14.08.2019 – Kategorie: Handel
Biometrische Bezahlsysteme: Angst vor Identitätsdiebstahl nimmt zu
Ab September 2019 verpflichtet die Zahlungsrichtlinie PSD2 Händler und Zahlungsdienstleister zur starken Kundenauthentifizierung. Wie eine aktuelle Studie zeigt, sorgen sich Verbraucher über die Sicherheit biometrischer Bezahlsysteme.
Durch die neue Zahlungsrichtlinie PSD2 werden zukünftig biometrische Authentifizierungsverfahren an Bedeutung gewinnen. Der Großteil der Verbraucher ist gegenüber solchen Verfahren für biometrische Bezahlsysteme skeptisch, wie die neue Studie „Lost in transaction: The end of risk?“ von Paysafe zeigt. So sind 61 Prozent der deutschen Verbraucher besorgt, dass durch den Einsatz von Biometrie bei Bezahlsystemen Identitätsdiebstähle stark ansteigen könnten. Unter den weltweit Befragten sind nur 56 Prozent dieser Meinung.
Entsprechend bevorzugen 83 Prozent der Befragten in Deutschland Sicherheitsmaßnahmen auf Basis von etwas, das sie kennen, wie etwa Passwort oder PIN. Biometrie liegt allerdings bereits auf Platz zwei: 73 Prozent der Deutschen fühlen sich wohl damit, ein Element zu nutzen, das einzigartig für ihre Person ist, beispielsweise Fingerabdruck, Gesicht oder Stimme. Am wenigsten beliebt ist die Identifizierung mit dem Mobilgerät, mit 44 Prozent. Entsprechend den Anforderungen der 2-aus 3-Faktor-Authenitifzierung von PSD2, nannten die Befragten jeweils die zwei Maßnahmen, die sie bevorzugen.
Bezahlsysteme: Vorbehalte gegen biometrische Verfahren
Wie die Vorbehalte gegenüber der neuen Technologie vermuten lassen, ist die Anwendung von biometrischen Verfahren in Deutschland bislang nur wenig verbreitet: 51 Prozent der deutschen Befragten nutzen kein biometrisches Verfahren, wenn sie sich bei einem Online-Kauf oder der Nutzung eines Online-Dienstes identifizieren. Der Einsatz von Fingerprint-Sensoren bei Bezahlsystemen ist mit 39 Prozent noch am weitesten verbreitet unter den Deutschen.
Eine innovative Einsatzmöglichkeit von Biometrie ist die eigene Stimme, um etwa im Smart-Home Zahlungen abzuwickeln. Aber auch hiermit tun sich deutsche Verbraucher schwer: Während 60 Prozent Deutschen befürchten, dass ihre Bankdaten bei der Verwendung von stimmengesteuerter Technologie wie Alexa oder Google Home nicht sicher sind, denken dies nur 49 Prozent der Briten.
Warum verwenden deutsche Verbraucher ihre biometrischen Daten bislang nur selten zur Identifizierung bei Online-Käufen? Laut der Studie geht es vor allem um den Datenschutz: 40 Prozent der Befragten in Deutschland, die biometrische Verfahren ungern anwenden, möchten vermeiden, dass Unternehmen Zugriff auf ihre persönlichen biometrischen Daten bekommen. 32 Prozent wissen nicht genug über dieses Verfahren, um ihm zu vertrauen, und 28 Prozent halten es nicht für sicher.
Biometrie ermöglicht praktische Identifizerung
Gleichzeitig sehen die Befragten durchaus die Vorteile von Biometrie bei Bezahlsystemen: 44 Prozent der Deutschen halten biometrische Methoden für praktischer, als wenn sie Passwörter eingeben müssen. 41 Prozent der Deutschen denken, es sei schneller, und immerhin ein Drittel der Deutschen hält es für sicherer als andere Verfahren.
Claire Gates, CEO bei Paysafe Pay Later, erklärt zu den Ergebnissen: „Biometrische Authentifizierung ist ein sehr sicheres Verfahren für Online-Bezahlvorgänge. Onlinenutzer und Bankkunden sind jedoch seit vielen Jahren an Passwörter gewohnt – deshalb ist es verständlich, dass sie diese relativ neue Methode für unsicher halten, weil sie oft auch noch wenig darüber wissen. Die Studie von Paysafe zeigt, dass sich Verbraucher jedoch durchaus schon über die praktischen Vorteile des Verfahrens bewusst sind.“
Ihrer Meinung nach sollten Handel und Zahlungsdienstleister verstärkt darüber aufklären, dass biometrische Verfahren für Bezahlsysteme bequem und sicher sind. „Gerade hinsichtlich der Vorgaben von PSD2 zur starken Kundenauthentifizierung ist dies entscheidend. Weil die biometrische Identifizierung so einfach ist, bringt sie auch die Chance, die Abbruchquote beim Bezahlvorgang zu verringern. Durch einen simplen und reibungslosen Vorgang können Händler ihren Kunden ein noch angenehmeres Einkaufserlebnis ermöglichen“, so Gates weiter.
Biometrische Bezahlsysteme: Deutsche Onlinekunden bevorzugen traditionelle Verfahren
Bei der Wahl des Bezahlverfahrens zeigt die Studie von Paysafe erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern auf: Während nur 40 Prozent der Deutschen mit ihrer Kreditkarte im letzten Monat etwas online gekauft zu haben, waren es in Kanada 64 Prozent, und in den USA 51 Prozent. Dagegen ist Deutschland mit 35 Prozent Spitzenreiter bei der Verwendung von Online-Wallets wie PayPal oder Skrill. Ebenfalls weit vorne liegen Deutsche und Österreicher bei der Bezahlung auf Rechnung oder in Raten: 23 Prozent der Deutschen haben im letzten Monat auf diese Weise etwas online gekauft, in Österreich waren es 25 Prozent. In den USA dagegen sind es nur 5 Prozent.
„Im Gegensatz zu anderen Ländern ist in Deutschland das Bezahlen auf Rechnung weit verbreitet. Händler sollten ihren Kunden deshalb eine umfassende Auswahl an Bezahlmethoden ermöglichen und gerade in Deutschland einen besonderen Fokus auf Bezahlung mit Rechnung legen. So optimieren sie das Einkaufserlebnis und verringern die Abbruchquote beim Bezahlvorgang“, erklärt Claire Gates abschließend.
Über die Methodik der Studie: Die Studie Lost in transaction: The end of risk? wurde im zweiten Quartal 2019 von Paysafe in Kooperation mit der englischen Agentur Loudhouse durchgeführt. Es wurden 6.197 Verbraucher in Deutschland, Österreich, Großbritannien, den USA, Kanada und Bulgarien befragt. Die Teilnehmer lassen sich in sechs verschiedene Altersgruppen einordnen und haben ganz unterschiedliche berufliche Hintergründe. (sg)
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