19.01.2023 – Kategorie: eCommerce

Nachhaltigkeit im E-Commerce: Worauf es dabei wirklich ankommt

Nachhaltigkeit im E-CommerceQuelle: unsplash.com

Nicht nur der drohende Klimawandel erfordert ein Umdenken, auch die aktuellen Krisensituationen in der Welt verdeutlichen, dass ein schonender Umgang mit Ressourcen aus vielerlei Gründen wünschenswert ist. Doch bis zum klimaneutralen Handel ist es noch weit. Online-Marketing-Agenturen und Shops stehen in der Pflicht, ihre Vorgehensweisen anzupassen und transparent zu machen. Wie kann das gelingen?

Nachhaltigkeit im E-Commerce: Bereits heute achten mehr als drei Viertel der Konsumenten auf Faktoren wie nachhaltige Verpackungen oder einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck. Wer im Internet bestellt, verursacht zwar im Durchschnitt 36 Prozent weniger CO2-Emissionen als beim Kauf im Geschäft. Kunden sollten also nach Möglichkeit zwischen nachhaltigen und konventionellen Versandmethoden wählen können. Denkbar sind zum Beispiel mehrere Artikel mit unterschiedlichen Lieferzeiten zusammenzuführen.

Nachhaltigkeit im E-Commerce: Schnelle Lieferung oder weniger CO2?

Die E-Commerce Riesen Otto und Zalando ermöglichen dies bereits: Bei Artikeln aus einem Lager­standort überlassen sie den Kunden die Entscheidung zwischen einer schnelleren Lieferung in einzelnen Paketen oder einer klimafreundlichen Gesamtlieferung. In vielen Branchen hat sich insbesondere der Click & Collect-Service während der Pandemie etabliert. Viele Konsumenten sind zudem bereit, den eigenen CO2-Fußabdruck mit einer Spende an ein Klimaschutzprojekt auszugleichen. Transparenz ist hier entscheidend – Verbraucher sollten am besten auf nachhaltige Alternativen hingewiesen und über die Intention aufgeklärt werden.

Versand und Verpackung klimafreundlich gestalten

Für 56 Prozent der Deutschen ist die Verpackung ein wichtiger Aspekt des nachhaltigen Konsums. Tatsächlich ergeben sich hier zahlreiche Einsparmöglichkeiten und nachhaltige Alternativen. 2019 verursachte jeder Deutsche fast 230 Kilogramm Verpackungsmüll, zum Großteil Papier und Kartons.

Inzwischen dürfte der Wert parallel zum wachsenden Versandhandel deutlich gestiegen sein. 2021 wurde mit Waren im E-Commerce ein Umsatz von 99,1 Milliarden Euro erzielt, im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Wachstum von 19 Prozent.

Der erste Schritt zu weniger Verpackungsmüll ist die Wahl einer passenden Verpackungsgröße. Die Versandapotheke APONEO etwa arbeitet seit 2020 daran, die Verpackungsgröße an die Größe der Ware anzupassen. Damit minimiert das Unternehmen die benötigten Umverpackungen und das Transportvolumen. Kann nicht komplett auf Füllmaterial verzichtet werden, sind nachhaltige Materialien wie Verpackungsflocken aus Mais, Bio-Luftpolsterfolie oder Papierchips eine gute Wahl.

Mehrwegverpackungen sind eine vielversprechende Alternative, können sich aber noch nicht flächendeckend durchsetzen. Kartons, die nicht mehr einwandfrei aussehen, werden von vielen Kunden nicht akzeptiert, da sie Angst haben, beschädigte oder B-Ware geliefert zu bekommen. Indem Unternehmen über die Wieder­verwendung des Verpackungsmaterials aufklären, können Vorurteile abgebaut werden. Folgende Strategien helfen, um Verpackungslösungen intelligent und klimafreundlich zu gestalten:

