28.11.2012 – Kategorie: Handel, IT, Management, eCommerce
nTLDs – was will Google mit 101 Domains?
Um über 100 neue Top Level Domains hat sich der Suchmaschinenbetreiber Google beworben, doch was will er mit all diesen Endungen anstellen? Danny Aerts, CEO der schwedischen Internet-Verwaltung Stiftelsen för Internetinfrastruktur (IIS) und Vorstandsmitglied der .eu-Registry EURid, hat sich an einer Antwort versucht.
Eins vorweg: wer die ICANN-Bewerberliste durchsieht, wird Google nicht finden. Dagegen taucht in 101 Fällen der Name Charleston Road Registry Inc. auf, bei dem es sich um nichts anderes als ein für Registry-Aktivitäten gegründetes Tochterunternehmen von Google handelt. Unter den gewünschten Domains finden sich Endungen wie .android, .app, .blog, .cloud, .google, .mail, .search oder .shop – doch was will Google mit so vielen Domains anfangen? Aerts geht in seinen Überlegungen davon aus, dass Google damit Geld verdienen will. Sieht man sich den letzten Quartalsbericht des Unternehmens an, sei das Wachstum bei den reinen Klickzahlen oder den Umsätzen pro Klick nicht besonders stark ausgefallen, so dass man gut daran täte, neue Umsatzquellen zu erschliessen. Andererseits wäre Google nach Ansicht von Aerts wenig geholfen, wenn alles beim alten bleibt und man die neuen Endungen nur dazu nutzt, noch mehr Webseiten mit noch mehr Werbeanzeigen zu schalten, um noch mehr „Pay per Clicks“ zu generieren.
Aerts sieht die Chancen für Google ganz woanders. Seiner Meinung nach werde sich der Suchmaschinenbetreiber auf eine Kombination seines Angebots „Google Apps“ und eine breite Auswahl von neuen Domains konzentrieren: einfache und benutzerfreundliche Dienstleistungen für Unternehmen und Privatpersonen unter Endungen wie .blog oder .gmbh. Aktuell bieten Registry-Betreiber keine Dienstleistungen für Endkunden an; diesen Markt könnte sich Google erschließen, ohne dass gesonderte Gebühren für Domains fällig würden. Mit anderen Worten: wer das Cloud-Angebot von Google nutzt und Speicherplatz kauft, bekommt eine .cloud-Domain mit dazu; der „Zwischenhändler“ Domain-Verwaltung entfällt. Angesichts der Wertschätzung, die Googles nutzerfreundliche Dienste geniessen, würde dies nicht nur den Druck auf Service- und Hosting-Provider oder bereits etablierte Registries erhöhen, sondern auch die Verbreitung von Webangeboten und Blogs bei Kleinunternehmen und Privatleuten fördern; niemand müsste mehr fürchten, dass das mit der eigenen Website so schwierig ist. Dementsprechend sagt Aerts dem Hosting-Markt Änderungen voraus: betritt Google den Domain- und Webhostingmarkt mit einfachen Lösungen, steigt der Druck auf andere Anbieter, ebenfalls einfache Lösungen anzubieten.
Letztlich bleiben Aerts Ausführungen reine Spekulation, zumal das Unternehmen bei vielen seiner Bewerbungen mit Amazon konkurriert und daher noch nicht abzusehen ist, wer den Zuschlag erhält. Dass der Weg für Google dahin geht, das Registry-Geschäft selbst zu machen, scheint hingegen schon jetzt klar – den Nutzern kann mehr Wettbewerb mit günstigeren Preisen nur recht sein.
Autoren: Daniel Dingeldey, Rechtsanwalt Berlin; Florian Hitzelberger, Rechtsanwalt Holzkirchen; Florian Huber, Wirtschaftsjurist (Univ. Bayreuth)
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