05.04.2021 – Kategorie: eCommerce
Online-Boom versus Umweltschutz – wie Digitalisierung Nachhaltigkeit in der Logistik beschleunigt
Im Jahr 2020 hat der Onlinehandel – auch durch die Corona-Pandemie – einen Aufschwung erlebt. Händler starteten notgedrungen den Online-Vertrieb ihrer Produkte. Durch die dahinter stehende Logistik leidet die Umwelt. Welche Lösungen es gibt, erklärt Gastautor Tom Krause von Cargonexx.
Der Online-Handel ist im letzten Jahr um ein Vielfaches gewachsen. Doch das bringt nicht nur Vorteile, sondern zieht auch Konsequenzen nach sich. Verpackung, Versand und Lieferung haben einen gewaltigen Einfluss auf die CO2-Bilanz einer Bestellung und somit auf die Umwelt. Wie steht es um die Nachhaltigkeit in der Logistik?
Der Status Quo bei der Nachhaltigkeit in der Logistik
Einige Unternehmen haben bereits Initiativen ergriffen, die ihre Umweltbilanz verbessern – beispielsweise durch Kompensation der Lieferungen oder durch nachhaltiges Verpackungsmaterial. Doch trotz der vielen Maßnahmen leidet die Umwelt weiter. Denn die Pakete müssen nicht nur verpackt, versendet und zugestellt, sondern zum Teil auch über hunderte von Kilometern hinweg transportiert werden – und das hauptsächlich mittels des Straßengüterverkehrs.
Was oftmals nicht bedacht wird: Die LKW, die sich kilometerlang auf den Autobahnen aneinanderreihen, sind häufig kaum oder nur spärlich beladen. In der Tat zählen laut der Daten des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung fast ein Fünftel der Fahrten zu Leerfahrten. Das führte dazu, dass bereits im Jahre 2018 155,4 Millionen aller LKW-Fahrten in Deutschland nicht voll beladen waren. Das ergibt eine Summe von insgesamt 6,595 Milliarden Leerkilometern pro Jahr in Deutschland – Tendenz ganz klar steigend. Diese zugegebenermaßen etwas abstrakten Zahlen bergen ein tiefliegendes Problem der gesamten Logistikbranche: Die fehlende digitale Transformation.
Die Logistik ist unterdigitalisiert
In vielen Fällen arbeitet die Branche noch wie vor 20 Jahren – also ohne den Einsatz digitaler Tools. Dieser Digitalisierungsrückstand führt zu einer mangelnden Transparenz in der gesamten Logistikindustrie und hat außerdem schwerwiegende Auswirkungen auf die Umwelt. Denn durch den fehlenden Einsatz technischer Lösungen werden Aufträge in den meisten Fällen immer noch händisch erteilt. Und so haben Disponenten die hoch komplexe Aufgabe eine Vielzahl an LKW per Excel-Tabellen auszulasten – anstatt entlastende Algorithmen und digitale Lösungen zur Hilfe zu nehmen.
Dies mündet letztlich in einer Vielzahl an Subunternehmen, die sich Aufträge telefonisch oder per E-Mail erteilen – ohne dass am Ende noch für den Auftraggeber ersichtlich ist, welcher konkrete LKW welches Unternehmens die Lieferung übernimmt. Auch konkrete und detailgenaue Angaben dazu, wo sich die Lieferung befindet oder wann sie zugestellt wird, sind so nur selten möglich. Eine zentrale Vernetzung aller an einer Lieferung Beteiligten gibt es derzeit nicht. Darunter leiden Effizienz und Umwelt gleichermaßen und so legen noch zu oft leere statt voll beladene LKW hunderte von Kilometern zurück.
Nachhaltigkeit in der Logistik: Die Lösung liegt auf der Hand
Die Digitalisierung der Logistikprozesse ermöglicht die dringend nötige Transparenz darüber, wer, wann und wie involviert ist. In diesem Zuge sind digitale Plattformen hilfreich, die alle Beteiligten miteinander vernetzen. So kann der Disponent beispielsweise online den Ort eintragen, an dem eine Ladung gebraucht wird. Ein Algorithmus macht die passenden Treffer ausfindig und Software-Lösungen ermöglichen die weitere Kommunikation und Abwicklung der Aufträge. Auch Matching-Tools können dabei helfen, Anschlussladungen zu buchen. Dabei wird der genaue LKW-Standort per GPS-Tracking übermittelt und zusätzliche passende Ladung, die sich in der Nähe des Zustellorts oder auf dem Weg dorthin befindet, kann zur besseren Auslastung genutzt werden.
Win-Win-Situation für die gesamte Branche
Die Digitalisierung der Prozesse in der Logistik ist eine Win-Win-Situation für die gesamte Branche und damit auch für den Online-Handel. LKW werden nicht nur optimal ausgelastet, die Tools verhelfen auch zu mehr Transparenz. Statt tausender Kilometer an Leerfahren, würden sich mittels digitaler Lösungen nahezu nur noch vollbeladene LKW in einem optimal durchdachten Streckennetz bewegen – und damit nicht zuletzt auch die CO2-Bilanz im E-Commerce verbessern.
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Über den Autor: Tom Krause ist CEO des Hamburger Logistik-Technologie-Unternehmens Cargonexx. Das Unternehmen vernetzt Frachtführer mit verladenden Unternehmen aus der Logistikbranche und trägt damit zu mehr Effizienz und weniger Leerfahrten bei. Zuvor arbeitete Krause als Director Logistics Operations bei Delivery Hero und war dort verantwortlich für den Bereich Logistik bei foodora – insbesondere für die datengetriebene Automatisierung im Lieferkettenmanagement und die operative Leistungsoptimierung.
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