  • Verpackungsgröße an das Produkt angleichen
  • Nutzung von Versandtaschen verstärken
  • Umweltfreundliches Verpackungs- und Füllmaterial nutzen
  • Innovative Verschlusslösungen schaffen
  • Unbeschädigte Versandkartons wiederverwenden
  • Mehrwegsysteme nutzen
  • Rechnungen und Retourenscheine digital versenden

Weniger Retouren – mehr Nachhaltigkeit im E-Commerce

Retouren sind branchenübergreifend ein großes Thema. Die durchschnittliche Quote liegt bei 20 Prozent, im Textilbereich ist sie sogar deutlich höher. Täglich werden etwa 800.000 Pakete zurück­geschickt, die einen CO2-Ausstoß von 400 Tonnen verursachen. Viele Retouren könnten durch eine optimale Präsentation der Produkte vermieden werden. Die Agenturgruppe Löwenstark hat in den letzten Jahren die Produktdarstellungen zahlreicher Kunden optimiert und dabei festgestellt: Umfangreiche Beschreibungen, hochwertige Fotos, Videos und 360 Grad Ansichten können Fehlkäufe vermeiden. Auch die Integration von Kundenbewertungen (positive und negative) und Erfahrungsberichten liefert bei einer Kaufentscheidung hilfreiche Hinweise und reduziert die Retourenquote.

Grünes Webhosting

Professionelle und umweltfreundliche Hosting-Lösungen sind ebenfalls ein wichtiger Schritt, um nachhaltiger im E-Commerce zu wirtschaften. Ohne Server funktioniert kein Onlineshop – sie sind der technologische Grundstein, auf dem ein Webshop aufgebaut ist. Für grünes Webhosting bieten Solar-, Wasser- oder Windenergie die Grundlage, die Leistungsfähigkeit bleibt davon unberührt. Der grüne Webspace wird von vielen Anbietern stark beworben, um einen Weg für den Klimaschutz zu finden.

Die Angebotspalette für klimaneutrales Webhosting unterscheidet sich in der ­Regel kaum von konventionellen Anbietern. Die großen Rechenzentren werden von erneuerbaren Energien betrieben – es sind daher keine Einbußen hinsichtlich der Leistungsfähigkeit zu erwarten. Schnelles SSD-Hosting, Content-Delivery-Netzwerke sowie CMS-Hosting gehören ebenso zum Portfolio der Anbieter. Der eigentliche Vorteil besteht darin, dass keine fossilen Brennstoffe verwendet werden.

Transparent in die Nachhaltigkeit

Je nach Branche ergeben sich im E-Commerce zahlreiche Ansatzpunkte für mehr Nachhaltigkeit. Die Umstellung auf einen schonenderen Umgang mit Ressourcen sollte schrittweise und transparent erfolgen. Idealerweise werden die Kunden in den Umstellungsprozess integriert und somit zum wichtigen Bestandteil eines nachhaltig ausgerichteten Unternehmens. Aufrichtiges Handeln dient dem Klimaschutz und damit auch einer Kundenbeziehung, die auf Vertrauen beruht. Dabei müssen sich die Unternehmen und Partner Ziele setzen, deren Umsetzung sie offen nach außen transportieren. In der Suchmaschinenwerbung lassen sich die Begriffe „ökologisch“ und „nachhaltig“ integrieren, wenn sie als Werbeaussage wirklich haltbar sind. Gleichzeitig wird damit ein neuer USP aufgebaut, der für eine Angebotserweiterung steht. Klimaneu­trales Handeln geht uns alle an. Ob beim Plastik- und Papierverzicht am Arbeitsplatz, Ökostrom oder umweltfreundliche Verpackungen – die Nachhaltigkeit im E-Commerce beginnt nicht erst, wenn die Ware das Versandcenter verlässt.

Nachhaltigkeit im E-Commerce
Bild: Löwenstark Digital Group

Der Autor Hartmut Deiwick ist CEO der Löwenstark Digital Group.

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