21.07.2023 – Kategorie: Handel, eCommerce

Online-Payment: Einzelhandel muss auf mehr Kanäle setzen

Beim Bezahlen im Einzelhandel gibt es mittlerweile zahlreiche Alternativen zur Barzahlung, die von den Zahlungsdienstleistern angeboten werden. Aber es fällt auf, dass die beliebtesten Zahlungsmethoden im stationären Handel online hinterherhinken und Online-Payment im stationären Handel bisher wenig vertreten ist.

Der stationäre Handel hat das Jahr 2022 einen Bruttoumsatz von rund 465 Milliarden Euro erwirtschaftet. Fast 80 Prozent davon wurde mit der Girocard (41,9 Prozent) oder bar (37,5 Prozent) bezahlt. Im E-Commerce kommen diese beiden Zahlarten kaum vor. Der Onlinehandel hat im selben Jahr brutto fast 100 Milliarden Euro (98 Milliarden Euro nach vorläufigen Zahlen) erwirtschaftet. Hier führen Paypal (29,6 Prozent) und der Kauf auf Rechnung (23,8 Prozent) mit zusammen gut 53 Prozent die Beliebtheitsskala der Online-Payment-Methoden an. Im stationären Handel kommt die Zahlungsart Rechnung (Überweisung) gerade einmal auf 2,2 Prozent, während Paypal mit minimalen Anteilen unter 0,1 Prozent sogar nur in der Rubrik „Sonstiges“ gelistet ist.

Verschiebung der Zahlungsarten stationär und online

Betrachtet man den Einzelhandel insgesamt, also stationär und online zusammen, ergeben sich deutliche Anteilsverschiebungen. Die Girocard einschließlich Giropay hält dann einen Anteil von 35,1 Prozent und Paypal fällt auf 5,2 Prozent zurück. Das Bargeld kommt im Gesamtmix aus stationärem und Onlinehandel nur noch auf einen Umsatzanteil von 31,2 Prozent und rutscht damit unter die signifikante Drittelmarke. Die in beiden Kanälen präsenten, aber jeweils keineswegs dominanten Zahlungsarten „Kreditkarte“ und „Lastschrift“ haben hingegen im Gesamtbild eine auffallend starke Position.

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Die beliebtesten Zahlungsarten stationär und online im Einzelhandel. (Grafk: EHI Retail Institute)

Online-Payment: Wettbewerbsfaktor Mehrkanalfähigkeit

Mit dem zu erwartenden weiteren Wachstum des Onlinehandels versuchen Zahlungsanbieter ihre Dienste so flexibel, also mehrkanalfähig, wie möglich zu gestalten. Die Deutsche Kreditwirtschaft hat das Online-Payment Giropay funktional deutlich verbessert und dadurch neue Akzeptanzstellen im E-Commerce dazugewonnen. Der Handel begrüßt ein starkes nationales Online-Bezahlverfahren, da dadurch die Abhängigkeit von internationalen Anbietern begrenzt wird.

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Anteile der Zahlungsarten im stationären Einzelhandel. (Grafk: EHI Retail Institute)

Für Paypal hingegen liegt großes Potential im stationären Handel. Schon heute kann es in manchen mobilen Anwendungen als Zahlungsart hinterlegt werden. Allerdings werden sowohl PayPal als auch Kreditkarten aufgrund der vergleichsweise hohen Gebühren vom stationären Handel nicht präferiert. Die Händler befürchten, dass die hohen Zahlungsverkehrskosten des E-Commerce künftig eher auch im stationären Handel Platz greifen, als dass der umgekehrte Effekt eintritt. In jedem Fall wird die Mehrkanalfähigkeit der Zahlungssysteme immer mehr zum Erfolgsfaktor für die Systembetreiber und auch die Handelsunternehmen denken mittlerweile bei der Auswahl von Zahlungsdienstleistern zunehmend kanalübergreifend.

Anteile der Zahlungsarten im Online-Einzelhandel. (Grafk: EHI Retail Institute)

Zur Methodik der Studie

Die Studie „Online-Payment 2023“ wurde zwischen Februar und März 2023 mithilfe einer Online-Erhebung durchgeführt. Das Panel beinhaltet Daten von 138 Onlinehandels-Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Umsatzgrößen mit einem Gesamtnettoumsatz in Höhe von 47,4 Milliarden Euro im Jahr 2022. Der E-Commerce-Umsatz im Jahr 2022 wurde für die Berechnung der Umsatzanteile der Zahlungsarten auf 85 Milliarden Euro geschätzt. Datengrundlage für die Markthochrechnung waren Umsatzangaben von Händlern aus dem EHI-Panel der Studie Online-Payment 2023. Außerdem aus der EHI-Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2022“ sowie Daten der Branchenverbände bevh und HDE. Der geschätzte E-Commerce-Umsatz für 2022 basiert auf Onlineshops, die physische Güter vertreiben. Dieser ist Retouren bereinigt, exklusive Umsatzsteuer und Marktplatzumsätze oder sonstige betriebliche Erträge des Unternehmens.

Das Erhebungspanel „Zahlungssysteme“ der EHI Retail Institute GmbH umfasst 409 Unternehmen mit rund 100.000 Betrieben aus 35 Branchen mit einem Brutto-Umsatz von 294 Milliarden Euro. Das sind 55,4 Prozent des stationären Einzelhandelsumsatzes i. e. S. in Höhe von 465 Milliarden Euro in 2022. (sg)

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Aufmacherbild: Rawpixel.com – Adobe Stock


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