07.06.2021 – Kategorie: IT
Open Banking per API: So unterstützen Bankdaten die Onlinehändler
Händler, die ihre Arbeitsabläufe auf Basis von Banktransaktionsdaten automatisieren, sind auch für schwierige Situationen gerüstet und können ihr Geschäft einfach skalieren. Doch wie genau kann diese Art der Digitalisierung in der Praxis aussehen?
Wer als Onlinehändler seine Waren unverzüglich ausliefert, Rückzahlungen schnellstmöglich veranlasst und Lieferantenrechnungen sofort begleicht, hat im Wettbewerb ganz klar die Nase vorn. Eine der Grundvoraussetzung dafür ist zum Einen, seine Shopumsätze stets im Blick zu haben. Zum Anderen gilt es, Zahlungseingänge und offene Bestellungen zeitnah abzugleichen und den Versand direkt anzustoßen. Die Realität jedoch sieht häufig anders aus: Vor allem für kleinere Händler gehört es oft noch zum Tagesgeschäft, ihre Umsatzdaten per Browser oder Fremdsoftware abzurufen und manuell mit den offenen Aufträgen abzugleichen – in manchen Fällen sogar noch mittels ausgedruckter Listen. Das ist nicht nur mühsam, sondern auch fehleranfällig, erhöht die Kosten und verzögert die Warenauslieferung und Zahlungsabwicklung.
Neue Zeiten erfordern moderne Technologien: Open Banking per API
Deutlich bemerkbar machte sich die fehlende Digitalisierung von Prozessen in der Corona-Krise. Viele Onlineshops mussten plötzlich eine wesentlich höhere Anzahl an Aufträgen bearbeiten – mit den gleichen Ressourcen wie zuvor. Eine große Herausforderung, denn während die internen Abläufe an die neuen Gegebenheiten angepasst werden mussten, galt es, den Kunden selbstverständlich auch weiterhin den gewohnten Service zu bieten.
Unterstützung kommt hier von unerwarteter Seite: dem eigenen Bankkonto. Immer mehr europäische Finanzinstitute öffnen sich über standardisierte technische Schnittstellen – sogenannte Application Programming Interfaces (APIs) nach außen. Dadurch ermöglichen sie es Partnern und Kunden, ihre Umsatzdaten auch in Bereichen jenseits des eigentlichen Bankgeschäfts zu nutzen.
Gerade im E-Commerce-Bereich lassen sich durch das sogenannte „Open Banking“ wesentliche Vorteile erzielen. So können API-Produkte beispielsweise dabei helfen, die Konversionsrate zu verbessern, Kaufabbrüche zu verhindern oder die Käuferreichweite zu erhöhen. Auch die Kundenverifikation lässt sich mit dem Einsatz von Open Banking per APIs optimieren. Gewährt ein Käufer dem Onlinehändler seines Vertrauens per Knopfdruck Zugang zu ausgewählten Bankdaten, kann dieser bestimmte Personenmerkmale wie Alter, Adresse oder IBAN digital in Echtzeit bestätigen. Ferner kann er das Betrugsrisiko minimieren und den Kaufprozess vereinfachen. Ein Vorteil für beide Seiten, der das Einkaufserlebnis positiv gestaltet.
Mittels API: Integration des Geschäftskontos in die eigene IT-Landschaft
Einen Schritt weiter können Shopbetreiber gehen, indem sie ihr Geschäftskonto per API in die eigene IT-Landschaft integrieren. Sie können es direkt an ihre Warenwirtschafts- und Logistiksysteme anbinden, ohne Drittsoftware zwischenzuschalten. Auf Basis ihrer Umsatzdaten können sie ihre unternehmensseitigen Buchhaltungs- und Logistikprozesse digitalisieren und so die gesamte Logistikkette wesentlich beschleunigen.
Eine solche Kontointegrations-API bietet etwa die Deutsche Bank an. Somit ermöglicht sie Onlineshops unter anderem, ihre Umsätze automatisch mit den offenen Bestellungen abzugleichen und den Warenversand zeitnah zu veranlassen. Auch die automatische Erstellung von Mahnungen bei Zahlungsverzug gehört zu den Prozessen, die digital durch den Abruf von Transaktionsdaten ausgelöst werden können. Zudem bietet die Integration des Geschäftskontos die Möglichkeit, die Zahlung von Rechnungen oder Rückerstattungen direkt aus der eigenen Software heraus auszulösen. Dank einer Filterfunktion können sich Onlinehändler beim Eingang entsprechender Zahlungen sofort von der Bank benachrichtigen lassen. Dies ist vor allem hilfreich, wenn es darum geht, Premiumkunden bevorzugt zu bedienen.
Flexibles Banking für dynamische Prozesse
Die Angebote für die Integration von Geschäftskonten mittels Open Banking per API sind aktuell auf dem Markt noch nicht weit verbreitet. Dennoch beschäftigen sich immer mehr Banken im Rahmen von Open Banking auch mit diesem Thema. Über die Kontointegrations-API der Deutschen Bank beispielsweise können Geschäftskunden heute schon in wenigen Tagen ihre ganz individuelle Banking-Lösung realisieren. Das ist abhängig von ihrer eigenen IT-Struktur und den vorhandenen Entwicklungsressourcen. Dabei müssen sie sich zum ersten Mal nicht an fremde Prozesse anpassen. Anstelle dessen können sie ihren Bankzugang flexibel auf die vorhandenen technischen Gegebenheiten ausrichten. Das IT-System des Händlers kann die Transaktionsdaten künftig direkt über das Open Banking per API von der Bank abrufen. Im nächsten Schritt kann es die Daten ohne manuelle Zwischenschritte weiterverarbeiten.
Mögliche Lösungen reichen je nach Größe und Bedarf des Onlineshops von einfachen Aufgaben wie dem Abrufen und Speichern von Umsätzen in einem Tabellenkalkulationsprogramm bis hin zur kompletten Einbindung des Kontos in das eigene Warenwirtschaftssystem. Die daraus entstehenden Zeit- und Kosteneinsparungen können Händler an ihre Endkunden weitergeben und dadurch die Kundenzufriedenheit und -bindung erhöhen.
Die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie ist noch nicht abzusehen. Klar ist jedoch: Wer für die Zukunft gerüstet sein will, muss sicherstellen, dass er sein Geschäft jederzeit an die aktuelle Situation anpassen kann. Bei der Automatisierung der Arbeitsschritte vom Zahlungseingang bis zur Bereitstellung der Waren oder Dienstleistungen kann unter anderem das eigene Geschäftskonto helfen. Mittels der Anbindung moderner API-Schnittstellen können Onlinehändler ihre Arbeitsaufwände reduzieren. Außerdem können sie ihre Mitarbeiter entlasten und sich auf das konzentrieren, was wirklich zählt: das eigentliche Kerngeschäft.
Lesen Sie auch: Umsatzsteuer im Onlinehandel – Steuersätze vollautomatisiert und on demand.
Über den Autor: Joris Hensen verantwortet das API-Programm der Deutschen Bank, das er Anfang 2015 mitbegründet hat.
Teilen Sie die Meldung „Open Banking per API: So unterstützen Bankdaten die Onlinehändler“ mit Ihren Kontakten:
Zugehörige Themen:
Digitale Transformation | Digitalisierung, E-Commerce & Onlinehandel, Unternehmen