahren bzw. des Einkaufens selbst wurde dem Mobile Payment zugesprochen.
Quelle: PwC-Umfrage Mobile Payment. Repräsentative Bevölkerungsbefragung 2015.
Demgegenüber standen jedoch nicht nur eine vergleichbar große Anzahl Befragter, die von Mobile Payment noch nicht einmal gehört hatten, sondern ebenfalls die immer noch relevanten Argumente gegen dessen Nutzung:
- die Sorge um den Schutz der persönlichen Daten sowie die Angst vor Hackern
- das mangelnde Vertrauen in die Technik
- die fehlenden Möglichkeiten, die Zahlungsart überhaupt nutzen können
Ein Blick auf den Global Mobile Consumer Survey zeigt – was der vormals vergleichsweise positiven Aussicht für das Mobile Payment widerspricht –, dass diese Bedenken kaum an Kraft verloren haben. Der wirklich nennenswerte Unterschied zur PwC-Umfrage besteht in der deutlich größeren Zahl von Befragten, die noch niemals per Smartphone in einem Ladenlokal bezahlt haben – das sind altersübergreifend 96 Prozent. Damit ist Deutschland im internationalen Vergleich tatsächlich das Schlusslicht. Für Klaus Böhm, Direktor und Leiter Medien bei Deloitte, ein ernüchterndes Ergebnis: „In Deutschland scheint ein Durchbruch dieser Bezahlart immer noch in weiter Ferne.“
Immerhin werden vielfach mobile Banking-Dienste genutzt, von einer generellen Ablehnung gegen das digitale Bezahlen kann also nicht die Rede sein. Dennoch ist es ebenso richtig, dass es noch an Interesse und Akzeptanz fehlt – vielleicht aber auch einfach nur an wirklich überzeugenden Argumenten und besseren Nutzungsbedingungen.
Das Mobile Payment-Dilemma: Zwischen Sicherheitsgedanke und Mehrwert
Egal wie groß die Sicherheitsbedenken gegenüber dem mobilen Bezahlen auch sein mögen, in anderen Bereichen des Digital Payment konnten sie selbst bei deutschen Nutzern erfolgreich abgebaut werden. Digitales, mobiles Banking beispielsweise findet durchaus Anklang, was wiederum nicht in erster Linie mit der besonderen Sicherheitsgarantie zu tun hat – sondern mit dem gebotenen Komfort und Mehrwert dieser Form der Abwicklung von Bankgeschäften:
- Die Möglichkeit, jederzeit und überall auf das Konto zugreifen zu können,
- bei ungewöhnlichen Kontoaktivitäten schnell informiert zu werden,
- die Zeitersparnis gegenüber dem normalen Online-Banking,
- die Möglichkeit, sich auch im Ausland jederzeit über seine Finanzen informieren zu können,
das sind nur einige der Vorteile, die die Verbraucher für sich aus dem Mobile Banking ziehen. Was nicht bedeuten soll oder gar kann, dass es nicht auch in diesem Bereich immer noch große ungenutzte Potenziale gibt. Laut „Handy Banking“-Studie von bbw Marketing gehört die Kontostandsabfrage nach wie vor zu den verbreitetsten Nutzungsmöglichkeiten, während Aktiengeschäfte nur in seltenen Fällen per Smartphone getätigt werden.
Gerade bei solchen Transaktionen steht schnell wieder der Sicherheitsaspekt im Vordergrund und auch in anderen Bereichen, etwa bei der Kreditkartenzahlung im Internet wird auf immer bessere Sicherheitsmerkmale hingearbeitet. Für die Verbraucher ist das selbstverständlich erfreulich und auch die Händler profitieren von diesem System, weil die damit verbundene Haftungsumkehr sie vor Kreditkartenmissbrauch und Zahlungsausfällen schützt. Diese Vorteile sind allerdings – gerade von Händlerseite – mit einem größeren Aufwand bei der Umsetzung verbunden, weshalb das 3D Secure-Verfahren eine überschaubare Verbreitung hat. Im Umkehrschluss bedeutet das für die Nutzer einen geringeren Mehrwert – das inzwischen bekannte Dilemma des Mobile Payment.
Starthilfen für das deutsche Mobile Payment?
Dabei gehört der unkomplizierte und reibungslose Zahlungsablauf unbedingt zu einem positiven Shopping-Erlebnis dazu, nicht nur im Bereich des Online-Shoppings, sondern eben genauso beim Bezahlen in Ladengeschäften und P2P-Transaktionen. Die möglichst nahtlose Verbindung von Zahlungsvorgängen mit dem gesamten Shopping-Erlebnis kommt dabei nicht an den mobilen Geräten vorbei, dennoch sind die gebotenen Lösungen – sofern sie denn überhaupt angeboten werden – selten genug so befriedigend, dass sie genutzt würden.
