Payment-Revolution (Teil 1)
Das e-commerce magazin im Interview mit Johannes F. Sutter, Director Business Solutions Saferpay SIX Card Solutions Deutschland
ECM: In den vergangenen 12 Monaten waren wohl „Zahlung auf Rechnung“ sowie Amazon-Payment und Bitcoins die am intensivsten diskutierten Themen im Payment-Bereich. Welche Themen werden uns in den nächsten zwölf Monaten bewegen?
Johannes Sutter: Aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Bereich Zahlungsmittel werden gleich mehrere Themen für Online-Händler künftig von Interesse sein. Auf der einen Seite steht unser deutsches ELV (Bankeinzugsverfahren) vor dem Aus – eine Alternative von den Banken für den Online-Handel gibt es noch nicht. Auf der anderen Seite haben Visa und MasterCard ihre Debitkarten für den sicheren Einkauf im Internet entwickelt. Diese werden derzeit in einigen europäischen Ländern eingeführt. Es ist zu erwarten, dass die neuen internationalen Debitkarten V-Pay von Visa und MasterCard Online 2012 verstärkt über die deutschen Banken und Sparkassen an die Karteninhaber ausgegeben werden. Die neue Debitkartenfunktion macht das Bezahlen im Internet noch einfacher und sicherer für den Karteninhaber und den Online-Händler.
Ein weiterer Trend wird der Kauf auf Raten sein, der im Internet bislang noch sehr umständlich und kompliziert ist. Die neuen Anbieter und Systeme ermöglichen es heute jedoch, einfach per Klick einen Ratenkauf im Online Store abzuschließen. Dies bringt eine Vereinfachung beim Bezahlen und somit eine Steigerung der Kaufwahrscheinlichkeit im Online-Handel.
ECM: Die europäische Finanzwirtschaft plant die Einführung einer europaweiten Lösung, die das Bezahlen von Interneteinkäufen einfacher und sicherer machen soll. Der künftige Service mit dem Arbeitstitel „MyBank“ wird es Online-Käufern aus ganz Europa ermöglichen, Zahlungsaufträge direkt über die Online-Banking-Portale ihrer jeweiligen Finanzinstitute zu verschicken. Was halten Sie davon? Revolution oder einfach ein Wettbewerber mehr?
Johannes Sutter: Es ist aufwendig für Online-Händler in Europa, die Vielzahl der unterschiedlichen nationalen Online-Banking-Systeme in ihre Shops zu integrieren. Da haben wir heute zum Beispiel Giropay in Deutschland, EPS in Österreich, Postfinance in der Schweiz und iDeal in den Niederlanden. Aus Sicht des Online-Handels ist eine einheitliche europaweite Banken-Lösung daher von höchstem Interesse. Eine Revolution steht aber hier eher nicht zu erwarten.
ECM: Laut dem aktuellen E-Payment-Barometer bevorzugen kleinere Händler den Kauf auf Vorkasse, während größere Händler Kreditkartenzahlungen den Vorzug geben. Ist das auch Ihre Erfahrung? Und weswegen ist das so?
Johannes Sutter: Das ist sehr einfach zu begründen. Kleinere oder Start-up-Shop-Betreiber starten mit der Vorauskasse, da es ohne technischen Aufwand und mit wenigen Kosten verbunden ist. Mit steigenden Umsätzen nehmen die Online-Händler auch weitere Zahlungsmittel wie PayPal und Kreditkarten mit in ihr Angebot auf. Bei Marken-Shops steht das einfache und sichere Bezahlen von Anfang an als ein wichtiger Service für ihre Kunden auf dem Programm. Letztendlich entscheidet aber der Kunde, wie er bezahlen will, nicht der Händler. Daher bieten Online-Händler heute im Durchschnitt mehr als vier Zahlungsarten an. Zu den meistgenutzten Zahlungsmitteln gehören in deutschen Online-Shops Kauf auf Rechnung, Debit- und Kreditkarten, Paypal und Vorauskasse.
ECM: Mobile Payment wird seit Jahren als Trendthema gehypt. Richtig viel ist aber immer noch nicht passiert. Jetzt soll in den USA Google Wallet an den Start gehen. Wird das den Durchbruch bringen? Oder was wird aus dem Thema Mobile Payment?
Johannes Sutter: Das mobile Bezahlen ist ein sehr spannendes Thema. Alle mobilen Zahlungslösungen scheiterten in der Vergangenheit immer an der Akzeptanz bei den Händlern und bei den Kunden. Die Kooperation zwischen Visa und Google ist der erste Schritt zu einem weltweit einheitlichen mobilen Bezahlen. Damit das mobile Bezahlen einfach funktioniert, werden neben dem Internethandel derzeit auf der ganzen Welt Laden-Kreditkartenterminals und Automatenmodule mit der so genannten NFC-Technik ausgerüstet. Diese Technologie ermöglicht das kontaktlose Bezahlen. Die neuen Debit- und Kreditkarten beinhalten bereits die NFC-Technik für das kontaktlose Bezahlen. Nun folgt der nächste logische Schritt: die Kreditkarten (Sicherheitsmerkmale) kommen in das Handy. Heute benötigt ein Karteninhaber noch eine eigene Karte – morgen sind Technik und Karteninformationen im Handy in einem speziell entwickelten Sicherheitsmodul integriert. Und genau das treiben Visa mit Visa payWave als Kartengesellschaft und Google als Lieferant für Handy-Betriebssysteme (Androide) voran. Als Lieferant von Kreditkartenterminals und E-Payment-Lösungen (Saferpay) integrieren wir bereits heute die Technologie von morgen. Damit können unsere angeschlossenen Händler auch morgen einfach und sicher den bargeldlosen Zahlungsverkehr abwickeln.
Teil 2 der Serie Payment-Revolution: am Dienstag 18.10.2011 ab 8 Uhr
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