Es gilt also, den Teufelskreis zu durchbrechen, in dem sich skeptische Nutzer und abwartende Händler noch immer bewegen. Dabei gibt es durchaus Positivbeispiele für gelungene Umsetzung von Mobile Payment:
Payback Pay
Seit letztem Jahr können Kunden der dm-Drogeriemärkte, von Alnatura, Aral, Kaufhof und Real mobil bezahlen. Ermöglicht wird das durch Payback, für das Unternehmen steht allerdings weniger das Mobile Payment an sich, sondern eine „ganzheitliche Kauferfahrung über die App“ im Vordergrund, so Florian Wolfframm, Head of Marketing & Offers bei Payback. Dazu gehört einerseits, die gewohnte Plastikkarte durch das Smartphone zu ersetzen – genau genommen sogar zwei, denn durch die Bündelung von EC-Karte und Payback-Karte in der App können beide Vorgänge zugleich erledigt werden.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Kunden und Händler sparen Zeit, die Hemmschwelle für eine Nutzung des Loyalty-Programms wird abgebaut, zusätzlich winken weitere Incentives. Darüber hinaus hat Payback mit mehr als 28 Millionen Nutzern einen beachtlichen Kundenstamm, der so gewissermaßen nebenbei an das Mobile Payment herangeführt werden kann.
M-Pesa
Anders als in Deutschland ist das mobile Bezahlen in Kenia schon seit 10 Jahren ein fester Bestandteil des Alltags. Die Idee hinter dem Bezahldienst von Safaricom, einer Tochtergesellschaft von Vodafone, war zunächst die Übermittlung kleiner Summen per SMS. Inzwischen wird M-Pesa von rund 30 Millionen Menschen in 10 Ländern genutzt, mit einer Transaktionszahl, die durchaus an den Branchenriesen PayPal heranreichen kann.
Hintergrund dieses Service ist die ungleiche Verteilung von Bankkonten und Handys in Kenia. Über ein Konto verfügen die wenigsten Menschen – 80 Prozent der Bevölkerung haben aus verschiedenen Gründen keinen Bankanschluss, Handys hingegen sind weit verbreitet. Finanzabwicklungen per mobilem Endgerät vorzunehmen, erscheint unter diesen Umständen naheliegend, die Funktionsweise ist denkbar einfach. Bei einem der mehr als 40.000 „M-Pesa-Agents“ kann Guthaben auf die Handy-SIM-Karte geladen werden, per SMS oder Telefonnummer. Für die Bezahlung braucht es dann nur noch den Code des jeweiligen Geldempfängers.
Mittlerweile wird M-Pesa nicht nur für Zahlungen im alltäglichen Leben genutzt, darüber hinaus sind inzwischen auch Kredite und Geldanlagen auf diesem Wege möglich. Damit wird der Dienst zu einem überaus relevanten Wirtschaftsfaktor, insbesondere für KMU, die aufgrund fehlender Finanzdienstleister keine Möglichkeit haben, einen offiziellen Kredit zu bekommen. Da solche Unternehmen, seien sie nun formell oder informell, in Sachen Beschäftigung und Bruttoinlandsprodukt einen großen Anteil haben, ist eine Lösung für das Finanzierungsproblem umso wichtiger.
Der Erfolg des Systems liegt nicht allein in seiner Einfachheit, sondern ebenfalls in den vergleichsweise geringen Kosten. Pro in Anspruch genommener Dienstleistung gehen zwischen 1,5 und 2 Prozent des abgewickelten Geldbetrages an den Mobilfunkanbieter. Daher wird das System von einem Großteil der Kenianer genutzt. Vorsichtige Schätzungen gehen von mehr als zwei Dritteln aus, eine Studie aus dem vergangenen Jahr zu „The Long-run Poverty and Gender Impacts of Mobile Money“, durchgeführt von Tavneet Suri und William Jack, sieht den Anteil kenianischer Haushalte mit Zugang zu M-Pesa sogar bei 96 Prozent. Kaum verwunderlich also, dass mittlerweile rund 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts über diesen Dienst laufen.
Trotz des augenscheinlichen Erfolgs schafft es M-Pesa nur in Einzelfällen nach Europa. Vorreiter der Nutzung sind Rumänien und Albanien.
(jm)
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